Sarahs Moerder
Nicht sehen Gesicht. Ich denken, jemand mit Drogen.«
»Sie dachten, es wäre eine Drogenabhängige?«
»Ja.«
»Lebte sie noch?«
»Ich denken ja.«
»Warum denken Sie, dass sie noch gelebt hat? Hat sie sich bewegt? Hat sie geatmet?«
»Mädchen geweint.«
»Sie hat geweint?«
»Bestimmt. Sie weinen.«
»Und was haben Sie gemacht?«
»Ich hochgegangen.«
»Sie sind nicht zu ihr, um ihr zu helfen?«
»Nein, ich dachte, Drogen. Schnell hochgehen.«
»Aber Sie sind nicht mal einen Meter an ihr vorbei, Sie müssen sie erkannt haben.«
»Ich denken, Mädchen mit Drogen.«
»Schon klar, aber auch einen Junkie lässt man doch nicht einfach krepieren.«
Sie zuckte schweigend mit den Schultern.
»Na gut, egal. War sonst noch jemand im Hausflur?«
»Ich niemanden sehen.«
»Erinnern Sie sich, ob die Tür offen war oder zu, als Sie kamen?«
»Tür offen, ich lassen, wie war. Ich machen immer so, wenn offen, ich lassen offen, wenn zu, ich machen zu.«
»Und als Sie oben waren, was haben Sie den Caputo gesagt?«
Sie starrte mich an, als ob ich geflucht hätte, und schaute sich ängstlich um.
»Was du wollen?«, murmelte sie. »Ich sollen rausschmeißen?«
Jetzt verstand ich gar nichts mehr.
»Weshalb hätten die Sie rausschmeißen sollen, Signora?«
Sie schaute mich drohend an.
»Du siehst nichts, hörst nichts, verstehst nichts. So er mir sagen, als ich anfangen dort.«
»Wer er?«
»Der Architekt sagen so.«
Sie ahmte seinen Blick nochmal nach.
»Und wenn dir das nicht passt, gehst du zurück, wo du herkommst.«
Das schien mir übertrieben.
»Das hat der Architekt so gesagt, als er Sie eingestellt hat?«
Sie nickte. Dann schaute sie auf ihre Uhr.
»Ich wollen jetzt bitte gehen.«
Sie blieb sitzen und wartete auf meine Erlaubnis.
»Noch was, Signora.«
Sie runzelte ein wenig die Stirn.
»Bleibt die Familie Caputo zu Ferragosto in Neapel?«
»Nix verstehen.«
»Ich meine, die sind reich, er hat Geld, warum sind die im August nicht in Urlaub?«
»Diesen Sommer keinen Urlaub. Nicht gehen.«
»Warum denn? Ist jemand krank?«
»Architekt nix gehen aus Wohnung. Nicht können.«
»Und weshalb kann der nicht raus? Krank?«
»Ich nicht wissen.«
Das verstand ich zwar nicht, hatte aber den Eindruck, dass die Philippinin nicht mehr wusste.
»Gut, Signora, Sie können gehen.«
Sie stand auf, machte zwei Schritte, kam dann aber nochmal zurück. Sie drückte meine Hand.
»Bitte, nix sagen zu Caputo, dass ich mit Polizei reden.«
Sie hatte ganz raue Finger, so wie manche Hölzer vor dem Schleifen.
»Sie mich wegschicken, wenn sie wissen.«
Ich lächelte, um sie zu beruhigen.
»Keine Sorge.«
»Bitte.«
»Sie werden es nicht erfahren, keine Angst.«
Sie band sich ein hellblaues Tuch um den Kopf und verließ die Trattoria, so schnell sie konnte.
17.
»Wie geht’s meinem Cinquecento?«, wollte der Commissario wissen, als ich reinkam.
»Den hab ich wie meinen Augapfel gehütet, Commissario. Steht vor der Tür.«
»Hör mal, Sarahs Mutter hat angerufen. Sie ist auf dem Weg hierher.«
»Was will sie denn?«
»Keine Ahnung, sie hat mit Scarano geredet. Was ist mit der Philippinin?«
Ich erzählte ihm von meinem Treffen mit der Signora Martinez und was sie mir gesagt hatte. Auch, dass die Caputo keinen Urlaub machten, was ich wirklich merkwürdig fand. Der Commissario auch, deshalb rief er Cipriani.
»Ciprià, du hast die doch verhört, weißt du, weshalb die Caputo zu Ferragosto hier in Neapel geblieben sind?«
»Nein, Signor Commissario. Ich habe mit der Signora Caputo gesprochen, und sie hat dazu nichts gesagt.«
»Na gut, dann schau mal, ob du was rausfindest.«
»Ja, Signor Commissario.«
Kaum war Cipriani raus, kam Scarano an.
»Signora Russo ist da.«
»Schick sie rein.«
Die Signora war ganz in Schwarz gekleidet. Sie hatte eine dunkle Sonnenbrille auf und gelbe Turnschuhe an, die so aussahen wie die von Sarah. Und ein Parfüm, das ein bisschen nach Vanille roch.
»Bitte schön, Signora, setzen Sie sich.«
Sie setzte sich, nahm die Sonnenbrille ab und warf mir einen Blick zu.
»Das ist mein Kollege Acanfora«, erklärte der Commissario. »Er hat Ihre Tochter gefunden. Wenn Sie wollen, schicke ich ihn raus.«
»Nein, das ist nicht nötig.«
»Ich hätte auch zu Ihnen kommen können. Ich habe versucht, Sie zurückzurufen, aber da waren Sie schon unterwegs.«
»Heute früh kam im Fernsehen, dass Sie diesen Esposito verhaftet haben und ihn verdächtigen.«
»Im Moment
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