Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
zufrieden.
Lunir ging zum Schanktisch, um das Gewünschte abz ufüllen; in der Zwischenzeit schaute Sacerak sich um. Außer ihnen, Gantergrau und Lunir, war niemand zugegen.
„Ziemlich leer hier, findet ihr nicht auch?“, brummte Gifur und sprach damit das aus, was Sacerak dachte.
„Das liegt am Krieg, der heraufzieht.“ Lunir war mit einem Tablett wiedergekehrt und verteilte nun das Bier und die beiden Wasser. Er setzte sich zu ihnen. „Die meisten Leute haben solch eine Furcht vor dem Herrn der Schatten und seinen Häschern, dass sie sich am liebsten ihn ihren Häusern verkriechen und nur noch hinauskommen, wenn es sein muss. Es ist eine Tragödie; vor zwei Jahren trat ich meinen Dienst hier an. Unser Gasthaus war jeden Tag gut besucht, aber ihr seht ja, wie die Lage heutzutage ausschaut.“
Gifur ballte seine Fä uste und hämmerte damit auf die Tischplatte. „Zorano, dieser elende Bastard! Nur wegen ihm geschehen all diese grausamen Dinge! Aber eure Schenke liegt doch außerhalb seines Herrschaftsgebietes, wieso fürchten sich die Leute trotzdem, und vermeiden es, herzukommen?“
Lunir legte die Stirn in Falten und lenkte seinen Blick durch das Gasthaus. „Die Loroks sind der Grund. In letzter Zeit streifen immer mehr von ihnen durch unsere Gegend. Wir wissen nicht, ob sie Zorano untertan sind oder auf eigene Faust handeln, jedenfalls überfallen sie in regelmäßigen Abständen die Tavernen in der Nähe der Südstraße. Sie plündern, morden und brandschatzen; da ist es verständlich, dass immer weniger Besucher unser Haus aufsuchen. Derartige Geschichten sprechen sich rum, auch wenn wir bisher nicht von einem Überfall betroffen waren.“
„Nun denn, jetzt wird erstmal ordentlich gegessen, und da gehören düstere Geschichten nicht an den Tisch!“
Gantergrau hatte sich zu ihnen gesellt. Auf dem Servierbrett, das er mitbrachte, standen vier dampfende Holzschüsseln. Er reichte sie herum. „Ich habe dir auch eine gemacht, Lunir. Ich weiß doch, wie sehr sie dir schmeckt.“
Sacerak sog den Geruch d er frischen Suppe ein. Die Flüssigkeit schimmerte wie die Oberfläche eines Bergsees und duftete würzig und rein.
Um auch ja dafür zu sorgen, dass seine Gäste satt wurden, servierte Gantergrau zudem Brot, Oliven und Käse.
Sie nahmen ihre Mahlzeit schweigend zu sich und zumindest für einen Augenblick war der Gedanke an Krieg und Tod aus ihren Köpfen verbannt.
Nach dem Essen saßen sie noch eine Weile beisammen und debattierten über jene Ereignisse, die zurzeit fast ganz Sarania in Aufruhr versetzten. Sacerak berichtete Lunir, wohin sie zu gehen gedachten. Auf dem Gesicht des Wirtsjungen machte sich Bewunderung breit, ehe er fast ein wenig beschämt das Haupt senkte. „Es ist eine Schande, tapfere Gesellen wie ihr ziehen in den Krieg, um für die Ideale der Freiheit einzustehen, und ich verschwende hier meine Tage.“
Gantergrau hatte sich bereits an den Abwasch gemacht, we shalb er das Gesagte nicht gehört hatte, was – so mutmaßte Sacerak – auch Lunirs Absicht gewesen war. Der Junge blickte kurz auf und vergewisserte sich, dass Gantergrau zu beschäftigt war, um ihnen zu lauschen. Dann flüsterte er: „Genau genommen bleibe ich nur wegen ihm in diesem Wirtshaus. Ihr müsst wissen, meine Eltern sind von geringer Herkunft und so standen mir im Leben nicht viele Dinge offen. Ich habe eine einfache Dorfschule besucht und mir dort Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben angeeignet, doch als ich das dreizehnte Lebensjahr erreichte, endete das. Fortan konnten nur die Schüler weiterhin Unterricht genießen, deren Eltern in der Lage waren, die Gelder für eine bessere Ausbildung zu bezahlen.
Ich widmete mich in der Zeit danach der Landwirtschaft. Doch der Verdienst meines Vaters war äußerst dürftig, sodass es ihm kaum noch möglich war, seine Familie zu ernähren, zumal meine jüngere Schwester schon seit längerer Zeit an einer Augenkrankheit leidet und auf bestimmte Medikamente angewiesen ist.
Deshalb verließ ich meine Familie, um selbst Geld zu verdienen und ein eigenes Leben zu beginnen. Doch wohin mich mein Weg auch führte, niemand hatte Arbeit für mich, bis ich bei Gantergrau anfragte. Er gestattete mir, in seinem Gasthaus zu dienen und dafür hier wohnen zu dürfen, und auch meine Entlohnung ist bis zum heutigen Tage ausgesprochen großzügig. Ich verdanke ihm alles, was ich habe, er ist wie ein zweiter Vater für mich. Deswegen würde ich ihn niemals im Stich lassen, aber
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