Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
als die Tür aufschwang und zu Saceraks Überraschung Naspir eintrat. Der junge Mann blickte sich um. Er erkannte den Magier und kam lächelnd auf ihn zu. „Da bist du ja. Ich habe die halbe Stadt nach dir durchkämmt.“ Er setzte sich zu ihm. „Wäre es nicht sinnvoller, wenn du ein wenig schlafen würdest?“
„Ich würde keinen Schlaf finden“, entgegnete Sacerak. „Jedenfalls noch nicht.“
Er betrachtete Naspirs dunkelgrüne Augen; darin spiegelte sich eine Mischung aus Neugier, Furcht und Ungewissheit. „Weshalb hast du nach mir gesucht?“, wollte Sacerak wissen. Er bezweifelte, dass König Nefurs Neffe ihn in diesen Stunden wegen irgendwelchen Belanglosigkeiten zu sprechen gedachte.
Naspir schwieg zunächst, so als beabsichtige er, seine nächsten Worte besonders sorgfältig abzuwägen. „Ich erhoffe mir die Antwort auf eine Frage, Sacerak.“
„Die Antwort auf eine … ? Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.“
„Dann lass es mich dir erklär en. Du, Sacerak, bist ein begabter und intelligenter Mann. Auch, nachdem du den Palast verlassen hattest, hat Miluf immer noch in höchsten Tönen von dir geschwärmt. Ich frage mich nur: Was ist deine innere Motivation zu kämpfen? Aus welchem Grund bist du den weiten Weg hierhergekommen, wo doch schon bald Tod und Verderben in Rivania herrschen könnten. Was ist es, das dich antreibt?“
Sacerak starrte ihn perplex an. Doch er überwand seine Verwunderung rasch. „Du willst wissen, was mich antreibt? Mein Wunsch ist es, dass endlich wieder Frieden in Sarania einkehrt, und dass unsere Völker in Eintracht miteinander leben. Unsere einzige Hoffnung liegt darin, dass wir Zoranos Armee zerschlagen und ihn dann endgültig vernichten.“
„Du meinst, dass du ihn vernichten willst – den dunklen Lord?“
„Ich habe nicht behauptet , dass -“
„Aber tief in deinem I nnersten wünschst du es dir, oder? Du bist ein mächtiger Zauberer und er ein teuflischer Magier, es liegt in der Natur der Sache, dass ihr euch eines Tages gegenüberstehen werdet.“
Ein Schatten huschte über Saceraks Gesicht. Er stand auf. „Ich glaube, ich sollte erst einmal den nächsten Morgen überleben.“
Nasp ir seufzte und schien sich fürs Erste zufrieden zu geben. Er erhob sich ebenfalls; sie verließen die Taverne und gingen schweigend durch die Straßen, bis sie Nefurs Halle erreichten, in der Sacerak, Gifur und Miluf einquartiert waren. Naspir verabschiedete sich und wünschte Sacerak eine gute Nacht, was dieser mit einem müden Lächeln quittierte. Die Nacht würde alles mögliche werden, nur nicht gut.
Als die Wachen, die vor der Halle Stellung bezogen hatten, Naspir einließen, kehrte Sacerak der königlichen Residenz den Rücken und schritt zu den Zinnen, die das Haupt des zweiten Stadtrings bildeten. Er starrte auf die Ebene, die sich wie ein schwarzes Meer unter ihm erstreckte. Unmut stieg in ihm auf.
Sacerak war klar, dass das, was Naspir als so unabänderlich empfand – das s er und Zorano sich früher oder später gegenüberstehen würden – niemals eintreten würde. Nicht er, sondern irgendein unbedeutender Sohn eines Schmieds, war durch eine Prophezeiung dazu auserwählt worden, Zorano zu stürzen.
Sacerak verstand es nicht . Ich habe die gleiche Akademie wie Zorano besucht, in unserer Jugend sind wir Freunde gewesen. Wir waren sogar beide Mitglieder im Rat der Magier, mit dem Unterschied, dass er den Orden verraten hat. Wenn nicht mir, wem sollte es sonst gestattet sein, ihn für seine Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen? Dieser Auserwählte, was verbindet ihn mit Lord Zorano?
„Du wirkst nachdenklich.“ Die sanfte Stimme holte Sacerak in die Gegenwart zurück. Er f uhr herum und sah sich Anasta gegenüber. Eine Fackel, die sie bei sich trug, erhellte ihr Gesicht. Sie lächelte ihn an. „Was machst du hier draußen?“
„Ich bemühe mich, nicht an die Zukunft zu denken.“
„Fürchtest du dich vor dem Krieg?“
„Ich fürchte, was er aus mir machen könnte.“
„Du bist ein guter Mensch und daran wird auch der morgige Tag nichts ändern.“
Sacerak fand ihre Worte aufbauend, bezweifelte aber, dass das der Grund für ihr Kommen war. Er setzte gerade dazu an, etwas zu sagen, als Anasta seine Hand ergriff. „Komm mit mir. Es gibt eine Sache, die ich dir geben möchte.“
Sacera k zögerte, ob er ihrer Aufforderung Folge leisten sollte, entschied sich aber letzten Endes dafür.
Anasta geleitete ihn in Nefurs Halle, stellte ihre
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