Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen
ab.
»Wo bist du?«, fragte er.
»In der Stadt«, erwiderte ich schlicht.
»Ich habe mir Sorgen gemacht. George hat gesagt, du wärst gegangen, ohne ein Wort zu sagen. Quinn hat auch schon nach dir gesucht.«
»Ich hatte etwas zu erledigen.« Ich stieß die Luft aus. »Ich kann jetzt nicht sprechen.«
»Bitte sag mir, was los ist, Sarah.«
Ich schluckte den dicken Kloß in meinem Hals hinunter. »Ich kann nicht. Bin sehr beschäftigt.«
»Ich komme und hole dich ab. Zusammen werden wir mit Gideon fertig.«
Ja, ich tauchte Arm in Arm mit Thierry im Darkside auf, und Amy holte ihre Engelsflügel heraus.
»Tut mir leid, Thierry. Das müssen wir leider auf ein anderes Mal verschieben.«
»Ich kann in ein paar Minuten da sein. Sag mir, wo du bist; wo du hinwillst.« Er klang besorgt.
»Dieses Chaos muss ich selbst wieder in Ordnung bringen.
Wenn es eine andere Möglichkeit gebe, würde ich die ganz sicher wählen. Glaub mir. Ich … ich muss gehen.«
»Sarah …«
Ich beendete das Gespräch, ließ das Telefon in meine Tasche gleiten und ignorierte es, als es einen Augenblick später erneut vibrierte. Er rief mich wieder an. Ob mit oder ohne Maske, der Mann war ziemlich hartnäckig.
Wenn alles in Ordnung wäre, hätte ich darüber gelacht. Thierry verfolgte mich, bestand darauf, an meiner Seite zu sein, selbst nachdem wir uns gestritten hatten.
Wir haben es hier mit einer Hundertachtziggradwende zu tun. Ehrlich, er war der sprödeste Kerl, der mir in meinem ganzen Leben begegnet war. Ich vermutete, dass das ziemlich viel damit zu tun hatte, dass er schon so lange lebte. Er war verletzt worden, sowohl psychisch als auch physisch. Ziemlich häufig und ziemlich schlimm. Deshalb trug er einen tonnenschweren Panzer mit sich herum. Er vertraute niemandem und öffnete sich niemandem. Dass er das Geheimnis vom Roten Teufel für sich behalten hatte, war nur ein Beispiel. Er hatte mich so oft zurückgestoßen, dass es nur meiner bloßen Sturheit und meiner sehr zweifelhaften Intelligenz zu verdanken war, dass ich ihn noch nicht verlassen hatte. Er war still gewesen und mürrisch und finster und unglaublich rechthaberisch.
Aber aus irgendwelchen seltsamen Gründen hatte er es mir angetan. Wer weiß, womöglich war ich eine Masochistin?
Ich hatte gegraben und gegraben, bis ich den wahren Thierry gefunden hatte. Er war, nett ausgedrückt, ein bisschen verstaubt. Aber unter der staubigen mürrischen
Oberfläche steckte mein Mr. Right. Niemand außer mir glaubte, dass wir zusammenpassten. Alle hatten schnell geglaubt, dass wir uns getrennt hatten.
Aber das war mir egal. Ich liebte ihn.
Ich war so dickköpfig.
Das Darkside hatte zwar geschlossen, aber die Eingangstür war unverschlossen, also nahm ich all meinen Mut zusammen und ging durch den falschen alten Buchladen hindurch hinein. Der Laden roch muffig und staubig und war von oben bis unten mit Taschenbüchern vollgestopft. Auf diversen Tischen lagen stapelweise Krimis, Romane und Thriller.
Der Club wirkte völlig leer, aber ich wusste, dass das nicht stimmte.
»Da bist du ja. Auch noch ganz pünktlich.«
Ich drehte mich zu Gideon um, der mit verschränkten Armen hinter mir stand. »Wo ist Amy?«
»In Sicherheit.«
»Ich will sie sehen.«
»Das wirst du sicher. Aber erst müssen wir uns um ein kleines Geschäft kümmern.«
Ich ließ den Blick durch den dunklen Nachtclub gleiten, sah aber außer Gideon niemand. »Geschäft? Ich dachte, das Ritual wäre erst um Mitternacht?«
»Nein.« Er legte den Kopf auf eine Seite. »Ich wollte dir Gelegenheit geben, dich zu entschuldigen, weil du mich in Bezug auf das Ende deiner Beziehung mit de Bennicoeur angelogen hast.«
»Nachdem du das Zauberbuch verbrannt hast, sind wir wohl mehr als quitt.«
Seine Miene verfinsterte sich. »Vielleicht habe ich etwas voreilig gehandelt.«
Etwas voreilig? »Meinst du?«
»Gefällt es dir hier?« Gideon wandte sich von mir ab und betrachtete die Einrichtung des Nachtclubs. »Ich weiß, dass du in letzter Zeit oft hier warst.«
»Klar gefällt es mir. Aber der Club ist gerade verkauft worden.«
»Ich weiß. An mich.«
Ich bekam große Augen. »Du hast einen Vampirclub gekauft?«
Er nickte. »Ja.«
»Warum?«
Er lehnte sich an den Tresen. »Die Ohrringe wolltest du ja nicht annehmen. Da dachte ich, ich schenke dir etwas Praktischeres.«
Ich blinzelte heftig. »Du hast mir einen Nachtclub gekauft? Weil ich die Ohrringe abgelehnt habe?«
»Ich habe ein sehr gutes Geschäft
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