Sarg niemals nie
sie, und daher kam sie ihm und seinem Vermögen näher. Ich hielt das für einen genialen Plan.«
»In deinem Fall liefe es darauf hinaus, dass du ihn mit einer Erkältung ansteckst, dich weigerst, für ihn zu sorgen, und sein Geld beanspruchst, sobald er tot ist.«
»Du missverstehst meine Absichten ganz und gar, lieber Freddy!«, flehte sie. »Ich wollte dich nicht um deinenAnteil am Geld betrügen und dich auch nicht ins Gefängnis schicken.«
»Du hattest die Beweise so offen hingelegt, dass ich hinter Schloss und Riegel landen musste«, erwiderte ich. »Hätte ich meinen eigenen Tod nicht inszeniert, dann wäre dir bestimmt eine Methode eingefallen, mich aus dem Weg zu räumen. Als du gestern ins Gefängnis kamst, warst du noch völlig von meinem Ableben überzeugt. Wolltest du dafür sorgen, dass ich sterbe, und hat es dabei versehentlich den Blutigen Toby erwischt?«
»Aber nein, welch abscheulicher Gedanke!«, protestierte Gwen.
»Nun spiel hier nicht die Unschuldige!«, rief ich. »Das glaubt dir sowieso niemand. Du würdest bereits auf meinem Grab tanzen, wenn ich nicht herausgekrochen wäre.«
»O ja«, sagte sie mit niedergeschlagenen Augen, »du bist ja ein Vampir. Das hatte ich vergessen.«
»Ich bin kein Vampir«, knirschte ich. »Aber anscheinend will mir das niemand glauben. Vergiss es! Sag mir lieber, warum du mich hintergangen hast.«
»Oh, es tut mir so leid, Frederick!«, rief sie. »Ich konnte einfach nicht anders. Neunzigtausend Pfund, das ist heutzutage nicht viel Geld, und wenn man es noch teilen muss …«
»Neunzigtausend Pfund sollen wenig sein?«, fragte ich ungläubig. »Damit hätten wir uns einen Hof kaufen können. Percy, sagen Sie ihr, was man mit neunzigtausend Pfund alles erwerben kann.«
»Eine Menge«, antwortete er gereizt. »Man kann sagen, was man will, trotz Rezession und Kriegsende – und unser Onkel hat einiges darüber zu sagen, das könnenSie mir glauben – sind neunzigtausend Pfund immer noch eine unglaublich große Summe Geld.«
»Genau.« Ich breitete die Arme aus. »Ob wir es nun zusammen behalten oder es aufteilen und uns nie wieder sehen, es ist so oder so genug Geld, um dir alles zu kaufen, was du begehrst.«
»Aber nein«, rief Gwen, »damit wäre es um mich geschehen! Wenn du nur die Bücher der Lady gelesen hättest, dann müsstest du es einsehen. Mit der Hälfte von neunzigtausend Pfund wäre ich ein bedauernswertes Geschöpf. Mit den vollen neunzigtausend hätte ich wenigstens Aussichten, einen Mann zu heiraten, der noch reicher ist.«
»Und wofür willst du das ganze Geld ausgeben?«, fragte ich. »Wie lange dauert es, bis du des Vermögens des Mannes müde bist und ihn beseitigst, damit du einen anderen heiraten kannst?«
»An so etwas denke ich nicht im Traum.« Nachdenklich legte sie eine Hand ans Kinn. »Aber … aber das soll nicht heißen, dass ich mich lange sträuben würde, einen Greis zu heiraten, wenn er sehr reich wäre und ich an sein Vermögen gelangen könnte, ehe er dahinscheidet.«
»Es ist doch nicht zu fassen, was ich da höre!« Percy sprang auf und schritt hin und her. »Wann bin ich eigentlich in deine heimtückische, dunkle Welt voller Diebe, Ränke und leerer Särge hineingeraten?«
»Ist das nicht wundervoll?« Fieberhaft schärfte John den Kohlestift. »Ich komme kaum noch mit.«
»Ich fühle mich nicht mehr sicher«, fuhr Percy fort. Er blieb stehen und musterte mich. »Und Sie sind ein Vampir! Was fange ich mit einem Vampir in meinem Haus an? Soll ich Ihnen eine Pfeife und eine gekühlte Jungfraureichen? Wenigstens haben Sie Ihren Sarg schon mitgebracht, denn ich hätte sonst keinen Schlafplatz für Sie. Wissen Sie, was man über Vampire sagt? Lass einen herein, und sie erwarten alle die gleiche Gastfreundschaft. Bald wird ein ganzes Rudel an meine Tür hämmern und mich fragen, wo ich die wehrlosen Jungfern eingesperrt habe …«
Percys Tirade brach jäh ab, als die Haustür laut krachend aufflog. Eine dunkle Gestalt stürmte herein. Das Gesicht war unter einer breiten Hutkrempe verborgen, ein großer Übermantel wallte hinter ihm her wie ein Umhang. Gwen schrie auf und brachte sich mit einem Sprung hinter dem Stuhl in Sicherheit, während Percy kreischend und wie angewurzelt dastand. Der Eindringling stieß ihn zur Seite und drängte sich an ihm vorbei.
»Ein Sarg!«, brüllte der Mann und zog einen langen Holzpflock aus den Tiefen seines Übermantels. »Dann habe ich dich endlich gefunden, du Kind der
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