Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
Sacerak hoffte, dass der alte Magier bald auftauchte, denn das Herumstehen zerrte an seinen Nerven, und er wusste, dass es Gifur ähnlich ging, weil der Zwerg nicht nur begierig war, endlich aufzubrechen, sondern auch Miluf kennen zu lernen.
„Was ist mit Thoralf, hast du ihm eine Botschaft zukommen lassen?“, wollte Gifur wissen und rieb sich die Hände. Es war ein kühler Morgen, und der Zwerg trug nur leichte Kleidung aus Leder. Sacerak wickelte seinen Reiseumhang fester um sich. „Selbstverständlich, noch bevor ich ins Gasthaus zurückgekehrt bin. Hoffentlich kommt er bald. Miluf wird es eilig haben.“ Es war die Wahrheit. Er hatte den tapferen Mann aus Milifirien nicht vergessen, der ihnen vor geraumer Zeit das Leben gerettet hatte. Unter Zuhilfenahme einer Beschwörungsformel hatte er den mit einem Zauber versehenen Stein, den er Thoralf gegeben hatte, erstrahlen lassen. Jetzt musste dieser das Zeichen nur noch bemerken und richtig deuten.
Sacerak fragte sich, wie viel Zeit er benötigen würde, um vom Feuergebirge aus hierhin zu gelangen. Er hatte auch Miluf von jener Angelegenheit berichtet und bekräftigt, dass Thoralf ein wertvoller Verbündeter im Kampf gegen die Armee des dunklen Herrschers sein könnte. Aber so wie Sacerak den Zauberer einschätzte, würde dieser so schnell wie möglich losziehen wollen, denn für ihn kam eine Zeitverzögerung nicht in Frage.
Gifur verse tzte Sacerak einen Stoß in die Rippen und riss ihn damit aus seinen Gedanken. „Ist er das … Miluf?“
Sacerak schaute auf und folgte Gi furs Kopfnicken. „Ja, in der Tat.“
Ihr Wegbereiter schlenderte ihnen geradewegs entgegen. Er trug ein graues Reisegewand und führte zwei Pferde am Zügel, deren Farbe an das Braun von Kastanien erinnerte. Sein Blick schweifte wachsam umher. Er blieb vor ihnen stehen.
„Ihr versteht es, euch an eine zeitliche Vereinbarung zu halten. Du musst Gifur sein, wenn ich mich nic ht täusche. Sacerak hat mir von dir erzählt.“ Miluf streckte dem Zwerg die rechte Hand entgegen, und dieser erwiderte die Geste. „Auch von Euch, werter Magier, hat Sacerak mir erzählt. So wie ich die Dinge einschätze, stehen die Chancen auf einen Sieg in Rivania nicht unbedingt gut, aber zumindest können wir zwei Hexenmeister aufbieten.“
Mi luf quittierte die Aussage mit einem flüchtigen Lächeln, anschließend deutete er auf die beiden Pferde und sagte: „Wir müssen mit diesen hier vorlieb nehmen. Alanur kann momentan nicht viele, und in gar keinem Fall die besten Reittiere entbehren. Wie steht es um euren Freund Thoralf? Ich sehe ihn nirgendwo.“
„Bisher i st er nicht gekommen“, entgegnete Sacerak, woraufhin Miluf einen Seufzer ausstieß. „Also gut, wir sollten erst einmal die Stadt verlassen, möglicherweise sehen wir ihn von weitem, dann lesen wir ihn auf.“
Sie verteilten ihr Reisegepäck – was eh nicht umfassend war – auf die Lasttiere und schritten durch das Tor. Die Wachen bedachten sie mit einem misstrauischen Blick.
Sie befande n sich nun außerhalb der hohen, weißen Stadtmauer, die jetzt noch massiver und undurchdringlicher wirkte als gewöhnlich. Sogleich blickte Sacerak sich ohne Unterlass um. Er hegte den Wunsch, in der Ferne einen schwarzen Punkt auszumachen: Thoralf, der auf dem Weg zu ihnen war. Doch vergebens.
Obwohl Miluf noch zehn Minuten Gnadenfrist gewährte, konn te Sacerak weit und breit keines Menschen ansichtig werden. Allein die schneebedeckten Gipfel des Feuergebirges zeichneten sich über dem Horizont wie stumme Riesen ab. Wohl oder übel musste er sich eingestehen, dass Thoralf nicht rechtzeitig zu ihnen stoßen würde; womöglich war ihm die Botschaft des Steins nicht einmal aufgefallen.
Was soll´s, dachte Sacerak ein wenig verstimmt. Ich habe ihm die Chance gegeben, wenn er sie nicht nutzt, ist es seine Schuld. „Na schön, lasst uns aufbrechen!“
Sacerak und Gifur teilten sich das größere der beiden Pferde. Der Zwerg war im Reiten nicht sonderlich bewandert und daher froh, dass er hinter dem Magier Platz nehmen konnte.
Unter Milufs F ührung ritten sie in einem zügigen Tempo die Südstraße entlang, die, wie Sacerak wusste, bis vor die Tore Rivanias führte und von dort aus zu allen wichtigen Lokalitäten, die in Sarania existierten – unter anderem zur Festung der Zurdrûks in Nûrdur, von wo aus die Streitmacht Zoranos aufgebrochen war. In der Regel brauchte man von Alanur nach Rivania vier Tage zu Pferd, und Miluf tat gleich zu Beginn seine
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