Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
Beziehungen, wie Oskar Brand sie hatte, den kannst du doch nicht einfach anzeigen und ins Rampenlicht zerren! Der macht dich doch fertig, noch bevor die Anklage erhoben ist. «
Sarah sah Doris Heinlein zu, wie sie mit den Tränen kämpfte und verlor. Sie begann zu weinen.
» Und als sie dann … Als sie schwanger war … verstehst du … Renate hatte sich auf das Kind gefreut. Sie hat diesen elenden Scheißkerl tatsächlich geliebt. Sie wollte kein Kokain mehr. Sie wollte das Kind von ihm. Und er? Was tat er? Führte den Stoff gegen ihren Willen in die Scheide ein und vergewaltigte sie. «
» Dass sie schwanger war, weiß ich. Ich habe den Bericht gelesen. Hast du ihn mir geschickt? «
Doris Heinlein antwortete nicht auf Sarahs Frage, sondern sprach weiter: » Das unvollendete Geschöpf. Das Kind in ihr lebte und wartete darauf, stark genug zu werden. Dieser Engel, der nie zur Welt kommen durfte … verstehst du? Er hat es genauso ermordet wie Renate. « Sie schüttelte den Kopf. » Er hat sie beide ermordet. «
» Woher willst du wissen, dass er ihr das Kokain gewaltsam einführte? Ich meine, vielleicht hat Renate es ja selbst getan. «
Einen Moment schwieg Doris Heinlein.
» Hast du den Obduktionsbericht nicht gelesen? « , fragte sie dann. » Ihre Verletzungen beweisen es. Das miese Arschloch hat sie zu Tode gefickt. «
» Der Befund beweist zwar, dass das Kokain eingeführt wurde, aber nicht von wem. «
» Von wem! Was glaubst du denn wohl, von wem? Er hat sie umgebracht! Wer sonst? Er hat ihr das Kokain eingeführt, er hat sie brutal vergewaltigt, und er hat sie umgebracht! «
» Wie bist du an den Obduktionsbericht gekommen? « , fragte Sarah nach einer Weile.
» Ich war seine Sekretärin. Er hatte ihn in seinem Safe, und ich wusste, wo er den Schlüssel aufbewahrte. «
» Woher wusstest du überhaupt, dass er den Bericht hatte? «
» Das wusste ich gar nicht. Aber ich habe regelmäßig seine Sachen durchsucht. Ich wollte Beweise. Ihm nachweisen, dass er kokste, die Beweise an die Polizei weiterreichen. Aber er hatte die Drogen nie im Büro. Beim Suchen ist mir der Obduktionsbericht eher zufällig in die Hände gefallen. «
» Wie kam denn Brand daran? Die händigen solche Berichte nämlich eigentlich nicht einfach so aus. «
Doris Heinlein sah Sarah amüsiert an. » Du hast noch nicht kapiert, dass Oskar Brand alles bekam, was er wollte, oder? Der schnippte doch nur mit dem Finger, und seine Freunde erledigten den Rest. Glaub mir, Typen wie Brand haben überall ihre feinen Freunde. «
» Und weil er Renate Kokain verabreichte, musste er sterben « , stellte Sarah fest.
» Verabreichte! « , wiederholte Doris Heinlein verächtlich. » Das klingt ja, als hätte er ihr Tabletten gegen Fieber gegeben. « Sie schüttelte wütend den Kopf. » Deswegen musste er sterben « , äffte sie Sarahs Stimme nach. » Nein. Deswegen musste Renate sterben. Verstehst du? Es war zu viel … zu viel Koks. «
Doris Heinlein wandte sich um und ging einige Schritte bis zu einer bestimmten Stelle auf dem Parkplatz. Dort setzte sie sich auf den Boden.
» Deswegen. Und weil er Renate einfach abgelegt hat, genau hier. « Sie klopfte mit der Hand auf den Boden. » Weggeworfen wie … ein wertloses Stück Dreck. Einfach so … ausgesetzt. Erst hat er sie mir weggenommen, und dann hat er sie weggeworfen. «
» Dir weggenommen? « , fragte Sarah verwundert.
Doris Heinlein lachte leise auf.
» Da staunst du, was? Renate und ich, wir waren ein Liebespaar. Das zwischen uns lief lange nebenher. Erst als sie schwanger wurde, hat sie mich verlassen. « Sie legte ihre Hand auf die Brust. » Verlassen … wegen diesem Scheißkerl « , fügte sie hinzu. » Ich habe sie gewarnt und ihr gesagt, dass sie nicht seine erste Affäre war und nicht die letzte bleiben würde. Aber sie war so blind, so verdammt blind. «
» Und Levic und Kaiser? Was haben die damit zu tun? «
» Die haben Brand geholfen. Sie haben nicht die Polizei gerufen, als sie Renate tot im Bett gesehen haben. Nein, die feinen Herren haben beschlossen, die Dienstbotin im Wald zu vergraben. Ihre Dienste konnten sie ja nicht mehr in Anspruch nehmen. « Ihr Ton klang jetzt überheblich.
» Im Wald zu vergraben? Aber sie haben sie doch hier abgelegt! «
» Sie sind nicht mehr dazu gekommen, sie zu vergraben. Ein vorbeikommender Streifenwagen hat sie gestört « , wiederholte sie Mario Kaisers Worte. » Die Feiglinge haben sich doch tatsächlich hinter ihren Autos
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