Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
sich vor ihm auftat, war vollkommen leer und wirkte trostlos.
Er winkte seine Gefährten heran. Nachdem auch Alana und Giano das Zimmer gemustert hatt en, legten sie ihre Umhänge ab. Benalir entzündete die magische Fackel, um ihnen Wärme zu spenden, und ihre Sachen zu trocknen. Danach nahmen sie eine Mahlzeit – bestehend aus Brot, Wasser und Trockenfrüchten – zu sich, wobei sie dem Niederschlag lauschten, der sich wie Trommelfeuer anhörte.
Sowie sie sich gestärkt hatten, schlug Benalir vor, ein wenig zu schlafen, um wieder zu Kräften zu gelangen; womöglich ließ auch das schlechte Wetter in der Zwischenzeit nach. „Außerdem, wenn ich die Zeichen des Rings richtig gedeutet habe, dann ist Fulna nicht mehr weit entfernt.“ Es stimmte. Benalir war nicht imstande, zu erklären warum , aber aus einem unbegreiflichen Grund wusste er, dass sie ihrem ersten Ziel sehr nahe waren. Jedenfalls beruhigte ihn die Tatsache, einen unfehlbaren Richtungsweiser am Finger zu tragen. Und dieser Gedanke war es auch, der ihn in den Schlaf begleitete.
Als er erwachte, kniff Benalir die Augen zusammen. Durch eine Öffnung in der Wand fielen Sonnenstrahlen, die ihn blendeten.
Die Wet terverhältnisse hatten sich, so wie er es insgeheim gehofft hatte, gebessert. Benalir war mehr als froh über diese Wendung, so würden sie schneller und vor allem mit trockenen Kleidern vorwärts kommen. Er blickte sich um und sah, dass seine Begleiter noch schliefen.
Er holte das Schwert, das er von Gundamôk erhalten hatte, hervor, und begutachtete die Klinge. Seine Gedanken schweiften ab. Wo mochte Gundamôk nun sein? Ob er die Zwerge im Feuergebirge davon überzeugen konnte, in den Krieg einzugreifen und gegen Zorano zu kämpfen?
Dann dachte er an seinen Vater – ob er bereits den Heimweg zur Schmiede angetreten hatte? – und an sein altes Leben, das innerhalb von Tagen zusammengestürzt war wie eine morsche Brücke. Benalir ließ einen Finger über den kalten Stahl gleiten und musste unwillkürlich lächeln. Obwohl er die Waffe bisher nur zu Übungszwecken verwendet hatte, und nie im Ernstfall hatte gebrauchen müssen, so erachtete er diese doch als ein enorm kostbares Gut. Der silberne Knauf, in den purpurne Rubine eingelassen waren, wirkte edel, und Benalir schätzte sich glücklich, eine solche Waffe bei sich zu tragen. Er ließ die Klinge zurück in die Scheide gleiten und befestigte sie an seinem Gürtel.
Sein Gedankenstrom endete , als Alana sich zu regen begann und kurz darauf aufrecht saß. Ihre dunkelblauen Augen, die wie klare Kristalle glommen, taxierten den Raum. Sie warf ihm einen lächelnden Blick zu, wobei ihre Züge noch zarter wirkten.
„Sieht so aus, als hätte sich der Sturm gelegt“, flüsterte sie. „Wir sollten Giano wecken.“
Benalir pflichtete der Elfe bei und während Alana den Rivurianer sanft wachrüttelte, begann er seine Sachen zu packen. Den Proviant legte er in das Reisebündel; seinen Dolch befestigte er an seiner Gürtelschlaufe, an der auch schon das Schwert hing. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass nichts auf dem modrigen Boden zurückgeblieben war, betrachtete er den Gnublungen-Ring, um herauszufinden, ob er irgendeinen Hinweis gab, wie weit sie noch von ihrem Zielort entfernt waren. Ihm stockte fast der Atem. Das rote Leuchten stach wie ein Messer in die Augen. Feinde!
Von Panik ergriffen wandte er sich zu seinen Gefährten um. Giano, der in einer trägen Haltung dasaß, kaute auf einem Kanten Brot herum, und schaute verwirrt drein, angesichts des hektischen Gebärdens Benalirs. Er wollte gerade den Mund aufmachen, doch der junge Schmied fiel ihm jäh ins Wort: „Los, haltet eure Waffen bereit und seid wachsam! Wir bekommen Besuch!“
23
Die Südstraße entlang
Eine schläfrige Stille lag über Alanur und ließ die Gelehrtenstadt wie einen Friedhof wirken. Es war noch früher Morgen. Da die Tage aufgrund des bevorstehenden Sommers nun stetig länger wurden, stand die Sonne bereits am Himmel und hatte schon fast den Kirchturm überschritten, der zu einer prunkvollen Kathedrale gehörte, in der man unter anderem Messen und andere religiöse Zeremonien abhielt.
Sacerak und Gifur verweilten am zweiflügeligen Hauptportal der Stadt und warteten auf Miluf. Auf den tagsüber so belebten Straßen regte sich keine Menschenseele, und lediglich die Wachposten patrouillierten zu dieser Stunde die Stadtmauer entlang.
Miluf hatte gesagt, dass er sich um Pferde bemühen würde .
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