Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
einsamen Gast geworfen. Der arme Kerl zeigte bisher kein Interesse, er würde sicher bald die Flucht ergreifen. Mario Kaiser legte dezente Musik auf. Vielleicht brachte es den Typen ein bisschen in Stimmung. Die beiden Freundinnen waren gut im Bett, das konnte er bestätigen. Er hatte einmal eine Nacht mit beiden gleichzeitig verbracht und war ob ihrer Gelenkigkeit überrascht gewesen.
Er stellte dem Fremden ein Bier hin. » Geht aufs Haus. «
Die Freundinnen pirschten sich heran.
Mario Kaiser bemerkte das Blinksignal seines Handys. Wer schickte ihm um diese Uhrzeit eine SMS ? Sein erster Gedanke war Gerhard. Doch der schien ihm viel zu besoffen gewesen zu sein, um so spät noch eine SMS zu verfassen. Er würde später nachsehen, im Moment hatte er keine Zeit, sich darum zu kümmern.
Das rote Licht neben dem Eingang leuchtete auf. Kurt spähte durch die Luke und öffnete die Tür. Tobias war zurückgekommen, an seiner Seite die Studentin, die ihm erst kürzlich für viel Kohle einen geblasen hatte. Wenn die nur halb so gut war wie seine Studentin an jenem Abend, dann wusste er, warum Tobias sie ein zweites Mal gebucht hatte. Zwei Dinge irritierten ihn jedoch. Erstens, warum kam Tobias um diese Zeit ins Privat und war nicht schon längst mit ihr in ein Hotel gegangen, und zweitens, warum führte er sich hier auf, als wäre er verliebt?
Tobias bestellte ein Glas Sekt für seine Begleiterin und einen großen Whiskey für sich. Die Art, wie er der Frau das Glas reichte und sie dabei ansah, verriet Mario, dass Tobias Blank an der Angel zappelte wie ein Fisch, der angebissen, aber noch nicht begriffen hatte, dass er den Kampf bereits verloren hatte.
Tobias würde doch eine reine Geschäftsbeziehung nicht auf die private Ebene herunterbiegen?
» Ist Gerhard schon weg? «
» Schon seit Stunden. «
» Ruf ihn an! Er soll kommen. «
Mario Kaiser runzelte die Stirn. » Warum rufst du ihn nicht selber an? « Er schüttelte den Kopf. » Er wird außerdem nicht mehr drangehen, so besoffen wie der war, schläft der längst. «
» Wo ist Jenny? «
» Krank. «
» Kann das hier die Anna übernehmen? « , fragte Tobias Blank ungehalten und zeigte auf den Zapfhahn. » Ich muss dir was zeigen. «
Wieder legte Mario Kaiser die Stirn in Falten. Tobias Blank benahm sich eigenartig. » Kannst du mir das nicht später zeigen? Du siehst doch, was hier los ist. «
» Nein, kann ich nicht « , zischte er. » Mach schon. Ist dringend. «
» Dreht ihr jetzt alle durch? «
Tobias Blank erschien ihm ähnlich hochgradig nervös zu sein wie wenige Stunden vorher schon Gerhard.
» Mach endlich! «
» Schon gut, schon gut. « Er winkte Anna und gab ihr ein Zeichen, dass sie die Bar übernehmen sollte. Die Kellnerin verdrehte die Augen, kam jedoch augenblicklich hinter die Bar.
Tobias Blank lächelte seiner Begleiterin zu und sagte: » Ich komme gleich, muss nur schnell etwas mit Mario besprechen, dann fahren wir nach Hause. « Er schob sich an der Bar vorbei.
» Nach Hause? « , fragte Mario ihn. » So weit seid ihr schon? «
Tobias zuckte mit den Achseln. » Die hat mich einfach umgehauen. «
Die beiden Männer verschwanden in Marios Büro.
» Bekommst du keinen mehr hoch ohne das Zeug? « , fragte Mario Kaiser amüsiert, während er seine Schreibtischlade öffnete. » Da wird deine Neue aber nicht lange glücklich sein mit dir. «
» Ich bin nicht deswegen hier. Das Koks kannst du in der Lade lassen. Notierst du eigentlich irgendwo, wem du das Zeug verkaufst und wie viel du abgibst? «
Mario Kaiser sah den Banker irritiert an. » Spinnst du? Wieso sollte ich das tun? «
» Zur eigenen Absicherung. Kann ja sein, dass sie dich irgendwann erwischen, und damit du nicht alleine untergehst … «
» Sag mal, drehst du jetzt auch komplett durch? «
» Also keine Namen? Keine Notizen, wer wann wie viel bei dir gekauft hat oder über die kleinen Partys im Hinterzimmer? « , wiederholte Tobias Blank seine Frage. » Du weißt, dass es ungesund ist, wenn man sich mit den falschen Leuten anlegt. «
» Willst du mir etwa drohen? «
Tobias Blank schwieg. Aber Mario Kaiser sah die Antwort deutlich in seinen Augen. Ihre Freundschaft endete hier und jetzt.
» Nein. Keine Notizen. Keine Aufzeichnungen. «
Mario Kaiser kochte vor Zorn. Was glaubte dieses drogensüchtige Stück Scheiße eigentlich von ihm? Nur weil er es sich leisten konnte, jeden Tag im feinen Tuch in der obersten Etage einer Bank auszusteigen und seine angesehenen
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