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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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verblüfft. »Wer denn dann?«
    »Niemand«, antwortete ich. »Und ich glaube, du weißt, was das bedeutet.«
    Gwendolyn dachte nach, und als es ihr dämmerte, riss sie Augen und Mund weit auf.
    »Also gut.« Sie wandte sich um und stieß Herring zur Tür. »Hier ist alles in Ordnung, er ist kein Vampir, vielen Dank, dass Sie vorbeigeschaut haben, beehren Sie uns bald mal wieder.« Der Inspector protestierte schwach, ließ sich aber in seiner Verwirrung hinausbugsieren und stand bald wieder unter dem Vordach.
    »Ich komme wieder, Dämon!«, rief er, während er noch um Fassung rang. »Und dann wünschst du dir, du wärst nicht … nicht auferstanden … weil ich …«
    Gwen warf ihm die Tür vor der Nase zu, auch wenn der Inspector das Schloss zerbrochen hatte, als er hereingestürzt war. Sicherheitshalber hievte sie noch den Sarg davor, damit sie geschlossen blieb.
    »Ein schrecklicher Abgang.« John hatte alles auf dem Aufschlag seiner Weste notiert. »Das muss ich später noch gründlich überarbeiten.«
    »Heute Abend bist du mir entwischt!«, rief der Beamte von draußen herein. »Aber ich werde meine Kräfte sammeln und zurückkehren, und zwar eher, als du erwartest. Dann sollst du den zugespitzten Pfahl der Gerechtigkeit schmecken!«
    »Das ist gar nicht so schlecht«, räumte John ein und tippte sich mit dem Stift an die Lippen. »Jetzt brauche ich nur noch einen Reim auf Gerechtigkeit. Schlechtigkeit? Gebrechlichkeit?«
    »Nun sag schon«, drängte Gwen und stemmte die Hände in die Hüften, »was hast du mit Harry Beards Leichnam angestellt?«
    »Nichts.« Ich stellte den Tisch wieder auf, der während des Handgemenges umgekippt war. »Als wir den Sarg fanden, war der Tote schon verschwunden. Vermutlich hat ihn der Ghul von Bath geholt, bevor der Sarg nach London gebracht wurde.«
    »Der Ghul von Bath?«, überlegte sie. »Was sollen wir dann tun? Ohne Toten gibt es kein Erbe.«
    »Deshalb braucht du mich noch«, sagte ich und trat vor Percys Schrank. »John und ich brechen morgen nach Bath auf, um die Leiche zu suchen und ins Bestattungsunternehmen zu bringen. Dafür benötigen wir eine Verkleidung – zumindest ich brauche eine. Falls mich jemand in Bath erkennt, bin ich schneller wieder im Gefängnis,als du blinzeln kannst, und ich bezweifle, ob ich in ein und demselben Gefängnis zweimal meinen Tod inszenieren kann.« Ich nahm einen dicken Wintermantel aus dem Schrank, zog ihn an und klappte den Kragen hoch, um das Gesicht zu verbergen. »Jetzt noch ein anständiger Hut, und ich bin nicht mehr zu erkennen.«
    »Ich komme mit«, erklärte Gwen. »Zu dritt finden wir die Leiche schneller als zu zweit.«
    »Nein, du bleibst hier.«
    »Das ist zu gefährlich«, pflichtete mir John bei. »Und eine schöne Dame wie Sie muss doch beschützt werden.« Er lächelte galant, doch Gwen stöhnte nur.
    »Was soll ich denn tun?«, fragte sie. »Wozu braucht ihr mich überhaupt noch?«
    »Ich bin tot, wie du schon erwähnt hast«, erklärte ich ihr. »Sogar beide Versionen von mir. Ich brauche dich, damit du das Geld beanspruchst, sobald es verfügbar ist, und du musst Percy helfen.« Ich deutete auf den jungen Mann, der bewusstlos hinter einem Stuhl lag. »Er soll die Hälfte von Beatrices Erbe als Stiftung zu Ehren ihres lieben verstorbenen Bruders Oliver einsetzen, und zwar ohne jemals seinen Vorgesetzten gegenüber durchblicken zu lassen, dass Harry Beards Leichnam verschwunden ist. Sorg dafür, dass er ruhig bleibt, sonst bekommt keiner auch nur einen Penny.«
    »Wie kannst du sicher sein, dass ich dich nicht ein weiteres Mal hintergehe, wenn ich allein hierbleibe?«
    »Die Leiche wird vermisst bleiben, solange ich nicht einen gründlichen Blick auf die Vorkehrungen der Bank geworfen habe.«
    »Guter Plan«, räumte sie ein.
    »Und du, John, hast heute Abend noch etwas zu erledigen.«
    »Eine Kutsche«, sagte er sofort. »Wenn nötig, zerre ich Winston aus dem Bett, und wir sind unterwegs nach Bath, ehe Inspector Herring einen neuen Pfahl zuspitzen kann.« Er stand auf und ging zur Tür.
    »Sei vorsichtig!«, warnte ich ihn. »Falls Herring nicht die geheimnisvolle Gestalt am Bestattungsunternehmen war, gibt es noch einen zweiten Verfolger.«
    »Verfolgt uns überhaupt jemand nicht ?« John schob den Sarg fröhlich zur Seite und schlüpfte in die Nacht hinaus.





Bath · Nachmittag
    Am Nachmittag des folgenden Tags trafen wir in Bath ein. John und ich waren halb verhungert, weil wir noch nichts gegessen hatten.

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