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Sarg-Legenden

Sarg-Legenden

Titel: Sarg-Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Apparat aus. Er wußte genau, daß ihm jetzt etwas Ungeheuerliches bevorstand. Etwas, was er bisher nie in seinem Leben erlebt hatte, und der Magen hatte sich bei ihm zusammengezogen. Der Schweiß blieb auch nicht mehr auf der Stirn. Er rann nach unten, aber Doyle traute sich nicht, ihn einfach wegzuwischen.
    Er atmete nur durch die Nase. Ihm war kalt und warm zugleich. Die Grabsteine um ihn herum bewegten sich nicht. Tiefe Schatten hatten sich um sie gedreht.
    Doyle hielt den Atem an. Er hatte etwas gespürt. Ihm war auf einmal kalt geworden. Nicht durch einen kühlen Windstoß, denn der wehte hier kaum. Es war die Kälte von innen und zugleich von außen, die ihn erwischte. Er riß die Augen auf, dachte trotzdem noch an seine Kamera. Das war ihm in Fleisch und Blut übergegangen.
    Zwei Stimmen, auch zwei Geister?
    Ja. Da waren sie.
    Harry Doyle war im ersten Moment wie paralysiert. Obwohl er damit gerechnet und es sich auch gewünscht hatte, fühlte er sich wie vor den Kopf geschlagen, als er jetzt mitbekam, was sich auf dem Friedhof und in seiner Nähe abspielte.
    Tote hatten ihre feuchte Erde verlassen.
    Nicht als lebende Leichen, nicht als Vampire. Etwas schwebte zitternd wie silbriges Pulver über den Boden. An zwei verschiedenen Stellen zugleich, und Doyle, der seinen Schrecken überwunden hatte, riß die Kamera hoch und drückte auf den Auslöser.
    Immer und immer wieder…
    ***
    Nach dem Gespräch mit seiner Frau war Bill etwas beruhigter. Wenn John als Schutz im Haus der Conollys war, sah die Sache halb so schlimm aus. Was ihn hier allerdings erwartete, das wußte er noch nicht. Es gab nur schwache Hinweise, und er dachte daran, was Danny gesagt hatte. Der Junge hatte ihm von der Angst der Menschen hier vor den Toten berichtet. Und von Doyle wußte er, daß die Toten als Geister ihre Gräber verließen, um auf dem Gelände zu spuken.
    Das alles kam ihm in den Sinn, als er den Porsche in Richtung Friedhof lenkte. Es dunkelte immer mehr. Bill merkte, daß sich die Umgebung veränderte. Nicht nur äußerlich, sondern auch vom Gefühl her. Der kalte Mond am Himmel, der seinen Schein auf die Erde schickte, schien dafür gesorgt zu haben, daß etwas erweckt wurde, das bisher tief im Boden verborgen gewesen war. Überall schienen die Geister aufgeschreckt zu sein. Sie hatten sich nicht mehr verstecken können oder wollen, aber sie zeigten sich noch nicht. Sie blieben verschwunden. Versteckt in der Dunkelheit und lauernd auf einen bestimmten Zeitpunkt.
    Bill fuhr langsam über den unebenen schmalen Weg. Das bleiche Licht der Scheinwerfer hüpfte über den Boden hinweg. Manchmal strahlte es hoch ins Leere, dann wiederum glitt es über den mit Gras bewachsenen Boden hinweg.
    Niemand kam ihm entgegen. Die normale Straße führte am Friedhof vorbei. Von hier aus war er gar nicht zu sehen, da sich zwischen ihm und der Straße ein Hügel befand.
    Bill machte sich schon Vorwürfe, weil er den Friedhof ziemlich spät erreichen würde. Er hatte mit Doyle vereinbart, noch vor Anbruch der Dunkelheit dort zu sein. Zwar war es noch nicht dunkel, aber das Zwielicht der Dämmerung ließ keine besondere Sicht zu.
    Der Weg verengte sich. Er führte weiter wie ein auf dem Boden liegender gebogener Schlauch. Manchmal reichten die Büsche so dicht an den Wagen heran, daß ihre Zweige über das Blech schabten. Im Schrittempo lenkte der Reporter den Porsche weiter, der eigentlich zu tief für ein derartiges Gelände lag.
    Noch eine Kurve, in die Bill vorsichtig hineinlenkte, dann trafen die Scheinwerfer das Ziel. Ihr Licht hörte dort auf, wo das krumme Gitter begann. Bill wollte einen Blick auf den Friedhof werfen und schaltete deshalb das Fernlicht ein.
    Es kam ihm vor wie eine grelle Explosion, als der kalte Teppich sich über den Friedhof legte. Auf das schiefe Gitter achtete Bill nicht, er sah die Grabsteine auf dem buckligen Boden, und er glaubte auch, etwas Helles und Blitzendes durch das Fernlicht huschen zu sehen. Darauf wetten wollte er nicht, aber Bill machte sich wegen Doyle Sorgen. Er sah ihn nicht.
    Der Reporter hielt den Wagen an, bevor dieser den alten Zaun berühren konnte. Er stellte den Motor ab und stieg aus. Schon der erste Schritt brachte ihn hinein in die Stille, die wie ein Umhang über dem alten Friedhof hing.
    Bill drückte die Tür behutsam zu und schloß den Wagen ab. Da brauchte er nur auf den Wulst des Schlüssels zu drücken, den Rest schaffte die Elektronik allein.
    Vielleicht hatte es früher einmal

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