Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen
undurchdringlich. Zum Glück hatte George das Notwendige gesagt, und ich rauschte mit Thierry an meiner Seite an ihm vorbei in die ersehnte Dunkelheit. Alle Vorhänge waren zugezogen.
Ich bemühte mich, die kleinen Rauchwölkchen auf meiner Haut zu ignorieren. Es war der letzte Tag im Februar, und die Temperatur bewegte sich um null, aber das schien keinen großen Unterschied zu machen.
Thierry sah mich mit finsterem Blick an. »Sarah, ist alles okay?«
War ich okay? Selbst wenn ich mich bemühte, konnte ich wohl kaum weniger okay sein. Mein Blickfeld verengte sich. Verdunkelte sich. Der Raum begann sich leicht zu drehen.
Als es noch Nachtwandler gab, hatten sie tagsüber geschlafen. Bewusstlos zu sein war die einfachste Art, das Sonnenlicht zu meiden.
»Sie ist sehr blass«, stellte George fest und musterte mich. »Kreidebleich ist derzeit nicht angesagt.«
Dann verdrehte ich die Augen und verlor das Bewusstsein.
17
E in Traum. Es war alles nur ein Traum. Gott sei Dank.
»Huhu, Sarah. Bist du wach?«, drang eine Stimme in mein Unterbewusstsein vor.
Ich öffnete die Augen.
George starrte auf mich hinunter. Bereits zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen presste er einen nassen kalten Lappen fest auf meine Stirn.
Doch kein Traum. Verdammt .
»W … was?«, stieß ich hervor.
Er wedelte mit der Hand vor seiner Nase herum. »Hoppla, dein Atem ist… na ja, wie Atem morgens halt so ist. Und dabei ist es noch nicht einmal mehr Morgen. Oder sogar Nachmittag.«
»Wie lange war ich bewusstlos?«
»Den ganzen Tag. Die Sonne ist schon untergegangen. Ich nehme an, dass unsere kleine Frau Nosferatu deshalb endlich aufgewacht ist.«
Als ich mich aufstützte, stellte ich fest, dass ich vollkommen angezogen auf dem Bett lag, man hatte mir nur meine Schuhe und meinen Mantel ausgezogen. »Wieso habt ihr mich nicht früher geweckt?«
»Wir haben es versucht. Du warst tot, und das meine ich wörtlich. Du atmest nicht, und dein Herz schlägt nicht. Du kannst von Glück sagen, dass wir dich nicht einbalsamiert haben.«
Ich ließ mich zurück auf mein Kopfkissen fallen. »Vielleicht hättet ihr das tun sollen. Es würde ein paar von meinen Problemen lösen.«
Er setzte eine besorgte Miene auf. »Fühlst du dich immer noch … normal , jetzt wo die Kette weg ist?«
»Normal ist ein sehr relativer Begriff.« Ich schwang die Beine aus dem Bett. Mein Zustand war zwar schwach und zitterig, aber ich verspürte nicht das dringende Bedürfnis, mich gleich wie ein brünetter Blutegel auf Georges Halsschlagader zu stürzen. »Wo ist Thierry?«
»Er war den ganzen Nachmittag über bei dir.«
»Ja?« Der Gedanke brachte meinen lauwarmen Körper ein bisschen zum Glühen.
George nickte. »Offensichtlich weiß er nichts von dem Morgenatem. Pfefferminz gefällig?« Er bot mir gleich mehrere davon an.
Ich konnte einen Tipp gebrauchen und nahm sie gern. »Danke.«
»Er telefoniert gerade mit Barry. Amy ist verschwunden.« Er runzelte die Brauen. »Hat sie dir gegenüber irgendetwas erwähnt, dass sie unseren Lieblings-Maître für einen anderen sitzenlassen will?«
Ich schluckte. »Gideon hat sie in seiner Gewalt.«
Er wurde bleich. »Mit jedem anderen Mann wäre ich einverstanden gewesen.«
»So will er sicherstellen, dass ich ihn heute Nacht zeuge.«
Er biss die Zähne zusammen. »Dieser Mistkerl.«
»George, lass mich bitte einen Augenblick mit Sarah allein.« Thierry stand im Türrahmen und sah herein.
George drehte sich zu ihm um. »Gideon hat Amy entführt.«
Thierry nickte ernst. »Ich habe zugehört.«
George wirkte außer sich. »Das ist ja schrecklich. Wenn ich hier weiter herumsitze und nur warte, was passiert, komme ich mir vollkommen nutzlos vor. Es muss doch irgendetwas geben, was ich tun kann.«
»Ich könnte einen Kaffee vertragen.«
Er nickte. »Gute Idee. Ich mache Kaffee.«
Er drehte sich um und ließ uns allein.
»Gideon hat nicht nur Amy«, berichtete ich ausdruckslos. »Er hat auch Veronique.«
Für den Bruchteil einer Sekunde riss Thierry die Augen auf. »Hat er sie ebenfalls entführt?«
Ich schüttelte den Kopf. »Sie hat mehr auf dem Gebiet des Matratzentestens mit ihm zu tun und scheint überhaupt nichts dabei zu finden. Er ist ein mächtiger Mann und sie eine Überlebenskünstlerin. Ende der Geschichte.«
Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten, aber
er verfinsterte sich deutlich. »Das enttäuscht mich. Ich hätte etwas anderes von ihr erwartet.«
»Ich auch.«
»Ich weiß
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