Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
den sie im Barbereich fand. Sie vermischte das Kokain mit Wodka und zog es in die Spritze.
» Das Schöne ist, du wirst dich gut fühlen, bevor du stirbst. Glaube ich zumindest. Ich hab’ gelesen, dass die Dosis durchs Spritzen direkt ins Gehirn gelangt. «
Mario Kaiser riss die Augen auf. Er schrie durch das Klebeband wie am Spieß, versuchte sich wegzudrehen, versuchte nach seiner Mörderin zu schlagen.
» Wer wird sich denn da wehren? «
Sie zog die Kette fester um die Fußstange. Er hatte jetzt kaum mehr einen Spielraum.
» Bei Oskar hatte ich nicht das Gefühl, dass er litt, im Gegensatz zu Renate, die eine Scheißangst vor dem Zeug hatte und ihn anflehte, damit aufzuhören. « Sie dachte einen Moment nach. » Und hat er aufgehört? « Sie schüttelte den Kopf. » Hast du gewusst, dass sie ihn wirklich geliebt hat? Sie war blind vor Liebe, sie hätte für diesen Scheißkerl alles getan. Wirklich alles, das dumme Ding. «
Tränen liefen nun über ihre Wangen. Sie wischte mit dem Handrücken über ihr Gesicht und sammelte sich langsam wieder.
» Nun ja, einen kleinen Unterschied gibt es da doch. Oskar durfte noch einmal abspritzen, bevor er ging. Willst du auch? « Sie griff durch den Stoff seiner Hose nach seinem Geschlecht. Er starrte sie voller Panik an. » Aber wahrscheinlich funktioniert das jetzt gar nicht, hab ich Recht? Hast viel zu viel Angst, da kriegst du sicher keinen hoch. « Sie kicherte amüsiert. » Macht nichts, geht auch so. Ich habe übrigens alle drei Päckchen aus der Schreibtischschublade genommen. Wie viel Kokain das jetzt genau ist, weiß ich nicht, aber ich hoffe, es reicht. Wenn nicht, spritze ich ein bisschen nach. In deinem zweiten Versteck liegt ja noch genug herum. « Sie sah ihn an. » Da staunst du, was? Ja, ich hab dein Depot gefunden. Ob ich dir jetzt drei oder fünf Gramm durch die Venen schieße, ist für dich und für mich gleichgültig. Das Ergebnis zählt. Tut mir leid, dass ich dich obendrein um das Geld bringe. Was mag der Stoff wert sein, den ich dir gleich durch die Venen jage? 600 Euro? 700? «
Mario Kaiser wimmerte etwas Unverständliches durch das Klebeband, während er mit dem Kopf auf das Blatt Papier deutete.
Sie legte die Spritze zur Seite.
» Du willst das Geständnis unterschreiben? So ist’s brav. Dachte ich mir doch gleich, dass du vernünftig bist. « Sie schob ihm das Papier und einen Stift zu. » Wusstest du, dass auch die Angst ein großes Thema in der Kunst ist? Du hast doch Angst, gell? Vielleicht fragst du dich auch, warum ich dir das erzähle. Nun, Renate und ich waren große Kunstliebhaberinnen. Wir sind in sehr viele Ausstellungen gegangen und haben nächtelang über Kunst gesprochen. Renate mochte Bilder, auf denen die Angst dargestellt wurde. «
Mario Kaiser setzte, soweit es die Handschellen zuließen, eine einigermaßen lesbare Unterschrift unter das Geständnis.
Befriedigt lächelnd zog sie ihm das Papier wieder weg, ließ den Stift verschwinden und griff zur Spritze.
» Weißt du was? Ich hab’ dich verarscht. «
Dann stieß sie Mario Kaiser mit voller Wucht die Spritze in den Oberarm, drückte den Inhalt in seinen Körper und sah auch ihm beim Sterben zu.
Währenddessen trank sie in aller Ruhe die Flasche Sekt leer.
Als sie sicher sein konnte, dass der Lokalbesitzer tot war, holte sie das restliche Kokain aus dem Büro. Sie legte die Päckchen auf die Theke, öffnete sie, zog Mario Kaiser die Hose herunter und leerte eines nach dem anderen über seinem Körper.
Ich bin verrückt, dachte sie. Doch wer sollte ihr das verdenken? Diese Schweine hatten ihr alles genommen. Ihre Liebe. Ihre Träume. Ihre Lebensfreude.
Diesmal musste sie keine Spuren beseitigen. Diesmal hatte sie einen anderen Plan. Diesmal würde alles vorbei sein.
Sie verließ das Privat durch die Hintertür.
Oskar Brands iPhone ließ sie auf dem Tresen liegen.
Mittwoch, 3 1 . Oktober
34
SARAH PAULI
S arah hatte an diesem Halloween-Abend bereits mehrmals verkleideten Kindern die Tür geöffnet und ihnen Süßigkeiten in ihre Taschen geworfen.
Als Conny anrief, saß sie in ihrer Küche und aß Spaghetti.
Conny berichtete von Mario Kaisers Ermordung. Sie hatte es von Uschi erfahren. Karl, der Türsteher, hatte seinen Chef gefunden und die Polizei verständigt. Uschi hatte auch gewusst, dass über der Leiche Kokain verstreut und Oskar Brands Handy auf der Theke gefunden worden war.
Wien war – ein Dorf.
Sarah schaltete das Radio ein. In den
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