Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
Idee so absurd ist, Herr Brand. Jemand verschickt Nacktfotos von Ihrem Vater. Schauen Sie sich das Foto noch einmal ganz in Ruhe an « , forderte sie ihn auf.
Philipp Brand wich ihrem Blick aus, er sah sich das Foto nicht noch einmal an, und Sarah glaubte zu wissen warum. Er hatte seinen Vater gefunden. Gesehen, wie er nackt und tot auf dem Bett lag. Er kannte diesen Anblick und würde ihn sicher nie vergessen. Der Unternehmer warf einen nervösen Blick auf seine Armbanduhr.
» Was für eine Art Report wollen Sie schreiben, Frau Pauli? Und erklären Sie mir jetzt bloß nicht, dass Sie gekommen sind, um der Firma oder der Familie Brand zu helfen, indem Sie denjenigen entlarven, der das hier gemacht hat. Das ist die Aufgabe der Polizei. « Er deutete auf das Foto ohne hinzusehen. » Falls Sie gekommen sind, um Leichen im Keller zu suchen … muss ich Sie enttäuschen, wir haben keine. Die Brand & Sohn AG ist ein solides Unternehmen, und auch in unserem Privatleben gibt es nichts, was Sie interessieren könnte. Und mein Vater und Drogen? Allein der Gedanke ist lächerlich. War Ihnen das Auskunft genug? «
» Ermordet? « , wiederholte nun auch Gerhard Levic, bemüht, amüsiert zu klingen. » Frau Pauli, es ist durchaus aufklärungsbedürftig, wer vom iPhone Oskar Brands Bilder an die Presse verschickt mit dieser völlig hirnrissigen Bemerkung ›Drogentod‹. « Er schüttelte den Kopf. » Sie können sicher sein, dass wir die Polizei einschalten. Aber die Idee, dass Herr Brand ermordet wurde … Wer sollte das denn getan haben, Ihrer Meinung nach? «
» Vielleicht eine sitzengelassene Geliebte. «
Gerhard Levic beugte sich vor. » Jetzt geht aber die Fantasie mit Ihnen durch. «
Philipp Brand errötete. » Und selbst wenn es so wäre, Frau Pauli, ist das nichts, was die Öffentlichkeit etwas angeht. «
» Der Name Renate Maurer sagt Ihnen nicht zufällig etwas? « , warf Sarah wie beiläufig den Namen ein.
Philipp Brand, Gerhard Levic und Ulrike Kastler wechselten rasche Blicke. Ihre Mienen waren zwar unergründlich, aber Sarah spürte, dass sie einen Treffer gelandet hatte.
» Warum fragen Sie nach Renate Maurer? « , stellte Philipp Brand die Gegenfrage.
» Sie kennen sie? « , fragte Sarah ehrlich überrascht.
» Ja, natürlich. Sie war Sachbearbeiterin in unserem Unternehmen. Ist aber schon eine Weile her. Warum fragen Sie ausgerechnet nach ihr? «
Sarah lief ein wohliger Schauer über den Rücken. Sie hatte also wieder einmal den richtigen Riecher gehabt. » Es gibt da eine Verbindung … «
» Sie wollen jetzt aber nicht wirklich behaupten, dass der Drogentod einer ehemaligen Mitarbeiterin in Zusammenhang mit dem Tod von Herrn Doktor Brand steht! « , sagte Gerhard Levic gereizt.
» Ist doch eigenartig, dass beide an einer Überdosis starben « , entgegnete Sarah.
» Es ist nicht bewiesen, dass Doktor Brand an einer Überdosis starb, und sollte es wider Erwarten so sein, dann wird die Polizei die Umstände aufklären, denn es steht außer Frage, dass Herr Doktor Brand niemals Drogen genommen hat. «
» Nehmen wir einmal an, jemand hat ihn ermordet. Wer hätte Interesse daran, es so aussehen zu lassen, als wäre er an einer Überdosis gestorben? Warum täuschte er keinen Selbstmord vor? « , ließ Sarah nicht locker.
Gerhard Levic stand auf. » Tut mir leid, Frau Pauli. Ich habe keine Zeit, mich irgendwelchen wilden Spekulationen hinzugeben. Frau Kastler wird Ihnen gerne Fragen zu Renate Maurer beantworten, sofern das in ihrer Macht steht. «
Dann schüttelte er Sarah freundlich die Hand und verschwand.
Auch Philipp Brand verabschiedete sich. » Zu Frau Maurer kann ich Ihnen nicht viel sagen « , meinte er lapidar. » Daten von Mitarbeitern, auch von denjenigen, die aus dem Unternehmen ausgeschieden sind, geben wir aber grundsätzlich nicht weiter « , erklärte er abschließend. » Frau Kastler wird Ihnen daher auch nicht allzu viele Fragen beantworten können. Aber wir wollen ja nicht, dass morgen im Wiener Boten steht, wir hätten die Arbeit einer engagierten Journalistin boykottiert. «
Dann waren Ulrike Kastler und Sarah alleine.
» Renate Maurer arbeitete im Personalbüro « , begann die Kommunikationsleiterin. » Sie war, soweit ich mich erinnern kann, während ihrer gesamten Dienstzeit sozusagen nie krank. «
Generell sei sie eine sehr fleißige und engagierte Mitarbeiterin und eine beliebte Kollegin gewesen, soweit Ulrike Kastler das beurteilen könne. Immerhin habe Renate Maurer
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