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Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Titel: Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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begann sie, sie nach doppelten Böden abzutasten. Tatsächlich. Die mittlere Schublade verfügte über ein verborgenes Fach, in dem sie fand, wonach sie suchte. Drei Plastikbeutel mit weißem Pulver lagen darin.
    Es wunderte sie, dass Mario Kaiser kein besseres Versteck gewählt hatte. Er musste sich sehr sicher gewesen sein, dass die Polizei keine Razzia bei ihm durchführte. Oder ging das hier im Fall des Falles noch als Eigenbedarf durch? Sie nahm die Beutel an sich. Das konnte jedoch noch nicht alles sein. Der Kerl hatte immer etwas parat, wenn seine Kunden kamen, oder musste man vorbestellen? Ihr Blick schweifte noch einmal durch das Zimmer und blieb an einem Globus hängen. Er war auf einem ungefähr eineinhalb Meter hohen Stativ aus Edelstahl befestigt und stand in der Ecke gegenüber vom Schreibtisch. Sie sah sich die Erdkugel aus der Nähe an und drehte sie behutsam hin und her. Da. In Kolumbien fehlte ein winziges Stück. Es sah aus, als hätte jemand etwas herausgebrochen. Sie holte einen Bleistift vom Schreibtisch, steckte die Spitze in das Loch und setzte den Stift wie einen Hebel ein. Sie war überrascht, wie leicht sich die obere Hälfte der Kugel abnehmen ließ. Innen befanden sich, wie sie richtig vermutet hatte, etliche weitere mit Kokain gefüllte Plastikbeutel.
    Sie ging zurück zur Bar.
    Mario versuchte noch immer verzweifelt, seine Fesseln zu lösen. Seine Hände bluteten.
    Das rasselnde Geräusch störte sie. Sie lächelte milde.
    » Hast du gewusst, welche thematischen Schwerpunkte in der Kunst die Teufelsdarstellungen um 1500 hatten? «
    Da hörte er endlich auf, an den Handschellen zu reißen, sah sie erstaunt an und schüttelte den Kopf.
    » Der Engelssturz, die Höllenfahrt Christi, die Teufelsaustreibungen, die Versuchung einzelner Heiliger « , zählte sie an den Fingern ab. » Der Teufel wird in dieser Epoche als hässlicher nackter Mann mit Fledermausflügeln und Hörnern dargestellt. Wenn du die Bilder so betrachtest, dann weißt du, dass diese Vorstellung sogar noch in unserem Jahrhundert für das Teufelsbild ausschlaggebend ist « , erklärte sie. » Aber wir zwei wissen, dass der Teufel heute in vielen Gestalten daherkommt, gell, Mario? Als Unternehmer, als Manager, als Lokalbesitzer … Vielleicht sollte ich dir noch Hörner aufsetzen. «
    Sie kramte eine Einwegspritze aus ihrer Handtasche, legte sie auf die Theke und füllte ihr Sektglas.
    » Hast du gewusst, dass die Wirkung des Kokains durch Alkohol verstärkt wird? « Sie warf ihm einen verächtlichen Blick zu. » Natürlich hast du das gewusst. Du hast sicher was Hochprozentiges im Haus. «
    Sie griff über die Bar hinweg nach einer Flasche Wodka und einem Glas.
    » Es war ein verdammter Unfall! « , wiederholte Mario Kaiser verzweifelt. » Wir haben nur einem Freund geholfen. «
    » Einem Freund geholfen? « , äffte sie ihn nach, während sie das Glas mit Wodka füllte. » Tja. Pech, mein Lieber. Du kennst das doch. Mitgefangen, mitgehangen. Ach ja, was ich dich noch fragen wollte, hast du eigentlich meine Nachricht bekommen? Du weißt schon, den Zettel mit dem Datum drauf, den ich dir mit dem Lift nach oben geschickt habe. « Sie lachte, als hätte ihr soeben jemand einen guten Witz erzählt. » Ich hab’ mir dein Gesicht vorgestellt, und wie du dir vor Angst in die Hosen scheißt, weil sich die Lifttür öffnet, und dann steht niemand drinnen. « Ihr Lachen erstarb. » Willst du wissen, woher ich den Code kenne? «
    Wieder kramte sie in ihrer Handtasche und holte ein iPhone hervor.
    » Erkennst du’s? Das hat Oskar gehört. Der Idiot hat den Code unter deinem Namen abgespeichert. « Sie schüttelte den Kopf. » Du musst dir deine Freunde echt besser aussuchen. «
    » Was ist mit dem Datum? Heute ist doch gar nicht der 26. Oktober « , wimmerte Mario Kaiser, als würde das an seiner Situation irgendetwas ändern.
    » Oh, das tut mir jetzt aber leid. Als ich dir die Botschaft geschickt habe, wusste ich noch nicht genau, wann ich dich besuchen würde. Deshalb hab’ ich halt irgendein Datum genommen. Bist du mir böse? Ich ahnte ja nicht, dass du in meinem Fall Wert auf Pünktlichkeit legst. «
    Neben dem Eingang blinkte plötzlich das Licht rot auf. Mario Kaiser öffnete den Mund.
    Doch noch bevor er einen Ton herausbrachte, klebte sie ihm den Mund wieder zu, und das Klebeband erstickte seinen Schrei.
    Ohne das rote Licht weiter zu beachten, öffnete sie eines der Plastiksäckchen und leerte den Inhalt auf einen Teller,

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