Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
Fackel in einen der dafür vorgesehenen Halter an der Wand und bedeutete dem Magier, ihr zu folgen.
Sacerak handelte wie gewünscht . Er kam nicht umhin zu staunen. Die Hallen des Königs waren weitaus größer und verwinkelter, als er sie vom ersten Besuch in Erinnerung hatte. Er versuchte erst gar nicht, sich zu merken, welche Gänge und Korridore sie entlang schritten, und war froh, als Anasta vor einer elegant ausgearbeiteten Tür stehen blieb. Sie holte einen Schlüssel hervor, öffnete, und gemeinsam traten sie ein.
Offensichtlich war dies Anastas Zimmer. Es beherbergte ein mit Seide überzogenes Bett, Regale voller Bücher und einen kreisrunden Tisch, auf dem eine Kerze stand. Feine Vorhänge wehten im lauen Nachtwind und ließen das Mondlicht herein.
„Warte e inen Moment“, sagte sie, schob eine der zahlreichen Schubladen eines Wandschranks auf, und holte etwas hinaus, das Sacerak zunächst nicht zu identifizieren vermochte. Sie drehte sich zu ihm um. „Hier, nimm das. Möge es dir Glück bringen.“
Sie reichte es ihm und Sacerak betrachtete das Geschenk: Es war eine goldene H alskette, die mit einem Rubin bestückt war und äußerst kostbar zu sein schien.
„Meine Mutter übergab sie mir zu meinem zehnten Geburt stag. Sie sagte, es sei ein Talisman des mächtigen Donnergottes Tandran und beschütze den Träger. Doch seit sie gestorben ist, habe ich es abgelegt.“
Sacerak war nicht sicher, ob er das Schmuckstück wahrhaftig annehmen sollte, aber er ahnte, dass Anasta keinen Widerspruch geduldet hätte, und so hängte er die Kette um seinen Hals.
„Aber wieso schenkst du es ausgerechnet mir?“
„Kannst du dir das nicht denken?“ Anasta trat näher an ihn heran; in ihren Augen lag ein sehnsüchtiger Ausdruck.
Während er ihr zartes Antlitz betrachtete, wusste Sacerak nicht, was er erwi dern sollte. Das klare Denken schien ihm abhanden gekommen zu sein. Er sog den süßen Duft ihrer Haare auf.
„Lass mich nicht allein“, hauchte sie ihm ins Ohr. Ihre Finger suchten sein Gesicht. „Du hast denjenigen Hoffnung geschenkt, die keine mehr hatten. Wenn wir morgen sterben sollten, dann möchte ich diese Welt mit einer schönen Erinnerung verlassen.“
„Du wirst nicht sterben“, flüsterte Sacerak und er begann zu begreifen, dass jeglicher Widerstand gebrochen war. Ihre vollen, feuchten Lippen fanden die Seinen und ließen ihn für eine kurze Ewigkeit alles vergessen, als er sich ihrer Magie hingab.
33
Die wahre Bedeutung der Prophezeiung
Obwohl Benalir sich noch schwach fühlte, verspürte er einen schier ungeheuren Tatendrang, doch Solof gestattete nicht, dass sie sofort loszogen.
„Du solltest daran denken, dass du erst heute dein Bewusstsein zurückerlangt hast“, mahnte der alte Zauberer. „Außerdem hat dich der vergiftete Dolch eines Zurdrûks entkräftet. Eine Überanstrengung könnte böse Konsequenzen nach sich ziehen. Ich mache dir einen Vorschlag: Wir wandern ein wenig durch Bulfir, genießen die gesunde Meeresluft, und morgen früh brechen wir gestärkt auf.“
Benalir grummelte zunächst, fügte sich dann aber. „Wie du meinst.“
Bevor sie sich auf den Weg machten, wollte Benalir allerdings noch eine Sache erledigen: Sicherstellen, dass er den Gnublungen-Ring bei sich führte. Während er den Ring auf den Finger gleiten ließ, betrachtete Solof ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Du führst ein prachtvolles Schmuckstück mit dir. Es ist mir schon beim Wechseln deiner Kleidung aufgefallen. Ein Erbstück?“ Er lächelte väterlich.
„So könnte man es formulieren“, antwortete Benalir kühl. „ Gehen wir nun?“
Solof nickte und zusammen verließen sie das Zimmer. Sie marschierten den Flur en tlang, verabschiedeten sich von Melina, ehe Solof seinen Gast hinaus geleitete, auf die Straßen Bulfirs.
D ie schwere, eichene Haustür fiel hinter ihnen ins Schloss. Gleißendes Sonnenlicht strahlte herab und blendete Benalir. Er kniff die Augen zusammen. Der Sommer stand unverkennbar bevor, wobei es jedoch nicht zu heiß war, sondern angenehm mild. Benalir führte diese Tatsache auf das nahe gelegene Meer zurück, dessen Wellen schon von weitem ihren Klang verbreiteten. Eine leichte Brise wehte und Benalirs Haare kräuselten sich im Wind.
Der jun ge Schmied sah sich um. Das Dorf bestand aus gemauerten Häusern, die mit den für die Gegend typischen Strohdächern gedeckt und von robusten Holzzäunen eingefasst waren. Bulfir war nicht sehr groß,
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