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Sarah Maclean

Sarah Maclean

Titel: Sarah Maclean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit neun verruchten Dingen einen Lord bezwingen
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die Worte entgegen, als wäre sie nicht ganz richtig
    im Kopf.
    Unwillkürlich fuhr Callie vor ihm zurück, überrascht von
    diesem neuen Oxford: Verschwunden war der stets lächelnde
    geistlose Dandy, an seine Stelle war ein zorniger, unangeneh-
    mer Mann getreten. „Dann standen Sie wohl unter dem fal-
    schen Eindruck, ich sei auf der Suche nach einem Ehemann."
    Oxford verzog verächtlich die Lippen und erklärte dann
    rüde: „Ach, kommen Sie. Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich
    Ihnen abnehme, Sie hätten nicht von alldem geträumt. Ist das
    nicht der Augenblick, von dem alle alten Jungfern träumen?"
    Stolz richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf. „Gewiss,
    Lord Oxford, wir träumen davon, einen Heiratsantrag zu be-
    kommen. Allerdings nicht von Ihnen."
    Zorn erfasste ihn, und er versteifte sich. Sein Gesicht lief
    dunkelrot an. Normalerweise wäre sie stolz darauf gewesen,
    eine solche Veränderung bewirkt zu haben, doch jetzt befürch-
    tete sie einen flüchtigen Moment, er könnte sie schlagen. Er tat
    es nicht, trat stattdessen einen Schritt zurück und befreite sie
    von seiner erdrückenden Nähe. Sie beobachtete, wie sein Zorn
    sich in Abscheu verwandelte, und endlich erkannte sie, was er
    in Wahrheit für sie empfand: nichts als riesengroße Verachtung.
    „Sie machen einen schrecklichen Fehler", warnte er sie.
    „Das möchte ich ehrlich bezweifeln." Callies Ton wurde kalt,
    sie wappnete sich gegen den Mann. „Unser Gespräch ist hiermit
    beendet."
    Mit zornfunkelnden Augen sah er sie an. Entschlossen wand-
    te sie sich von ihm ab und sah wieder hinaus in den dunklen
    Park. „Mein Heiratsantrag ist der beste, den Sie je bekommen
    werden. Glauben Sie denn, dass irgendwer ein Schweinchen
    wie Sie wirklich haben will?" Die Worte sollten sie verletzen, und sie taten es auch. Sie hielt sich kerzengerade, als er den
    Raum verließ, und lauschte den sich entfernenden Schritten.
    Erst dann setzte sie sich wieder hin.
    Und dann stieß sie einen langen Seufzer aus, merkte, wie ihre
    Kraft sie verließ, während Oxfords schreckliche Bemerkung
    wie ein Mühlrad in ihrem Kopf herumging. Natürlich hatte er
    recht. Sie hatte in ihrem Leben erst zwei Heiratsanträge er-
    halten, und keiner von beiden hatte irgendetwas mit ihr zu tun
    gehabt. Oxford hatte es nur auf das Geld abgesehen, das er mit
    ihrer Mitgift erhalten hätte, und Ralston ... Ralston versuchte,
    ihren Ruf zu schützen, was zwar ehrbar war, aber kein bisschen
    romantisch. Warum gab es niemanden, der sie einfach um ihrer
    selbst willen begehrte?
    Bei dem Gedanken stiegen ihr Tränen in die Augen. Was für
    ein Durcheinander. Sie senkte den Kopf und sank in sich zu-
    sammen, stemmte dann den Rücken gegen die Lehne, bis ihre
    Muskeln schmerzten. Mehrmals atmete sie tief durch und frag-
    te sich, wie lange sie wohl in diesem Raum bleiben könnte, ehe
    man sie vermisste.
    „Du solltest nicht hier allein sein."
    Sie versteifte sich, als sie die entschiedenen Worte hörte,
    drehte sich aber nicht um. Ralston wollte sie bestimmt kein ver-
    weintes Gesicht zeigen. „Woher wusstest du, dass ich hier bin?"
    „Ich habe Oxford aus dieser Richtung kommen sehen. Ist et-
    was passiert? Geht es dir gut?"
    Sie flüsterte in die Dunkelheit: „Bitte geh weg."
    Kurze Stille trat ein, dann war eine Luftbewegung zu spüren,
    als er auf sie zutrat und die Hand nach ihr ausstreckte. „Cal-
    lie?", sagte er, und die leise Sorge in seiner Stimme zerriss ihr
    das Herz. „Geht es dir gut? Mein Gott. Hat Oxford dich ange-
    fasst? Ich bringe ihn um."
    Sie atmete noch einmal tief durch. „Nein ... nein. Er hat
    nichts gemacht. Mir geht es gut. Ich wäre dir dankbar, wenn du
    gehen würdest, bevor mein ... mein Ruf ... in Mitleidenschaft
    gezogen wird."
    Er lachte leise. „Darüber sind wir doch längst hinaus, meinst
    du nicht?" Sie reagierte nicht, und er fuhr fort, an ihren Hin-
    terkopf gerichtet: „Das ist teilweise der Grund, warum ich dich
    gesucht habe."
    Sie krampfte sich noch fester in die Armlehne ihres Sessels.
    „Ralston, bitte. Geh einfach."
    „Ich kann nicht." Er kam näher, legte ihr die Hände auf die
    Schultern, und sein Ton war flehend und verlockend zugleich.
    „Callie, du musst mir eine Chance geben, dich davon zu über-
    zeugen, dass es mir ernst ist mit meinem Heiratsantrag. Bitte,
    heirate mich."
    Es war zu viel. Sie konnte es nicht ertragen. Wieder liefen
    ihr die Tränen die Wangen herab, schnell und imbeherrscht. Sie
    schwieg,

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