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Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Titel: Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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Kunden auf höchster Ebene zu betrügen, war er, Mario, noch lange kein halbseidener Hinterhofwirt, der seine Gäste aufs Kreuz legte. Er wusste nicht, was ihn mehr ankotzte – die Doppelmoral seiner Freunde oder ihre Angst, plötzlich ihren Status als Unternehmer oder Banker des Jahres zu verlieren. Sie zogen sich das Zeug in die Nase wie andere Kette rauchten, und wenn ein Problem auftauchte, das Mario Kaiser bis jetzt nicht wirklich erkennen konnte, zogen sie den Schwanz ein wie geprügelte Hunde.
    » Niemand hat ein Interesse daran, mich auffliegen zu lassen. «
    » Wenn du dich da mal nicht irrst. «
    Tobias Blank griff in die Innentasche seines Sakkos, kramte einen Zettel hervor, faltete ihn auseinander und legte ihn auf den Tisch. » Ich hab’ dir damals schon gesagt, dass sie es garantiert jemandem erzählt hat. Weiber reden nun einmal. «
    » Was ist das? «
    » Sieh es dir an! «
    Mario Kaiser sah auf das Papier. Was er spontan empfand, als er begriff, was er sah, konnte er nicht exakt in Worte fassen.
    Angst. Panik. Ärger.
    Wahrscheinlich von allem etwas.
    » Wo hast du das her? «
    » Von einem Wagen, der in dieser Straße parkt. Der Zettel war unter den Scheibenwischer geklemmt worden. «
    » Was für ein Wagen? «
    » Irgendeiner « , gab Tobias Blank unwirsch zurück. » Es ist nämlich egal, von welchem, Mario. Er klebt auf allen Windschutzscheiben in dieser verdammten Stadt. Und damit nicht genug. Praktisch der ganze erste Bezirk ist damit tapeziert. Schaufenster, Fassaden. Verstehst du? «
    Auf dem Zettel war ein Foto von Oskar Brands Leiche. Rund um sein leeres Gesicht waren weitere Fotos geklebt worden. Auf einem war Gerhard Levic, auf einem anderen die Statue einer Madonna.
    Und eines zeigte Mario Kaiser.
    MÖRDER , stand in Großbuchstaben quer über Oskar Brands Gesicht.
    » Was soll das bedeuten? «
    » Was für eine beschissene Frage! Jemand weiß Bescheid! « , tobte Tobias Blank. » Und sein Wissen will er dir und ganz Wien mitteilen. « Er riss Mario den Zettel aus der Hand, zerfetzte ihn und warf ihn weg. » Ich habe nichts damit zu tun, Mario! «
    » Nichts damit zu tun? Womit? Das würde ich gerne wissen, Tobias. Womit hast du nichts zu tun? Mit den Partys und den Weibern, denen du das Koks in die Drinks gekippt hast? Deinen Arsch hat Oskar dir durch seine guten Beziehungen gerettet. Deinen verdammten, versnobten Arsch. «
    » Alkohol am Steuer ist etwas anderes als Mord, Mario. Das weißt du ganz genau. Außerdem, was haben wir denn getan? Wir haben Oskar in der besagten Nacht den Arsch gerettet. Und jetzt ist er tot. «
    » Da hast du verdammt noch mal Recht. Oskar ist tot. «
    » Und wer sagt dir, dass wir nicht die Nächsten sind? «
    » Blödsinn! « Mario Kaiser schob Tobias Blank zur Seite, trat hinter die Bar und versuchte so langsam, wie es ihm in seinem aufgebrachten Zustand möglich war, an seinen Gästen vorbeizukommen. Er trat vor das Lokal. Mit Entsetzen sah er, dass hinter jedem Scheibenwischer der am Straßenrand parkenden Autos derselbe Zettel steckte.
    Tobias kam mit seiner neuen Flamme heraus und ging mit ihr davon, er verabschiedete sich nicht einmal mehr.
    Die Ratte verlässt das sinkende Schiff, schoss es Mario Kaiser durch den Kopf. Er lief die parkenden Autos ab und nahm sämtliche Zettel an sich. Als er am Ende der Straße angelangt war, erkannte er, was Tobias damit gemeint hatte, dass die halbe Innenstadt tapeziert sei. Sie waren überall, klebten an Auslagen, Fenstern und Haustüren und verstopften Briefkästen. Es war unmöglich, sie alle einzusammeln. Und es war zwecklos, denn er wusste nicht, in welchen Bezirken sie noch überall verteilt worden waren. Da hatte sich jemand viel Zeit genommen und die Nachricht verteilt wie der Wind die Samen von Pflanzen.
    Er hatte keine Chance, die Sache in Ordnung zu bringen.
    Die SMS fiel ihm plötzlich wieder ein. Sein Handy lag noch hinter der Bar. Ein seltsames Gefühl überkam ihn. Er ahnte, dass keine gute Nachricht auf ihn wartete. Langsam ging er zurück zum Lokal. Seltsamerweise hatte sich das Privat bis auf wenige Gäste geleert. Anna wischte mit einem Lappen über den Tresen.
    » Wenn du willst, kannst du heimgehen. Ich sperre heute zu « , sagte er zu ihr. Auch Kurt schickte er nach Hause. Die letzten Gäste würden sich auch bald verabschieden.
    Kaum hatte Anna den Barbereich verlassen, griff er nach seinem Handy und rief die Nachricht ab. Sie kam von Oskar Brands Handy und zeigte ein Foto von Gerhard

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