Sarahs Moerder
Ventilator.
»Der lässt ihn drinnen«, sagte er. »Morgen fängt sein Urlaub an, da interessiert ihn Esposito n Scheißdreck.«
»In diesen Fällen steht in den Vorschriften …«, fing Cipriani an.
»Scheiß auf die Vorschriften, Ciprià!«, unterbrach ihn Scarano. »Ich wette zehntausend Lire, dass er ihn bis morgen rauslässt.«
»Du kennst ihn nicht«, gab Cardillo zurück.
»Na los, zehntausend Lire«, Scarano ließ nicht locker.
Während Cardillo und Scarano wetteten, ging ich zum Commissario.
»Guten Tag, Commissario.«
»Komm rein, Acanfora, setz dich.«
»Im Fernsehen haben sie gesagt, dass wir den Schuldigen geschnappt haben«, sagte ich und setzte mich.
Er nickte.
»Und was sagt der Präsident?«, fragte ich.
»Was soll der groß sagen? Je eher der Fall abgeschlossen ist, umso besser.«
»Und was glauben Sie, Commissario?«
Er schwieg einen Augenblick.
»Wenn das Mädchen die Haustür geöffnet hat und runtergegangen ist, um mit ihm zu reden, heißt das, dass sie wusste, wem sie aufmacht.«
»Ja, aber muss das unbedingt der Pianist gewesen sein?«
»Das hab ich nicht gesagt.«
»Haben Sie irgendeine von Sarahs Freundinnen erreicht?«
»Drei, aber alle drei sagen, dass Sarah seit Monaten nicht mehr von Esposito gesprochen hat.«
»Sehen Sie? Und außerdem, sorry, Commissario, selbst wenn Sarah Esposito angerufen hat, nachdem sie sich mit ihrem Freund am Telefon gestritten hat – wie soll der so schnell da gewesen sein? Mit dem Hubschrauber, in zwei Minuten?«
»Vielleicht hat sich Sarah genau deshalb gestritten, weil sie eine Verabredung mit ihm hatte und nervös war.«
»Ich weiß nicht, ganz schön kompliziert.«
»Vielleicht. Aber egal, Cipriani hat die ganze Via del Parco Mastriani kontrolliert. Er hat auch mit dem Besitzer einer Villa geredet, ganz oben in der Straße, und der hat erzählt, dass letzte Woche ein Penner in seinen Garten einsteigen wollte und vom Hund gebissen worden ist.«
»Komisch, in der Gegend sind sonst keine Penner.«
»Das habe ich auch gedacht. Aber der Wächter vom Palazzo Donn’Anna hat ihn ebenfalls gesehen, dort wollte er nämlich auch rein. Vielleicht tut das nichts zur Sache, aber ich wollte Musella hinschicken, um mal nachzusehen.«
»Ist der Ingenieur inzwischen da gewesen?«
»Er hat angerufen und gesagt, dass es seinem Vater nicht gutgeht und er ihn nicht allein zuhause lassen kann. Wenn es ihm bessergeht, kommt er.«
»Und was machen wir jetzt, Commissario?«
»Jetzt hole ich meinen Cinquecento aus der Werkstatt.«
»Ich komm mit.«
»Nein. Du wartest hier auf mich«, sagte er ernst. »Und in der Zwischenzeit liest du alle Berichte, die auf meinem Schreibtisch liegen. Wenn ich wiederkomme, frage ich dich ab. Verstanden?«
Ich nickte bedröppelt.
Als er raus war, nahm ich mir die Blätter vor und fing an zu lesen. Aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Ich wollte auf irgendwas kommen, damit er sagte: »Sehr gut, Acanfora, das ist eine gute Idee.« Total kindisch, weiß ich, aber so war es. Ich überlegte, mit wem ich gesprochen hatte, dachte an jede Bemerkung, an das, was ich gesehen hatte, aber da war nichts Auffälliges.
Dann fiel mir ein Detail wieder ein.
Erst mal wusste ich nicht recht, was es damit zu tun haben könnte, aber es ging mir nicht aus dem Kopf. Es war am Tag zuvor gewesen, als ich hingegangen war, um den Anwalt zu verhören. Er stand im Hauseingang neben der Katze. Irgendwann war diese Philippinin aufgetaucht, Frau Martinez, die für die Caputo arbeitet. Als sie mich sah, wurde sie nervös. Das heißt nichts, viele werden nervös, wenn sie eine Uniform sehen. Interessant war aber, dass die Philippinin ausgerechnet gegen vier nach Hause kam, also ungefähr um die Zeit, als das mit Sarah passiert war. Das konnte Zufall sein, aber wenn es ihre feste Zeit war, musste sie was gesehen haben und hatte uns nichts davon gesagt.
16.
Ich hockte im Cinquecento vom Commissario, den er mir geliehen hatte, futterte meinen Panino mit Mozzarella und Auberginen und ließ den Hauseingang der Via del Parco Mastriani nicht aus den Augen.
Die Sache mit der Philippinin hatte den Commissario nicht besonders beeindruckt. Aber ich merkte, dass ihm die Idee nicht ganz blöd vorkam und er mir nur nicht die Genugtuung geben wollte. Er rief nämlich gleich nach Cipriani, damit der die Arbeitszeiten der Martinez überprüfte.
Nicht mal eine Viertelstunde später wussten wir Bescheid. Die Philippinin arbeitete seit drei Jahren bei den
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