Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
halten soll. Manche sind der Auffassung, dass es sich einfach nur um einen unbedeutenden Flecken Erde handelt, andere wiederum glauben, ein namenloses Grauen treibe dort in der Gegend sein Unwesen … “
Benalir schluckte. Mutmaßungen dieser Art behagten ihm nicht. „Und was ist deine Meinung zu der Angelegenheit?“
Solof schnaubte . „Ammenmärchen, wenn du mich fragst! Geschichten über geheimnisvolle Ungeheuer sind doch nur in Umlauf geraten, weil die Leute so leichtgläubig sind. In diesem Zusammenhang ist auch die Sage um den Leviathan entstanden.“
„Um was ?“, wollte Benalir wissen und sah den alten Mann fragend an. Er war immer besonders stolz auf die Tatsache gewesen, nahezu alle Legenden zu kennen, die man sich über Sarania und dessen Mysterien erzählte, aber von dem Wort ´Leviathan` hatte er bisher lediglich einmal gehört, und das war in Fulnas Bibliothek gewesen, als er in Danfalius´ Geschichtschroniken geforscht hatte.
Solof machte einen überraschten Eindruck infolge dieses plötzlichen Interesses. Er räusperte sich kurz, bevor er sprach: „Der Leviathan ist, wenn man dem Mythos Glauben schenkt, ein unvorstellbar mächtiges und erhabenes Seeungeheuer, das tief im Ozean seiner Wege zieht und wartet, bis seine Zeit gekommen ist. Jenes Märchen saugen die Säuglinge hier in der Umgebung schon mit der Muttermilch auf. Wenn man über Bulfir spricht, kommt einem zwangsläufig der Leviathan in den Sinn; es wundert mich, dass du noch nie davon gehört hast.“
B enalir hatte aufmerksam gelauscht und legte nun die Stirn in Falten. Ihm gefiel das, was Solof erzählt hatte, nicht, Märchen hin oder her. Eine getrübte Erinnerung bemächtigte sich seiner Sinne; der Gedanke an einen Traum, den er vor einer Ewigkeit geträumt zu haben schien. Auch darin war ein Seemonster vorgekommen, und je länger er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, was es mit jenem Traum auf sich hatte.
Je tzt weiß ich es wieder! Ich hatte diesen Traum, kurz bevor wir damals nach Agalam gereist sind. War er vielleicht ein Bote des Schicksals? Schließlich nahm mein Abenteuer von dem Zeitpunkt an seinen Lauf. Womöglich ist an der Legende mehr dran, als allgemein angenommen.
Er behielt diesen Gedanken für sich, da er Solof nicht b eunruhigen wollte, und als der Zauberer sich aufrichtete, blickte er verblüfft. „Möchtest du schon gehen? Die Aussicht und der Strand sind doch herrlich. Lass uns wenigstens noch ein bisschen hier bleiben!“
Solof lächelte milde . „Ginge es nach mir, würde ich hier Stunden ausharren. Doch leider habe ich noch Dinge in Bulfir zu erledigen, die keinen Aufschub dulden.“
„Was denn?“
„Unter anderem muss ich mich um die Verpflegung für unsere bevorstehende Reise kümmern. Es könnte ein ausgedehnter Marsch werden, und mit leerem Magen läuft es sich schlecht. Selbstverständlich kannst du hier am Strand bleiben, wenn du möchtest. Wo mein Haus ist, weißt du ja.“
Benalir stimmte dem Vorschlag zu .
„Bl eib aber nicht zu lange“, schärfte Solof ihm ein. „Morgen wird es ernst. Sei dir darüber im Klaren, dass nun schwere Tage, vielleicht auch Wochen, auf uns zukommen.“ Er seufzte vernehmbar.
„Ich werde zeitig zurückkehren“, versprach Benalir.
Er sah Solof hinterher, wie dieser den Pfad hinauf stapfte und alsbald nicht mehr zu sehen war. Ihn persönlich störte es nicht im Geringsten, nun allein am Strand zu sitzen, das Spiel der Wellen zu betrachten, und dem Schäumen der Brandung zu lauschen.
Es war nicht so, dass Benalir immerzu auf Gesellschaft aus war. Manchmal reichten ihm die unverwechselbaren Geräusche der Natur, um glücklich zu sein. Und obgleich seine Gedanken ständig zu Alana, Giano und Danfalius wanderten, die Sorge um sie ihn belastete, fühlte er sich in diesem Moment befreit – auf eine wunderbare Art und Weise, die er nicht hätte erklären können.
Benalir ließ sich auf den Rücken fallen und betrachtete die Federwolken, die langsam vorüberzogen. Es tat ungemein gut, daliegen zu können, ohne die Befürchtung, im nächsten Augenblick angegriffen zu werden. Merkwürdigerweise fühlte er sich hier an diesem Ort vollkommen sicher, so als ob alles andere nichts weiter als ein böser Traum wäre.
Er spürte, dass eine schleichende Müdigkeit ihn zu übe rwältigen drohte. Zunächst kämpfte er noch dagegen an, dann ließ er es über sich ergehen und war kurz darauf eingeschlafen.
Ein barscher Ruf weckte ihn. „Junge, wach
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