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Sarah Maclean

Sarah Maclean

Titel: Sarah Maclean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit neun verruchten Dingen einen Lord bezwingen
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Ballsaal war zum Bersten voll. Und so blieb sie
    einfach im Saal stehen, versuchte unbekümmert zu wirken und
    drehte sich dabei langsam im Kreis, auf der Suche nach ihm.
    Da sie so klein war, gestaltete sich diese Aufgabe als besonders
    schwierig. Schließlich gab sie es auf und begab sich, alter Ge-
    wohnheit folgend, zur Altjungfernecke.
    Sie war gerade um eine Ecke gebogen und hatte Miss Heloise
    und Tante Beatrice schon im Visier, als hinter ihr eine tiefe, ver-
    traute Stimme sagte: „Wohin des Wegs, Kaiserin?"
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken, und sie drehte sich zu
    Ralston um, nicht in der Lage, ihre Freude zu verbergen, ihn
    zu sehen. Als sie sich ihm dann gegenübersah - diesem großen,
    breitschultrigen, attraktiven, makellos gekleideten und kra-
    wattenbetuchten Prachtexemplar -, überkam sie Schüchtern-
    heit.
    Was sagte man zu seinem Verlobten, den man zuletzt gesehen
    hatte, als er sich kurz vor Tagesanbruch aus dem Schlafzimmer
    geschlichen hatte?
    Arrogant hob er eine Augenbraue, als könnte er ihre Gedan-
    ken lesen. Sie hörte, wie das Orchester einen Walzer anstimmte,
    und er ergriff ihre Hand. „Ich würde sehr gern den ersten Wal-
    zer mit meiner Verlobten tanzen", sagte er lässig.
    „Oh", erwiderte sie leise. Sie ließ sich von ihm auf die Tanz-
    fläche geleiten, wo er sie in die Arme nahm.
    Nach einigen Augenblicken des Schweigens sagte er: „Und,
    wohin warst du unterwegs?"
    Sie schüttelte den Kopf, unfähig, den Blick von seinem Kra-
    wattentuch zu lösen. „Nirgendwohin."
    Er rückte ein Stück von ihr ab und legte den Kopf schief, um
    sie anzusehen. „Callie", sagte er in einem Ton, dem bestimmt
    noch keine Frau hatte widerstehen können, dessen war sie sich
    sicher. „Wohin warst du unterwegs?"
    „In die Jungfernecke", platzte sie heraus und bedauerte es
    sofort. Es war ja nicht so, als wäre dies der offizielle Name.
    Er blinzelte. Sein Blick schweifte zu den älteren Damen hi-
    nüber und dann zu ihr zurück. Dann hob sich ein Mundwinkel
    zu einem schiefen Grinsen. „Warum?"
    Ihre Wangen wurden flammend rot. „Ich ... ich weiß nicht."
    „Du bist keine alte Jungfer mehr, meine Schöne", raunte er
    ihr ins Ohr.
    „Nenn mich nicht so." Callie sah sich um, ob irgendwer sie
    beobachtete und ihn vielleicht gehört haben könnte. Sie hatte
    den Eindruck, als beobachteten sie alle. Ihre Mutter war fleißig gewesen.
    Rasch drehte er sie zu sich um, um ihre Aufmerksamkeit wie-
    der auf sich zu ziehen. „Aber es stimmt doch", beharrte er. „Du
    wirst sehr bald die Marchioness of Ralston sein. Ich sage ja
    nicht, dass du nicht auch weiterhin mit den Damen plaudern
    kannst", neckte er sie. „Ich sage nur, dass du den Ort umbenen-
    nen musst, an dem du das tust."
    Sie lächelte unwillkürlich. „Ich würde viel lieber mit dir Wal-
    zer tanzen, als bei ihnen zu sitzen", erklärte sie rasch, und dann
    fragte sie sich, ob sie zu vorwitzig gewesen war ... ob sie ihn zu
    sehr bedrängte. Schließlich hatte Ralston sich früher nie viel in
    Gesellschaft bewegt, es gab keinen Grund, warum er jetzt da-
    mit anfangen sollte. Sie riskierte einen Seitenblick und begeg-
    nete seinem amüsierten, verständnisvollen Blick.
    „Mir wäre das auch lieber, meine Liebe."
    Immer wieder musste sie an die wunderbaren Worte denken,
    während sie durch den Saal wirbelten, und sie sonnte sich im
    Wissen, dass sie wieder mit ihm tanzen würde, sooft sie wollte,
    wenn sie verheiratet waren. Callie sah an ihm vorbei und ent-
    deckte Juliana, die sie mit strahlendem Lächeln beobachtete.
    Sie sagte: „Du hast deinen Geschwistern von uns erzählt."
    „Ich dachte, es wäre besser, wenn sie es von mir erfahren wür-
    den, statt von deiner Mutter."
    Bei diesen Worten zuckte Callie zusammen. „Tut mir furcht-
    bar leid, Gabriel, ich habe versucht, sie zum Schweigen zu brin-
    gen."
    Er lachte. „Das hättest du gar nicht erst versuchen sollen.
    Lass ihr doch die Freude, meine Schöne."
    „So wirst du nicht lang empfinden", warnte Callie ihn.
    „Na denn, genießen wir meine Großherzigkeit, solange sie
    andauert, findest du nicht?"
    Die Musik verklang, und sie kamen wirbelnd zum Stehen.
    Danach begaben sie sich zu Juliana, die sich mit einem kleinen
    Jubelschrei in Callies Arme stürzte. Callie lachte über das junge
    Mädchen, blieb aber nicht unberührt von der Aufregung über
    die Verlobungsnachricht.
    Sie hatte jedoch keine Zeit zu plaudern, denn im nächsten
    Augenblick begann die Quadrille, und

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