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Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Titel: Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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Hause zu gehen, um das Risiko zu vermeiden, dass Levic umkehrte und wieder ins Privat verschwand.
    Dann passierte doch etwas, woran er sich später erinnern würde. Dann, wenn auch ihn die Angst endgültig einholen würde.
    Es war Levics Blick, der Mario Kaiser beunruhigte. Er sah aus, als wenn er sich in seinem trunkenen Zustand plötzlich an etwas erinnern würde. Und Mario Kaiser glaubte auch zu wissen, woran sich Levic erinnerte. Die Angst und das Grauen in seinem Blick verrieten es ihm.
    Mario Kaiser hatte sekundenlang das Gefühl, dem Tod in die Augen zu sehen.

21
    DIE KÜNSTLERIN
    E s war höchste Zeit, den nächsten Schritt zu tun. Die Idee dazu war ihr plötzlich gekommen. Die Vorbereitungen hatten Spaß gemacht und ihre Kreativität gefordert.
    Heute war sie am frühen Abend in den Dom gegangen, hatte jedoch keinen Blick für den Hochaltar, die Seitenaltäre, die Domkanzel oder sonstige Sehenswürdigkeiten, weswegen die Touristen herkamen. Sie hatte sich in eine leere Holzbank unweit der Dienstbotenmadonna gesetzt und noch einmal über ihren Plan und den Ablauf nachgedacht.
    Zwischen den Aktionen durfte nicht zu viel Zeit verstreichen. Bisher war von dem Skandal, den sie sich erhofft hatte, noch nichts zu bemerken. Das würde sich jetzt garantiert ändern.
    Die Sache heute Nacht durchzuziehen, empfand sie als ein kalkulierbares Risiko. Die Dunkelheit war ihre Freundin, mit der sie verschmolz. Der dichte Nebel, der sich über die Stadt gelegt hatte, kam ihr wie gerufen. Außerdem waren die Straßen um diese Zeit nahezu menschenleer.
    Sie zog ihre Kapuze fest über den Kopf, huschte von Auto zu Auto, hob die Scheibenwischer an und schob jeweils einen Zettel darunter. Den Gassen hinter dem Stephansdom folgten die Kärntnerstraße, der Graben, der Kohlmarkt Richtung Herrengasse. Sie befestigte ihre Botschaft an Haustüren, stopfte sie in Briefkästen und klebte sie an Geschäftsportale und Schaufenster.
    Sie dachte an den Aufruhr, den ihre Nachricht verursachen würde.
    Wahrscheinlich wähnten die meisten Leute eine Werbung hinter der Windschutzscheibe, doch irgendwer würde irgendwann die Fratze des Todes erkennen. Dieses Wissen um die Reaktionen befriedigte sie mehr als die Aktion selbst.
    Zum ersten Mal seit Langem fühlte sie sich ruhig und ausgeglichen. Der Hass war freilich nicht weg, der hatte sie vollends in Besitz genommen, sich in jeder Faser ihres Körpers festgesetzt. Und es war die Wut, die ihr half, nicht zu vergessen. Ursprünglich hatte sie diese Aktion nicht geplant. Doch die Radio-, Fernseh- und Zeitungsmeldungen, die sie verfolgt hatte, hatten sie irritiert. Jeder verdammte Journalist in diesem Land lobte Oskar Brand über den grünen Klee, seine Freunde aus Wirtschaft und Politik hoben sein Werk und seine Bemühungen für dieses Land in den Himmel.
    Ihr jedoch stellte sich eine einzige Frage: Erkannte tatsächlich niemand das Scheusal hinter der Fassade des Unternehmers, oder wollte es niemand erkennen? Mit keinem Wort hatten die Medien erwähnt, dass Brand nackt aufgefunden wurde und dass Kokain auf seinem schlaffen Schwanz klebte. Niemand.
    Oder hatte es diese verfluchte Familie wieder einmal geschafft, die Wahrheit unter den Tisch zu kehren?
    Lügen. Vertuschen. Betrügen. In diesen Disziplinen waren die Brands Weltmeister. Und ihre einflussreichen Freunde unterstützten sie dabei.
    Man zwang sie, die Künstlerin, förmlich zum Handeln. Sie musste etwas unternehmen, bevor dieser Scheißkerl womöglich noch ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof bekam.
    Ohne es bemerkt zu haben, stand sie auf einmal fast direkt vor dem Privat. Fast wäre sie mit den beiden Männern zusammengestoßen, die gerade aus dem Lokal kamen. Gerhard Levic torkelte ziemlich.
    Sie wich zurück und versteckte sich in einer Hausnische, ohne die beiden aus den Augen zu lassen. Mario Kaiser klopfte Gerhard Levic auf die Schulter, sagte etwas zu ihm und ging dann ohne ihn zurück ins Lokal. Gerhard Levic blieb einen Moment stehen und sah sich um, als hielte er nach einem Taxi Ausschau, ging dann jedoch zu Fuß los.
    Sollte sie ihm folgen und ihn jetzt sofort töten?
    Ihr Herz klopfte laut. Er stand nicht von Beginn an auf ihrer Liste. Sie hatte ihn unterschätzt. Als sie zu planen begann, hatte sie ihn noch nicht wahrgenommen. Aber inzwischen hatte sie mehr Einblick als noch vor ein paar Wochen und hatte ihre Meinung rasch geändert. Levic hatte mit der Sache zu tun – und auf einen Toten mehr kam es ihr nicht an. Nicht

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