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Sarahs Moerder

Sarahs Moerder

Titel: Sarahs Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Longo
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haben wir nur Indizien. Kennen Sie ihn?«
    »Vor ein paar Jahren hat Sarah ihn mal zum Essen mitgebracht. Sie hatte ihn gerade erst kennengelernt. Er war fröhlich, voller Energie. Natürlich kam der von der Straße und hatte das ein oder andere Problem. Aber er war mir sympathisch. Und man merkte, dass er Sarah lieb hatte. Meinem Mann gefiel er überhaupt nicht. Er war sich sicher, dass der ein Verbrecher ist und immer bleiben wird. Er akzeptierte auch nicht, dass er aus einer ganz anderen Welt kam, und hat Sarah verboten, ihn zu sehen, aber sie hat ihn weiter heimlich getroffen. Manchmal hat sich meine Tochter mir anvertraut …«
    Sie unterbrach sich und schlug die Hände vor die Augen.
    »Entschuldigen Sie.«
    Sie nahm ein Taschentuch aus ihrer Tasche und putzte sich die Nase.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«, fragte der Commissario.
    Die Signora wehrte mit der Hand ab. Dann lächelte sie wie ein Kind.
    »Wollen Sie wissen, wie sie sich kennengelernt haben?«
    »Sicher«, sagte der Commissario.
    »Im Dom. Sie war hingegangen, um das Blutwunder von San Gennaro zu sehen. Als sie rauskam, haben sie drei Jungen verfolgt, und er, den sie noch nie gesehen hatte, hat sich eingemischt. Er hat gesagt, dass sie seine Freundin wäre und dass sie gut daran täten, sie in Ruhe zu lassen. Sarah hat das immer wieder erzählt.«
    »Aber Ihr Mann hat uns auch gesagt, dass dieser Genny Esposito Sarah manchmal geschlagen hat. Wissen Sie davon was?«
    Die Signora presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Dann sagte sie leise: »Das stimmt nicht.«
    »Entschuldigung, Signora, was stimmt nicht?«
    Bevor sie antwortete, starrte sie einen Moment auf ihre Nägel.
    »Mein Mann hat sie geschlagen, nicht Genny.«
    Ich riss die Augen auf und schaute den Commissario an. Er zog nur die Augenbrauen hoch und rutschte auf seinem Stuhl vor, in Richtung der Signora.
    »Ihr Mann?«
    »Er hatte rausgefunden, dass sie sich heimlich getroffen haben, das fand er schlimm. Eine Zeitlang haben meine Tochter und er fast jeden Abend gestritten. Dann hat Sarah eines Abends gesagt, dass sie mit Genny zusammenziehen wollte, und er ist vollkommen ausgeflippt.«
    »Und warum hat sich Sarah dann von Genny getrennt?«
    »Während eines Streits wurde meinem Mann schlecht. Er musste sogar ins Krankenhaus. Sarah hat einen Schreck bekommen und entschieden, Schluss zu machen. Kurz danach hat sie Sandro kennengelernt und nicht mehr über Genny geredet.«
    »Und wissen Sie zufällig, ob sich Sarah und Genny in letzter Zeit wiedergesehen haben?«
    »In den letzten Monaten sicher nicht. Sarah schien glücklich zu sein mit Sandro. Ich dachte, sie hätte Genny vergessen. Aber letzte Woche wurde sie nervös, und als wir nach Roccaraso gefahren sind, vor fünf Tagen, wollte sie nicht mit. Dann, am Abend bevor … am Abend vorher hat Sarah mich angerufen. Sie war aufgeregt, weil sie Genny getroffen hatte, und sie hat gesagt, dass sie wieder mit ihm zusammenkommen wollte.«
    Die Signora schwieg einen Moment.
    »Ich dachte, dass ich das alles lieber nicht vor meinem Mann erzähle.«
    »Natürlich, das verstehe ich«, sagte der Commissario. »Danke für Ihre Unterstützung.«
    Die Signora stand auf.
    »Wir versuchen, den Täter so schnell wie möglich zu finden«, sagte er noch, als er ebenfalls aufstand.
    Sie zuckte mit den Schultern. Offensichtlich war ihr der Täter egal.
    »Das würde meinen Mann freuen.«
    Dann ging sie. Ganz still. Im Raum hing noch ihr Vanilleparfüm.
    »Commissario?«
    »Was ist?«
    »Also war es Genny nicht?«
    »Gute Frage.«
    Er zog die Flasche mit dem falschen Whisky aus der Schublade und nahm einen Schluck. Ich kapierte, dass er nachdenken wollte, deshalb hab ich mich woanders hingesetzt und geschwiegen.
    Eine Minute später kam Cardillo und sagte, da ist eine Journalistin vom Fernsehen, die ihn wegen dem Mord in Posillipo interviewen will.
    »Jetzt nicht«, sagte der Commissario.
    Cardillo fragte, was er sagen sollte.
    »Denk dir ’ne Ausrede aus.«
    »Was für ’ne Ausrede?«
    »Cardì, was auch immer, Hauptsache, du bist hier bald raus und sie kommt nicht rein.«
    Cardillo verschwand, aber gleich danach tauchte Scarano auf.
    »Scarà, fehlt dir was?«
    »Der Präsident hat angerufen. Er wollte ganz dringend mit Ihnen sprechen und sagt, Sie sollen jetzt sofort vorbeikommen.«
    »Das hat er gesagt? Jetzt sofort?«
    »Wörtlich, Commissario.«
    »Ruf ihn zurück. Sag ihm, dass ich im Moment beschäftigt bin und vorbeikomme, sobald ich Zeit

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