Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
diese Scheiß-Journalistin an. Sag ihr, dass du zu einem Interview bereit bist, dass sie die Möglichkeit bekommt, Mitarbeiter zu interviewen. Lass sie die Heinlein, die Fuchs und die Niedler befragen.«
» Warum sollte ich das tun? «
» Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir die Berichterstattung für unsere Interessen nutzen und in eine bestimmte Richtung lenken « , schlug Gerhard Levic vor. » Ich werde alles vorbereiten. Aber ruf sie an. «
» Ich hätte nicht gedacht, dass Renate in diesem Haus noch einmal ein Thema sein würde « , sagte Philipp Brand.
Der Wunsch, einfach weg zu sein, wurde stärker, und Philipp Brand gab ihm endlich nach. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ er das Büro. Er hätte noch erwähnen können, dass auf dem Foto etwas nicht stimmte. Sein Vater hatte auf der blanken Matratze gelegen, als er ihn fand, nicht auf einem hellgrünen Laken. Auch waren seine Arme nicht über den Kopf gestreckt gewesen. Die ganze Position auf dem Foto stimmte nicht. Aber er hatte geschwiegen.
Stattdessen fuhr er in die Wohnung in der Blutgasse. Er wollte in Ruhe überlegen. Morgen würde es in den Zeitungen zu lesen, im Radio zu hören und im Fernsehen zu sehen sein: Oskar Brand war an einer Überdosis Kokain gestorben. Egal was die toxikologische Untersuchung ergab. Die Berichterstattung würde im Rausch der Behauptungen detonieren. Niemand würde nachfragen. Die Blase der gutbürgerlichen Fassade war geplatzt.
Ihm war schlecht. Er fühlte sich überfordert. Wie schon so oft in seinem Leben glaubte er, eine Situation nicht meistern zu können. Er war nicht sein Vater. Nicht der knallharte Unternehmer, der kühle Kopf, der Stratege. Er war nach wie vor ein Kind, dem der Anzug, den er trug, zu groß war. Ein Kind, das einfach nur geliebt werden wollte. Er setzte sich auf den Küchenstuhl, auf dem er schon gesessen hatte, als er auf die Polizei wartete, schloss die Augen und dachte darüber nach, was er in seinem Leben anders als sein Vater machen wollte.
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SARAH PAULI
A uf der Rückfahrt zur Redaktion rief Sarah Conny an und bedankte sich für die SMS .
» Kam genau im richtigen Moment « , erklärte sie. » Können wir darüber schreiben? Wie sicher ist die Quelle? «
Conny bestätigte die Zuverlässigkeit der Quelle, und Sarah rief Kunz an.
Sie informierte ihn über die Fakten und beharrte darauf, den Artikel selber zu schreiben und nicht an Stepan abzugeben, weil es sich hier um einen typischen Chronikbeitrag handelte. Stepan saß seit seinem Ausflug in die Blutgasse nur in der Redaktion und gab an Daten ein, was er diesbezüglich in die Finger bekam. Sarah sah nicht ein, dass sie die Laufarbeit machte und Stepan danach die Lorbeeren einheimste. Conny hatte es sich bereits überlegt und großzügig darauf verzichtet, die Story selbst zu schreiben. Sie war Gesellschaftsreporterin. Es gefiel ihr, Schmutz hervorzukehren, aber darüber zu berichten war eine andere Sache. Es konnte ihr die eine oder andere Tür verschließen und damit jahrelange Aufbauarbeit kaputtmachen. Den Namen unter die schmutzigen Enthüllungen zu setzen, überließ sie lieber Sarah.
Kunz gab sein Einverständnis, und Sarah war zufrieden. Sie fühlte sich, als hätte sie einen kleinen Sieg errungen, weil sie sich durchgesetzt hatte, auch als der Chef vom Dienst hinzufügte, dass sich Stepan vor einer Stunde krankgemeldet hatte.
Beim Trzesniewski auf der Mariahilfer Straße legte Sarah einen Zwischenstopp ein und aß im Stehen je an Ei- und ein Karotten-Gervais-Aufstrich-Brot. Dazu gönnte sie sich ein kleines Bier.
Als sie sich hinter ihrem Schreibtisch niederließ, hatte sie noch nicht entschieden, wie sie den Artikel über Brand anlegen wollte. Klar war nur, dass sie in dem Zusammenhang auch etwas über die schwarze Frau berichten wollte.
Um ihre Gedanken zu ordnen, schrieb sie zunächst ihre Kolumne für die Wochenendbeilage. Sie war gerade fertig geworden, als Chefinspektor Martin Stein ihr Büro betrat.
» Was ist mit dem Foto? « , fragte er knapp.
» Hätte ich mir eigentlich denken können, dass Gerhard Levic Sie gleich anruft. «
Mit diesen Worten schob Sarah Martin Stein den Ausdruck über den Tisch.
» Hat Sie sonst noch niemand angerufen? «
» Wer hätte mich anrufen sollen? «
» Die Kollegen vom ORF oder von den anderen Tageszeitungen. Ich bin sicher, dass auch die das originelle Foto bekommen haben. «
» Von Ihrer Kollegenschaft erwarte ich nichts anderes. Aber von Ihnen hätte ich
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