Sarah Maclean
Riesentrottel bin. Zu guter
Letzt würde ich sie zum nächsten Pfarrer schleppen und heira-
ten. Und ihr ein Kind machen."
Vor seinem inneren Auge sah er Callie hochschwanger, mit
seinem Kind, und Ralston schloss die Augen, weil ihm der An-
blick so viel Freude machte. „Ich dachte, wenn ich mir erlaube,
sie zu lieben, werde ich wie Vater. Ich dachte, sie würde mich
schwach machen. So wie ihn."
„Du bist nicht wie Vater, Gabriel."
„Das sehe ich jetzt auch. Sie hat es mir gezeigt." Er hielt inne,
dachte an Callies große braune Augen, ihren breiten, lächeln-
den Mund. „Mein Gott, sie hat so viel mehr aus mir gemacht, als
ich war."
Diese Aussage, die so viel Überraschung und Erstaunen barg,
wurde von lautem Geschrei untermalt. Oxford, sein Sekundant
Lord Raleigh und der Wundarzt waren eingetroffen.
Nick fluchte leise in sich hinein. „Ich muss zugeben, ich hatte
gehofft, Oxford wäre letzte Nacht so betrunken gewesen, dass
er das Duell vergessen hat."
Er nahm Ralston die Pistole ab und ging zu Raleigh, um die
Vorgehensweise festzulegen. Wie es dem Brauch entsprach, trat
Oxford vor Ralston und streckte ihm die Hand entgegen. Sein
Blick war ängstlich. „Nebenbei bemerkt, Ralston, ich möchte
mich für das, was ich über Lady Calpurnia gesagt habe, ent-
schuldigen. Und ich dachte, es könnte Sie interessieren, dass
ich die zweitausend Pfund zwar im Augenblick nicht habe, ich
aber einen Weg finden werde, wie ich meine Schulden beglei-
chen kann."
Ralston versteifte sich, als Oxford auf die dumme Wette zu
sprechen kam, die so viel Schmerz und Kummer verursacht
hatte. Er ignorierte Oxfords ausgestreckte Hand und sagte:
„Behalten Sie das Geld. Ich bekomme dafür sie. Sie ist alles,
was ich will."
Die Wahrheit seiner Worte war für Ralston ziemlich überwäl-
tigend. Jetzt, wo er herausgefunden hatte, wie sehr er Callie
wollte, erschöpfte ihn schon die bloße Aussicht auf ein Duell.
Warum stand er auf diesem kalten, nassen Feld, wenn er sich
doch in Callies Haus schleichen und in ihr weiches, einladendes
Bett steigen könnte, um sie so lange mit Entschuldigungen zu
traktieren, bis sie ihm vergab und ihn sofort heiratete?
Nick und Raleigh kamen zurück. Beide wollten die Sache so
schnell wie möglich hinter sich bringen. Während Raleigh Ox-
ford von den Regeln in Kenntnis setzte, nahm Nick Ralston bei-
seite und sagte leise: „Zwanzig Schritt, umdrehen, feuern. Und
ich weiß aus sicherer Quelle, dass Oxford in die Luft schießen
will."
Ralston nickte. In die Luft zu schießen bedeutete, dass der
Ehre Genüge getan war und beide Kontrahenten am Leben
bleiben konnten. „Ich auch", sagte er, zog den Mantel aus und
tauschte ihn gegen die Pistole, die Nick ihm hinhielt.
„Gut." Nick legte sich den Mantel über den Arm. „Dann
bringen wir es hinter uns, ja? Es ist eiskalt."
„Eins ... zwei..." Ralston und Oxford standen Rücken an Rü-
cken, als Raleigh anfing, die Schritte auszuzählen. Während er
zum rhythmischen Ausrufen der Zahlen - „Fünf ... sechs ..." -
langsam ausschritt, dachte Ralston an Callie, an ihre strahlen-
den Augen, ihr warmes Lächeln. „Zwölf ... dreizehn ..." Cal-
lie, die in diesem Augenblick vermutlich im Bett lag und fest
schlief. „Sechzehn ... siebzehn ..." Er konnte es gar nicht ab-
warten, die Sache mit Oxford hinter sich zu bringen und zu ihr
zu eilen. Er würde sich entschuldigen und ihr alles erklären und
sie anflehen, ihn zu heiraten, und dann ..."
„Aufhören! Nein!"
Der Ruf kam über das Feld, und er drehte sich danach um,
wusste, noch bevor er sie sah, dass Callie hier war... dass sie auf
ihn zurannte. Und alles, woran er in diesem Augenblick denken
konnte, war, dass Oxford danebenschießen wollte, und wenn er
zufällig in ihre Richtung feuerte ...
Ralston überlegte nicht lange. Er rannte los.
„Zwanzig!"
Ein einzelner Schuss hallte über das Feld.
Und Ralston fiel auf die Knie, sah, wie sich Callies große
braune Augen - an die er schon den ganzen Morgen dachte -
vor Schrecken weiteten, wie sie den Mund auf riss, er hörte den
Schrei, der die morgendliche Stille zerriss, gefolgt von Nicks
Fluch und Benedicks Ruf nach dem Wundarzt, und Oxfords ho-
her, näselnder Stimme: „Ich habe doch danebengeschossen!"
Und als ihm die Kugel ins Fleisch drang, hatte Ralston nur
einen Gedanken: Ich habe ihr nie gesagt, dass ich sie liebe.
Er sah zu, wie Callie vor ihm in die Knie ging und seinen
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