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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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uns immer lauter wurden, seufzte ich ergeben und eilte mit John durch die Tür. Der geheimnisvolle Mann schloss sie hinter uns und legte einen schweren Riegel vor. Im Kerzenschein führte er uns durch einen finsteren Flur in einen Raum, der mir wie das Lager einer Speisewirtschaft vorkam. Er passierte eine große Tür und bückte sich, um die Klappe zu einem Keller anzuheben, die sich hinter einem großen Mehlsack befand. Sie ließ sich leicht öffnen, doch wir mussten innehalten und eine Weile warten, während er an dem Mehlsack zerrte und schob. Hinter unshämmerten die Polizisten gegen die Tür, ihre Rufe hallten schwach im Korridor wider.
    »Soll ich helfen?«, bot ich dem Fremden an.
    »Nein, danke.« Er stemmte den Rücken gegen den Sack und drückte. »Ich … uff! Ich hab’s gleich, danke.«
    »Sie sind dicht hinter uns.« Ich stellte mein Ende des Sargs ab. »Ich helfe gern.«
    »Nein, das ist wirklich nicht nötig«, erwiderte er fröhlich und winkte ab. »Ich schaffe das schon selbst.« Er grunzte und stemmte sich erneut gegen den Sack, der sich jedoch kaum bewegte.
    »Wir haben es nämlich recht eilig«, erklärte ich.
    »Der Sack ist gar nicht sonderlich groß«, bemerkte John, der den Sarg allein im Gleichgewicht hielt. »Enthält der wirklich nur Mehl?«
    »Ganz ohne jeden Zweifel«, erwiderte der Mann lächelnd. »Mehl ist sehr schwer. Ich hab’s aber gleich.«
    »Der Sack hat sich doch kaum bewegt«, wandte ich ein. »Lass mich mal!« Ich trat zu ihm, schob ihn zur Seite und stemmte mich gegen den Sack. »Eins, zwei, drei!« Ich stieß, so fest ich konnte, und der Sack flog quer durch den Raum und landete mit lautem Krachen an der Wand. Dabei platzte er auf.
    »Angeber«, meinte John.
    Ich hustete inmitten einer Wolke aus Mehlstaub. »Ich hätte mit mehr Gewicht gerechnet. Der Kerl hat so getan, als wäre der Sack bleischwer.«
    Der Fremde deutete mit verlegenem Grinsen auf die Geheimtür. »Bitte.«
    »Vielen Dank.« Ich hob den Sarg wieder an und trat rückwärts durch die Öffnung. Der Durchgang war stockfinster, ich konnte rein gar nichts erkennen. John folgtemir und schob am anderen Ende des Sargs, während der Fremde das Mehl verteilte, damit die Fußabdrücke nicht mehr zu sehen waren.
    »Es ist mir ein Vergnügen, Erhabener.«
    »Ja, schon gut. Halt den Mund und schließ die Geheimtür!«
    Der Vampir gehorchte, und sie fiel gerade in dem Moment zu, als die Tür zur Straße mit lautem Krachen nachgab. Dann hörte ich trampelnde Füße und laute Schreie, die in unserem Versteck etwas gedämpfter klangen. Wir schwiegen und lauschten, was die Wachtmeister auf der anderen Seite trieben. Einer von ihnen fluchte, der offene Mehlsack sei ein Hinweis, und sie müssten ihn durchsuchen. Die anderen wollten eine weitere Tür aufbrechen und anderswo nach uns fahnden. Soweit ich es beurteilen konnte, bemerkten sie den geheimen Zugang nicht. Schließlich gingen sie und ließen uns allein.
    »Da entlang!«, drängte der Vampir. Langsam bewegten wir uns durch den Gang, bis wir eine weitere Tür erreichten. Ich entdeckte einen kleinen Riegel, stieß die Tür auf, und wir gelangten in einen schwach von Kerzen beleuchteten Raum, in dem zahlreiche Gestalten in dunklen Gewändern hockten. Seltsamerweise roch es nach Kaninchenkot.
    »Willkommen, Erhabener«, sagte eine Stimme, die ich schon kannte. Der Vampir Schwarz trat ins Licht. »Willkommen im Reich der Untoten. Wir stellen deinen Sarg zu den anderen.«
    »Lasst meinen Sarg los!« Ich wehrte die Vampire ab, die ihn übernehmen wollten. »Und um Himmels willen, lasst mich in Ruhe! Zuerst der Friedhof, dann der Pub,dann die Gasse – ihr habt dem Vampirjäger sogar verraten, wo er mich findet.«
    »Wie war das?«, ließ sich eine zornige Stimme auf der anderen Seite des Raums vernehmen, was mit empörtem Gemurmel quittiert wurde. »Du hast den Erhabenen verraten?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte der Vampir verlegen. »Ich habe dem Jäger nur gesagt, er … nun ja. Ich wusste doch, dass er untergeht, wenn er dem Erhabenen unter die Augen tritt. Kein gewöhnlicher Sterblicher zwingt ihn in die Knie. Und niemand unter uns traut dem Jäger zu, dass er unserem berühmten Anführer auch nur ein Haar zu krümmen vermag.«
    »O nein, natürlich nicht!«, antworteten die anderen hastig. »Gelobt sei der Erhabene.«
    »Ich bin nicht euer Anführer.«
    »Ich bin sicher, der Erhabene hat den Jäger vernichtet«, fuhr Schwarz fort. »Der aufdringliche Narr wandelt

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