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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Winston, unser Kutscher, führte uns in einen schmierigen kleinen Pub, wollte aber nicht mit uns speisen. Als wir nach dem Essen das Lokal verließen, war die Kutsche fort, und der Sarg, hübsch verkleidet mit einem gemusterten Vorhang, lag in der Gasse hinter dem Lokal neben den Mülleimern.
    »Sieht aus, als hätte er uns verlassen.« John setzte sich auf den Sarg und lehnte sich an die Außenwand des Pubs. »Was jetzt?«
    »Ich glaube, wir sollten zuerst einmal Gustav aufsuchen«, antwortete ich. »Er bestattet die meisten Toten in Bath und wollte sogar mich begraben, obwohl das nicht so abgesprochen war. Wenn jemand den Ghul von Bath kennt, dann er.«
    »Das leuchtet mir ein«, stimmte John zu. »Und was ist mit dem hier?« Er tippte auf den unter Blumenmotiven verborgenen Sarg. »Wir können doch nicht am helllichten Tage damit durch die Stadt spazieren.«
    »Lassen wir ihn doch vorerst einmal hier«, schlug ich nach einem Blick in die Gasse vor. »Selbst wenn jemand allzu neugierig ist und den Sarg auspackt, stößt er bloß auf eine Kiste voller Erde.«
    »Und wenn ihn jemand stiehlt?«
    »Wer stiehlt schon eine Kiste mit Erde? Erde gibt es überall.«
    »Aber zu dieser Erde gehört eine schöne Kiste.«
    In diesem Moment ging ein Wachtmeister vorbei, ließ den Schlagstock kreisen und pfiff fröhlich vor sich hin. Ich senkte den Kopf und versetzte John einen Tritt, als der Wachtmeister durch die Gasse auf uns zuschlenderte.
    »Stell dich betrunken!«, flüsterte John. »Ich wimmle ihn schon ab.«
    »Guten Tag«, grüßte der Wachtmeister. »Na, wie geht’s uns denn heute so?«
    »Eine milde Gabe stimmt uns froh«, erwiderte John.
    Ich versetzte ihm einen weiteren Tritt.
    »Seid ihr Bettler? Macht hier nur keinen Ärger, verstanden?«
    »Bettler, Sir? Da kommt mir jeglicher Humor abhanden.«
    »Humor? Was für ein Humor?«
    »Dafür haben Sie wohl kein Ohr.«
    »Jetzt hör mal zu, Bürschchen!«, sagte der Wachtmeister. »So darf niemand mit mir reden.«
    »Verzeihung, Sir, dann war das wohl daneben.«
    »Ähm … meinetwegen, na gut.«
    »Jawohl, allzeit ruhig Blut.«
    Der Wachtmeister runzelte die Stirn. »Du da.« Er deutete auf mich. »Warum spricht der dauernd in Reimen?«
    Ich sackte weiter in mich zusammen und gab mir Mühe, betrunken zu wirken, ohne dabei das Gesicht zu zeigen.
    »Wir wollen damit bestimmt niemanden leimen«, versicherte John ihm.
    Der Wachtmeister warf einen Blick zu John hinüber und nickte in meine Richtung. »Ist er besoffen?«
    »Sehr, und das macht mich betroffen«, antwortete John.
    »Also gut, das reicht jetzt. Hören Sie zu reimen auf!«
    »Das will ich tun, und es passt haargenau da drauf.«
    »Wo drauf?«
    »Ich hör jetzt auf.«
    »Sie hören ja gar nicht auf«, widersprach der Wachtmeister.
    »Hör’n Sie nicht drauf, denn irgendwann im Lauf des Abends hör ich auf.«
    »Neville!«, rief jemand von der Straße herüber. John und der Wachtmeister wandten sich um. »Neville, bist du’s?« Ich spähte vorsichtig aus dem Mantel hervor und entdeckte drei weitere Wachtmeister auf der Straße, die uns beobachteten.
    »Es war schön, mit Ihnen zu sprechen«, sagte der Wachtmeister zu John. »Aber nun habe ich zu tun und muss leider unterbrechen.«
    »Das war bestechend.« John lächelte und verneigte sich leicht im Sitzen, während der Wachtmeister zur Straße zurückkehrte. »Toller Bursche.«
    »Sch-scht!«, machte ich aufgeregt. Die vier Wachtmeister standen beisammen und unterhielten sich, und ich strengte mein Gehör an, um sie zu belauschen.
    »Neville, was war denn da drüben los?«, fragte der Erste.
    »Nur ein Betrunkener und sein Freund, ganz tadellos – oh, verdammt. Jetzt fang ich auch schon damit an.«
    »Womit?«
    »Wir haben Sonderbefehle bekommen«, erinnerte der Dritte die Kollegen. »Von einem königlichen Inspector.«
    »Lautet sein Name Hector? Dann geh ich lieber gleich nach Hause.«
    »Er heißt Herring.«
    Ich keuchte, und John und ich schlichen zum anderen Ende der Gasse.
    »Wisst ihr noch – der Sträfling, der gestern gestorben ist?«, fragte der dritte Wachtmeister.
    »Frederick Whithers?«, erkundigte sich Neville. Auf einmal schien es, als hätte er Angst. »Derjenige, der sich in einen Vampir verwandelt hat?«
    »Sei kein Trottel!«, schaltete sich der Vierte ein. »So was gibt es nicht. Wahrscheinlich hat er nur so getan, weil er fliehen wollte.«
    Sie haben mich entdeckt, dachte ich. Wir zogen uns noch weiter zurück.
    »Keine vorschnellen

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