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Sarahs Moerder

Sarahs Moerder

Titel: Sarahs Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Longo
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ist bloß los mit mir? Mamma war wie immer, aber plötzlich ging sie mir auf die Nerven. Lag das an der Hitze? An der Sache mit Sarah? An mir?
    Ich war komplett verwirrt. Als hätte jemand meine Sachen durcheinandergebracht, und jetzt fand ich nichts mehr.
    Während ich über all das nachdachte, war es drei Uhr geworden.
    Ich drehte mich um und versuchte, wenigstens die paar Stunden zu schlafen, die noch blieben.

15.
    Am nächsten Morgen kam es mir noch heißer vor. Ich wollte unter die Dusche, aber das Wasser tröpfelte nur. Ich steckte den Stöpsel ins Waschbecken und wartete, bis wenigstens der untere Teil voll war, um mir das Gesicht zu waschen und mich zu rasieren.
    In der Küche standen Milchkaffee und Kekse frisch aus dem Ofen auf dem Tisch. Wer weiß, wie früh Mamma aufgestanden war, um sie zu backen.
    »Mamma, warum?«
    »Sei still, ich seh grade Nachrichten.«
    Ich nahm einen Keks und tunkte ihn in den Milchkaffee. Er schmeckte genau wie die aus der Pasticceria Carraturo. Das sagte ich ihr, aber sie hörte nicht zu, war voll auf den Fernseher konzentriert.
    In den Nachrichten sagten sie grade, dass es bei der Hitze besser war, wenn alte Menschen und Kinder um die Mittagszeit nicht aus dem Haus gingen.
    »Heutzutage versteht man einfach nichts mehr«, sagte Mamma. »Die Welt ist verrückt geworden. Auch das Wetter ist nicht mehr das, was es mal war.«
    Ich ließ sie reden, irgendwie hatte sie ja Recht. Es war fast wie im Science-Fiction, wo die Leute sich in ihren Häusern einschließen, weil draußen Aliens von einem anderen Planeten rumlaufen.
    Sie zeigten einen, der in Rom in einen Brunnen sprang, und zwei Frauen, die sich Wasser über den Kopf gossen und lachten.
    Nach der Hitze war der Mord aus der Via del Parco Mastriani dran. Um besser zu verstehen, was sie sagten, stellte ich lauter.
    »Wahrscheinlich sind die Ermittlungen im Mord an der jungen Sarah Lo Russo vor zwei Tagen in Posillipo, einem vornehmen Stadtviertel von Neapel, einen Schritt weiter. Die Polizei hat Genny Esposito verhaftet, einen Exfreund des Opfers, vorbestraft und mutmaßlicher Täter. In einer Sondersendung nach den Nachrichten wird der Chefredakteur des Mattino zu Gast im Studio sein, um die wachsende Kriminalität in Neapel zu analysieren.«
    »Stimmt«, sagte Mamma, »Neapel ist gefährlich geworden. Sogar zuhause muss man Angst haben.«
    Ich antwortete nicht, dachte aber, dass der Commissario Recht hatte, dass es die Leute nur interessierte, weil das Verbrechen in einem reichen Viertel passiert war.
    Cardillo hatte sich einen Ventilator von zuhause mitgebracht und ihn auf den Schreibtisch gestellt, damit sich die Luft wenigstens ein bisschen bewegte. Er hatte ein veilchenblaues Auge, wo ihn der Pianist getreten hatte, und beschwerte sich in einem fort, dass er nicht mal einen Tag krankmachen durfte.
    »Cardì, mein Gott, nun lass mich endlich erzählen«, sagte Scarano.
    »Licht aus, Vorhang auf«, verarschte der ihn.
    »Also«, fing Scarano an, »heute früh gegen Viertel vor neun ruft der Polizeipräsident an. Aus dem Fernsehen hatte der mitgekriegt, dass Esposito verhaftet worden ist, und wollte den Commissario beglückwünschen.«
    »Der jetzt Gott sei Dank in Urlaub verschwinden kann«, kam von Cardillo.
    »Aber der Commissario hat ihm sofort einen Dämpfer verpasst«, fuhr Scarano fort.
    »Was hat er denn gesagt?«, fragte Musella.
    »Er hat gesagt, dass sie sich’s in den Nachrichten zu leicht machen und der Fall noch nicht gelöst ist. Der Polizeipräsident ist nervös geworden und wollte wissen, wo das Problem liegt. Darauf der Commissario: Das Problem ist, keiner hier hat je behauptet, dass Esposito der Täter ist. Und wenn einer das denen vom Fernsehen gesagt hat, muss er auch erklären, dass er sich getäuscht hat, denn wenn ich bis heute Abend keine Beweise habe, lasse ich Ihren Täter laufen.«
    »Und der Präsident?«, wollte Musella wissen.
    »Erst mal wusste der nicht mehr, was er sagen sollte, und hat aufgelegt. Fünf Minuten später hat er nochmal angerufen und einen auf freundlich gemacht.«
    »Hey, du tratschst schlimmer als ’ne Telefonistin«, rief Cardillo.
    »Also, der macht einen auf freundlich«, redete Scarano weiter, »und sagt, dass es im Moment für alle besser wäre, und betont dabei ganz deutlich ›für alle‹, wenn dieser Genny Esposito drinbleibt.«
    »Was glaubt ihr, was der Commissario macht?«, fragte Musella.
    Cardillo wischte sich den Schweiß von der Stirn und setzte sich vor den

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