Sarah Maclean
übel Lust auf einen
Tanz", ertönte es da direkt hinter ihnen. Sie drehten sich um
und fanden sich einem lächelnden St. John gegenüber. „Lady
Mariana, sagen Sie bloß nicht, Sie hätten diesen Tanz schon
versprochen?"
Mariana sah auf ihre Tanzkarte und erwiderte lachend: „Das
hatte ich tatsächlich, aber mein Partner tanzt anscheinend lie-
ber mit Ihrer Schwester."
Nick schüttelte den Kopf und setzte eine tragische Miene auf.
„Ich werde mich bemühen, Ihnen adäquaten Ersatz zu bieten,
Mylady."
„Das wäre wirklich reizend von Ihnen", sagte Mariana, lä-
chelte strahlend und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche gelei-
ten.
Amüsiert sah Callie ihnen nach. Beinahe hätte sie darüber
sogar vergessen, dass die beiden sie mit Ralston allein zurück-
gelassen hatten. Beinahe.
Unsicher, was sie nach ihrem letzten Gespräch zu ihm sagen
sollte, drehte sie sich zu ihm um und begegnete einem uner-
gründlichen Blick. Nervös entschied sie sich für das sicherste
Thema. „Lord Ralston", sagte sie förmlich, „Ihre Schwester ist
heute Abend anscheinend in bester Verfassung."
„Allerdings. Dank Ihnen und Ihrer Familie."
„Rivington erweist sich als hervorragendes zukünftiges Fa-
milienmitglied." Callies Lippen verzogen sich zu einem stillen
Lächeln, während sie die tanzenden Paare beobachtete.
Raistons grinste schief. „Ich stehe in seiner Schuld." Er sah
sie ernst an. „Und in Ihrer."
Seine Augen verdunkelten sich, als sein Blick über sie wan-
derte, und Callie spürte, wie er das Gewicht ein winziges Stück
verlagerte. Und da wurde ihr klar ... er hatte das Kleid be-
merkt. Fordere mich zum Tanzen auf. Sie wusste, dass das eine
schlechte Idee war - sie durfte sich an diesem Abend wirklich
nicht von Ralston mitreißen lassen, schließlich hatte sie ihn erst
vor wenigen Stunden abgewiesen und beschlossen, sich von
nun an fern von ihm zu halten. Fordere mich zum Tanzen auf,
damit ich meinen ersten Walzer in diesem Kleid mit dir tan-
ze. Sie brachte die leise Stimme zum Schweigen und entschied,
dass sie ab sofort die albernen Träumereien sein lassen würde.
Mit Ralston zu tanzen war ganz entschieden eine fürchterlich
schlechte Idee.
„Lady Calpurnia, darf ich Sie zum Tanz bitten?"
Zuerst war Callie aus gutem Grund verwirrt, schließlich hat-
te sie alle Willenskraft darauf gerichtet, dass Ralston diese Wor-
te aussprach. Stattdessen kamen sie aus einer ganz anderen
Richtung - erklangen hinter ihrer rechten Schulter. Sie blinzel-
te unsicher, registrierte kaum Raistons finstere Miene, drehte
sich um und sah Lord Oxford.
Nein! Sie unterdrückte den Wunsch, mit dem Fuß aufzu-
stampfen.
Sie konnte die Aufforderung nicht ablehnen, es wäre nicht
nur überaus unhöflich, dies zu tun, Callie konnte es sich auch
gar nicht leisten, irgendeine Aufforderung zum Tanz auszu-
schlagen. Schließlich kamen sie nicht gerade zahlreich herein.
Sie warf Ralston einen raschen Blick zu, fragte sich, ob er wohl
einschreiten und den Tanz für sich beanspruchen würde. Wenn
er behauptete, dass er sie schon aufgefordert hätte, würde sie es
nicht abstreiten.
Doch er schwieg, betrachtete sie nur mit diesem kalten, uner-
gründlichen Blick. Sie wandte sich Oxford zu. „Ich würde sehr
gern mit Ihnen tanzen, Mylord.Vielen Dank."
Der Lord bot ihr den Arm, und sie legte die Hand darauf.
Bei der Berührung, teilten sich seine Lippen zu einem brei-
ten Grinsen, das allerdings nicht bis zu seinen Augen vordrang.
„Hervorragend."
Ralston sah zu, wie Oxford Callie zum Walzer führte. Zorn
brannte in seinen Adern, als er sah, wie der andere Mann den
Arm um sie legte ... sie berührte. Nur seine in langen Jahren
entwickelte Zurückhaltung hielt ihn davon ab, zur Tanzfläche
zu stürmen und sie aus den Armen dieses nur auf ihr Geld er-
pichten Dandys zu reißen.
Verdammt, ich sollte derjenige sein, der mit ihr tanzt, hader-
te Ralston im Stillen. Er ließ sie nicht aus den Augen, während
Oxford sie durch den Ballsaal wirbelte, bis ihr blaues Kleid nur
noch verschwommen zu erkennen war. Als ob das, was passiert
war - ihre entschiedene Abweisung seines Heiratsantrags -,
nicht schon genug schmerzte, musste er nun auch noch mit an-
sehen, wie sie in Oxfords Armen lag, gekleidet wie ein Engel.
Wo zum Teufel hatte sie dieses Kleid aufgetrieben? Es stand
ihr wunderbar, schmiegte sich an ihre üppige, weibliche Ge-
stalt, hob ihre herrlichen Brüste hervor, ihre
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