Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
Absicht kund, so wenige Pausen wie möglich einzulegen.
Schon bald war die Stadt der Gelehrten nur noch als schemenhafter Umriss zu ersehen, und als Sacerak nach einiger Zeit abermals zurück schaute, war die Stadt bereits aus seinem Blickfeld entschwunden.
Je weiter der Tag voranschritt, desto belebter wurde es auf der breiten Straße. Händler nutzten die Verbindung zwischen den Großstädten, doch dies war nichts Ungewöhnliches und die Gefährten hatten damit gerechnet. Als weitaus bemerkenswerter erachtete Sacerak die zahlreichen Soldaten, welche teils zu Fuß, teils beritten den gepflasterten Weg entlang eilten, um Stellung in der Hauptstadt Belfangs zu beziehen, denn dorthin raffte es im Augenblick alle kampffähigen und kampfwilligen Männer. Jeder freien und anständigen Seele war bewusst: Sollte Rivania fallen, dann war das Schicksal von Sarania besiegelt. Diese Stadt verfügte neben Alanur als einzige über Befestigungsanlagen, die darauf ausgerichtet waren, einer Belagerung auch über einen längeren Zeitraum standzuhalten. Sicherlich hatten die meisten Leute recht damit, wenn sie Lord Zorano als grausamen und unaufhaltsamen Despoten bezeichneten, allerdings waren seine Streitkräfte bei der Mehrzahl der Bastionen, die sie eingenommen hatten, nie auf ernsthaften Widerstand gestoßen. Rivania, dessen Besatzung sich nun bereits längere Zeit erfolgreich widersetzt hatte, stellte eine Ausnahme dar, und aller Wahrscheinlichkeit nach war dies der Grund, weshalb der dunkle Lord den Großteil seiner Armee dorthin entsandt hatte. Würde es dem Hexenmeister gelingen, das Zentrum des Landes unter sein Joch zu zwingen, dann konnte es nicht mehr lange dauern, bis ihm auch die restlichen Gebiete Belfangs unterstanden.
Während Sacerak sich über all dies ernsthafte Gedanken machte, sah er sich mit wachsendem Interesse um. Vielfältige Baumarten, die wie schweigsame Wächter dastanden, säumten mittlerweile die Südstraße. Er empfand ihren Reiseweg als äußerst angenehm, auch, weil es in der Zwischenzeit wärmer geworden war. Immer wieder brach die Sonne nun durch die Wolken, und die Pflanzen am Straßenrand wogten im Wind hin und her. Wären nicht so viele bewaffnete und angespannte Krieger unterwegs gewesen, hätte niemand vermutet, dass eine Schlacht bevorstand.
Als der erste Tag ihrer Reise sich dem Ende neigte und die Sonne das Firmament dunkelrot färbte, befanden sie sich kurz vor dem Ra, einem reißenden Strom, der im Feuergebirge entsprang und schlussendlich ins Meer mündete.
„Ich schlage vor, wir legen eine Rast ein und setzen unseren Weg morgen fort, wenn wir wieder zu Kräften geko mmen sind“, sagte Miluf; Sacerak und Gifur pflichteten ihm bei. Der Zwerg ließ ein ausgiebiges Gähnen vernehmen.
Als die drei Gefährten ein kleines Wirtshaus in der Nähe der Hauptstraße sichteten, fassten sie den Entschluss, dort zu nächtigen.
Der Inhaber war ein untersetzter Mann mit einer Halbglatze, freundlichen Gesichtszügen und stahlblauen Augen. Er stellte sich ihnen als Wirt Gantergrau vor. „Willkommen, Fremde, womit kann ich euch zu Diensten sein?“
Miluf ergriff sogleich die Initiative. „Wir möchten ein Zimmer für eine Nacht in Beschlag nehmen, wie viel würde das kosten?“
Gantergrau bedeutete ihnen zunächst, hereinzukommen und sich an die Theke zu setzen. Anschließend sprach er: „Falls ihr die Absicht hegt, euch ein Zimmer zu teilen, liegt der Preis bei fünfzehn Dularen; bei zwanzig Dularen würdet ihr zudem noch eine vollständige Verpflegung erhalten – Abendessen, Morgenmahl und Getränke eingeschlossen.“
Miluf willigte ein und Sacerak dankte e s ihm. Sie alle waren erschöpft von dem bisher zurückgelegten Weg. Sacerak vermutete, dass es seine Kameraden ebenso nach einer warmen Mahlzeit verlangte wie ihn selbst.
Miluf holte einen Lederbeutel hervor und drückte dem Wirt einige Goldmünzen in die Hand. Danach wies ihnen Gante rgrau mit einem breiten Lächeln einen Tisch zu und empfahl die Spezialität seines Hauses: Knollwurzelsuppe. Abgesehen von Gantergrau selbst war noch sein Gehilfe und Stallbursche anwesend. Er hieß Lunir, war vielleicht neunzehn oder zwanzig Jahre alt, mit krausem dunklem Haar und samtbraunen Augen.
Er hatte soe ben ihre Pferde in einem Stall neben der Taverne untergebracht und sie mit Heu und Wasser versorgt. Jetzt trat er zu ihnen, um Getränke anzubieten. Gifur bestellte einen Humpen Bier, die Magier gaben sich mit reinem Wasser
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