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Sarg-Legenden

Sarg-Legenden

Titel: Sarg-Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stellte, was ihn bisher beschäftigt hatte.
    Die Stimmen der Toten!
    Verdammt, das war es doch! Das war einmalig. Natürlich hatten es schon einige Experten versucht, Kontakt mit dem Jenseits herzustellen. Es war ihnen auch gelungen, aber sie hatten es mehr oder weniger über alte Radios geschafft, die Geisterstimmen zu sich heranzuholen…
    In seiner Umgebung veränderte sich nichts. Auch der Himmel blieb gleich. Er dunkelte nur etwas ein, und es war bereits der Abdruck des Mondes zu sehen. Ein sehr blasser Kreis, der später immer mehr hervortreten würde, um schließlich intensiv zu leuchten.
    Vollmond!
    Die Chance für alle Geschöpfe der Finsternis. Für die Bösen, für diejenigen, die auf seine Kraft vertrauten. Für die Zombies ebenso wie für Werwölfe oder Vampire.
    Früher hatte Harry Doyle darüber gelacht. Heute sah er es anders. Ganz anders. Es gab sie. Es gab die andere Welt. Das hatte auch Bill Conolly zugegeben. Ungern zwar, aber immerhin.
    Er hörte das Zischen!
    Sofort war Doyle wieder voll da und dachte über das Geräusch nach. Er fragte sich, ob es tatsächlich ein Zischen gewesen war oder schon der Beginn einer Stimme, die ihm irgend etwas sagen wollte.
    Sofort hielt er den Atem an. Der Schauer lief ihm von der Stirn her über den gesamten Körper und blieb auch dort. Das Geräusch war dagewesen. Doyles Finger näherte sich der Einschalttaste des Recorders. Noch drückte er sie nicht. Es war ihm bisher zu wenig gewesen. Bei der Aufnahme eines derartigen Geräuschs hätte man ihn nur ausgelacht.
    Aber es blieb nicht dabei.
    Wieder war ein Laut zu hören.
    Ein Stöhnen – rechts von ihm!
    Harry drehte den Kopf. Er schwitzte plötzlich und kümmerte sich nicht um den Schweiß in seinem Gesicht.
    Er kam sich schrecklich allein und eingeschlossen vor. Seine Augen waren groß geworden. Er merkte das Ziehen in der Magengegend. Jede Sekunde konnte es mit der Kommunikation der Toten losgehen.
    Doyle hatte sich nicht geirrt. Diesmal war es mehr als nur ein Flüstern. Zwar blieb die Lautstärke bestehen, doch er verstand deutlich die gesprochenen Worte.
    »Der Vollmond leuchtet, Bruder.«
    »Ja, ich spüre ihn auch.«
    »Bist du bereit?«
    »Sicher!«
    Ohne es richtig zu merken, hatte Doyle auf die Taste gedrückt. Die Spulen des Recorders drehten sich. Das empfindliche Gerät nahm jeden Laut auf. Es besaß höchste Klasse, und der Mann in der Erdspalte stand wie auf dem Sprung.
    Im Moment sprachen die Toten nicht mehr. Sie hatten ein Pause eingelegt, aus welchen Gründen auch immer. Aber Harry wußte Bescheid. Es waren zwei Stimmen gewesen, obwohl sie sich wie eine angehört hatten. Es gab zumindest keine Unterschiede bei ihnen. Beide hatten einfach gleich geklungen.
    Doyle überlegte, ob sie ihn von den Seiten rechts und links erreicht hatten. Er drehte den Kopf und wartete auf eine Fortsetzung der Unterhaltung.
    Nein, es geschah nichts. Aber die wenigen Sätze hatte er dokumentiert, und darauf war er stolz.
    Doyle bewegte sich auch wieder. Jetzt wischte er mit dem Handrücken den Schweiß aus dem Gesicht. Er atmete tief ein und räusperte sich die Kehle frei.
    Es war Wahnsinn, was er hier aufgenommen hatte. Tote, die sprachen. Das war auch kein Trick. Niemand versuchte, ihn auf den Arm zu nehmen, um ihn später auszulachen. Es stimmte.
    Aber sie sprachen nicht mehr. Es waren und blieben auch die einzigen Sätze. Er hatte den Recorder wieder ausgeschaltet. Allmählich fand Harry zurück in die Wirklichkeit. Er fühlte sich wieder wie ein Mensch und dachte daran, daß es wichtig war, die Umgebung hier zu verlassen. Er wollte nicht mehr länger in dieser Enge stehen und darauf warten, daß sich die Stimmen wiederholten. Wahrscheinlich würden sie sich nicht mehr melden. Sie hatten ihm bewiesen, daß es sie gab, und damit war die Sache auch erledigt. Vorerst zumindest. Wie es bei Dunkelheit aussehen würde, das wußte er nicht.
    Harry Doyle begann aus seinem engen Gefängnis zu klettern. Für ihn war wichtig, daß seinen Geräten nichts passierte. Sie waren für ihn ein und alles. Wenn er der staunenden Öffentlichkeit die Stimmen der Toten mit den dazugehörigen Bildern präsentierte, würde er weltberühmt werden.
    Doyle war nicht groß. Ein Problem beim Verlassen der Spalte. Er fluchte vor sich hin, als er über die Schräge nach oben krabbelte. Wie ein großer Käfer kam er sich vor, der seine Mühe hatte, immer höher zu gelangen. Er rutschte auch ab, konnte sich aber wieder fangen und setzte seinen

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