Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen
natürlich, wie egoistisch sie ist. Schließlich kenne ich sie lange genug. Aber das? Dass sie einem Mann wie Gideon hilft, dessen Familie seit Jahrhunderten Vampire umgebracht hat …« Er atmete geräuschvoll aus. »Ich bin wirklich enttäuscht.«
»Sie hat mir etwas von ihrem Blut gegeben. Gideon glaubt, dass ich ein noch mächtigerer Erzeuger werde, wenn ich das Blut von einem dritten Meistervampir wie Veronique getrunken habe.«
»Ich fürchte, damit hat er recht.«
Ich stand vom Bett auf und ging zu ihm, aber nicht zu nah. Ich schämte mich immer noch ziemlich wegen allem, was geschehen war. Die ganze Situation nervte. Das war noch milde ausgedrückt.
Sie nervte wirklich .
»Veroniques Blut war so stark, dass ich mich wieder unter Kontrolle habe. Zumindest für eine Weile. Ich bin immer noch durstig … es ist, als wäre ich jetzt pauenlos durstig, aber momentan kann ich es kontrollieren. Ich weiß nicht, wie lange das anhält.« Als ich einen dicken Kloß im Hals spürte, wandte ich mich von ihm ab. »Es tut mir so leid.«
Er legte eine Hand auf meinen Rücken, und meine kühle Haut nahm seine Wärme in sich auf. »Was tut dir leid?«
»Alles. Nichts ist einfacher geworden. Sondern alles nur noch schlimmer. Und schlimmer. Und das ist allein meine
Schuld. Wahrscheinlich wünschst du dir, du wärst mir niemals begegnet.«
»Wenn ich dir nie begegnet wäre, hätte ich meinem Leben vor drei Monaten ein Ende gesetzt.«
O ja. Das hatte ich vorübergehend vergessen. Ich erinnerte mich kurz an eine hohe Brücke und einen Mann in einem langen dunklen Mantel, der das Gefühl hatte, schon zu lange gelebt zu haben. Er hatte in jener Nacht Frieden gesucht. Stattdessen war er mir begegnet.
Vielleicht hätte er lieber springen sollen, als er die Chance hatte.
»Es tut mir leid«, beteuerte ich noch einmal.
»Hör bitte auf, dich zu entschuldigen.« Er zog mich an sich und drückte mich fest an seine Brust. »Du hast mit vielem recht. Es ist nicht einfacher für uns geworden. Aber ich wünsche mir nicht, dass ich dir niemals begegnet wäre. Ich bin dankbar, dass du in mein Leben getreten bist.«
Ich schüttelte den Kopf und musste unwillkürlich ein bisschen lächeln. »Dann bist du noch verrückter, als ich dachte.«
»Vielleicht bin ich das.« Er nahm mein Gesicht in seine Hände und beugte sich vor, um mich sanft zu küssen. »Jetzt musst du damit aufhören, damit wir entscheiden können, was zu tun ist.«
»Das ist ganz einfach. Ich werde Gideon um Mitternacht zeugen, dann lässt er Amy frei.«
Thierry schwieg eine Weile. »Das darf nicht passieren.«
»Was?«
»Du hast mir letzte Nacht bewiesen, dass dein Blut stark genug war, um sogar meine tödliche Verletzung zu heilen.
Jetzt bist du noch stärker. Was wird Gideon denn wohl für ein Vampir werden? Wie viel Macht verleihst du ihm? Das Risiko ist schlicht zu groß.«
Ich befeuchtete meine trockenen Lippen. »Ich hatte den Eindruck, dass er das Leben mit anderen Augen sieht. Dass er sich vielleicht ändert.«
»Und was glaubst du jetzt?«
»Ich glaube, dass er meine Kette kaputt gemacht hat und mein Zauberbuch verbrannt hat. Ich hasse ihn.«
»Und trotzdem willst du ihm heute Nacht helfen?« Er starrte mich an. »Seltsam.«
»Das hat nichts damit zu tun, dass ich auf seinen Körper scharf wäre oder so. Er hat Amy.«
Er hob eine dunkle Braue.
» Er hat Amy«, sagte ich mit mehr Nachdruck.
Mit angespannter Miene und zusammengezogenen Augen sagte er: »Woher willst du wissen, dass er Amy freilässt, wenn er bekommen hat, was er will?«
»Ich sehe keine andere Möglichkeit.« Meine Unterlippe zitterte, und seine abweisende Miene wurde deutlich milder.
»Entschuldige.« Er stieß die Luft aus. »Normalerweise komme ich mit unerfreulichen Situationen gut zurecht, aber bei der Sache mit Gideon und mit deinem Fluch habe ich irgendwie Schwierigkeiten.«
»Ich weiß.« Ich umarmte ihn, und er küsste mich erneut. Ich schluckte und sah in sein angespanntes Gesicht. »Wie spät ist es jetzt?«
»Es ist sieben Uhr.«
Wenn mein Herz noch schlagen würde, würde es jetzt
schneller gehen. Ebenso mein Atem. »Uns bleiben noch fünf Stunden bis zum Beginn des Rituals.«
»Da ist noch etwas anderes, das du wissen solltest«, sagte er leise und mied meinen Blick.
»Bitte sag mir, dass ich im Lotto gewonnen habe. Ich könnte eine gute Nachricht vertragen.«
Er schüttelte den Kopf. »Es ist… es ist der Ring . Sie haben mich angerufen.«
»Das Geplänkel
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