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Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Titel: Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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Semmelbrösel fielen auf das Papier. Sarah wischte sie mit der Hand weg.
    » Jeder hat etwas zu verbergen. « Connys Worte.
    Da lag Oskar Brand splitternackt auf dem Bett, und er erschien Sarah angreifbar und verletzlich. Ob das die Aussage des Bildes sein sollte? Oskar Brand wehrlos. Verwundbar.
    » Gli occhi sono lo specchio dell’anima « , hatte schon ihre Großmutter gesagt.
    Dass die Augen der Spiegel der Seele sind, davon war auch Sarah überzeugt. Brands Augen waren geschlossen. Sarah sah in das Gesicht des Unternehmers. Der Tod hinterlässt keinen Gesichtsausdruck, an dem man die Ursache des Sterbens ablesen kann, wusste sie. Oskar Brand sah aus, als schliefe er friedlich. War das der Fehler? Sie war sich absolut sicher, dass er zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits tot war. Oskar Brand war leicht gebräunt und sah jünger aus als sechzig, er hatte seinen Körper offensichtlich mit Sport fit gehalten. Dennoch. Irgendetwas störte auf dem Bild. Es war nicht Brands Aussehen.
    » Das ist ja total verrückt! « , riss David sie aus ihrer Konzentration. Er saß hinter seinem Schreibtisch, Kunz ihm gegenüber auf dem Besucherstuhl.
    » Wann genau kam das rein? « , hörte sie David fragen.
    » Vor etwas mehr als einer halben Stunde « , antwortete Kunz.
    David strich sich mit der Hand durchs Haar, atmete tief ein und lehnte sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Nacken und schloss die Augen. Er dachte nach. Sarah sah, wie sich bei der Positionsänderung der Arme seine Muskeln anspannten. Wie gerne wäre sie jetzt zu ihm gegangen, um ihn am ganzen Körper zu berühren. Die Erinnerung an vorletzte Nacht.
    Beine. Arme. Hände. Finger.
    Sie spulte immer wieder diese Körperteile ab, während sie versuchte, sich nicht auf David, sondern auf das Bild zu konzentrieren, um nur ja kein Detail zu übersehen.
    Beine. Arme. Hände. Finger.
    Zum Thema Hände schossen ihr alle möglichen Gedanken durch den Kopf. In England, Irland und Schottland etwa glaubte man, dass man die rechte Hand nicht waschen sollte, weil man dann das Glück abwasche, und auch, dass bei der Kindstaufe der rechte Arm ausgespart werden müsse. Konnte es damit etwas zu tun haben? Unwahrscheinlich. Sie betrachtete noch immer Davids Hände und musste unweigerlich lächeln, weil ihr ein weiterer Volksglaube durch den Kopf ging:
    Männer mit stark behaarten Händen bekommen eine reiche Frau.
    Davids Hände waren durchschnittlich behaart. Aber sie war ja auch nicht reich.
    In diesem Moment fiel ihr ein, was auf dem Abzug nicht stimmte.
    » Es ist die Stellung « , sagte sie laut.
    David öffnete die Augen, sein Gesicht war ernst. Er ließ die Arme sinken und war wieder ganz Herausgeber des Wiener Boten. Sarahs Erinnerung an ihre letzte Liebesnacht schob sich vorläufig in den Hintergrund.
    » Die Stellung? « , wiederholten David und Kunz nahezu gleichzeitig.
    » Welche Stellung? « , hakte David nach.
    » Seht euch das Bild einmal genau an « , forderte Sarah die beiden auf, wechselte mit dem Bild in der Hand vom Sofa zum Schreibtisch hinüber und legte es auf den Tisch. » Es kommt mir vor, als habe jemand … haltet mich jetzt nicht für verrückt, aber es sieht aus, als läge er in Pose. Versteht ihr? So als stehe er für ein Gemälde Modell. «
    Sie tippte mit dem Finger auf den Ausdruck. » Schaut her! Die Beine stehen weit auseinander, sie sind ganz gerade ausgerichtet. «
    Kunz bedachte sie mit einem argwöhnischen Blick. Sarah ließ sich jedoch nicht beirren. » Die Arme sind über den Kopf gestreckt und leicht angewinkelt. Es erinnert mich an … « Sie hob den Blick, und ihre Augen trafen Davids. Er lächelte. Rasch wandte sie sich wieder ab. Die Intensität seiner Blicke konnte bei ihr plötzliche Leidenschaft auslösen. Und sie hatte sich soeben erst von seinem erotisierenden Muskelspiel ablenken können.
    » Wer bitte stirbt in so einer Position? « , fragte sie schließlich.
    Es entstand eine kurze Pause. David und Kunz wechselten rasche Blicke. Kunz schüttelte den Kopf. David runzelte die Stirn.
    » Du meinst … «
    » Ja, ich denke, dass ihn jemand umgebracht hat « , ergänzte Sarah, ohne Davids Frage abzuwarten.
    Kunz seufzte. » Unsere Sarah und ihre Ideen. «
    » Ich sag’s euch. Oskar Brand wurde ermordet. «
    » Wie? « , fragte Kunz. » Die Polizei hat keinerlei Hinweise … «
    Sarah schnitt ihm mit einer schnellen Handbewegung das Wort ab. » Ist doch scheißegal, was die Polizei hat oder nicht hat. Ich sag’s euch, der

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