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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Gesicht und legte sie übereinander, sodass ein eisernes schwarzes Kruzifix entstand. Harry schrie gequält auf. »Du bist nicht der Erhabene«, sagte ich. »Du bist ein alter Mann, der ein Schläfchen machen muss.« Ich hielt ihmdas Kreuz noch dichter vor das Gesicht, und er wurde ohnmächtig und sank in den Sarg zurück.
    »Jetzt bin ich wirklich verwirrt«, stöhnte Herring. In diesem Moment flog die Flurtür auf und warf ihn abermals die Treppe hinab.
    »Ich warte nicht länger«, verkündete Mister Gaddie. »Sie zeigen uns auf der Stelle den Toten, oder wir … Oh, da ist er ja!«
    Beide Särge standen offen da und ließen sich kaum mehr verstecken. Mir sank das Herz in die Hose, und das Blut wich mir so rasch aus dem Gesicht, dass ich mich schon fragte, ob es mir irgendjemand heimlich aussaugte. Entsetzt sah ich zu, wie meine Welt, die ich mit so viel Mühen verzweifelt im Gleichgewicht gehalten hatte, vollends in Scherben ging.
    »Er sieht gut aus«, sagte der Wachtmeister, der Harry anstarrte. »Ganz wie früher.«
    »Dazu kann ich mich nicht äußern«, entgegnete Mister Gaddie, der Gustav musterte. »Ich habe ihn heute Nachmittag zum ersten Mal gesehen.«
    Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Wo blieben die Schreie, die Rufe und die Beschuldigungen?
    »Ein besonders sympathischer Mann war er eigentlich nicht«, meinte der Wachtmeister. »Jähzornig und neidisch auf fast alles, was ihm über den Weg lief. Eigentlich sogar ein Schurke, wenn man es genau nimmt, aber mit einem weichen Herzen. Oder mit einem schwachen Herzen, je nachdem, wie man es betrachtet.«
    »Das ist schön«, bemerkte John.
    »Warum fiel Ihre Ansprache nicht ähnlich kurz aus?«, fragte Mister Gaddie.
    Da erkannte ich, was geschah. Jeder der beiden begutachtete die falsche Leiche, aber jeder sah auch die richtige. Sie nahmen einfach an, dass sie denselben Toten betrachteten.
    »Warum sind es zwei?«, fragte Mister Gaddie.
    »Wir haben sehr viel zu tun«, antwortete ich langsam. »Das ist immer so um diese Jahreszeit.«
    »Nun denn«, erklärte Mister Gaddie, »das war’s dann, oder?«
    »Für meinen Teil auf jeden Fall«, bestätigte Wachtmeister Barrow. »Ich glaube, wir können gehen. Was ist mit Percy?«
    »Ohnmächtig.« John deutete auf den Boden hinter dem Tisch.
    »Das sieht ihm ähnlich«, mäkelte Mister Gaddie. »Ich habe keine Zeit, auf ihn zu warten. Sagen Sie ihm, er soll sich morgen früh um acht Uhr mit Mister Plumb treffen, um die Dokumente für die Erbschaft auszustellen. Ich werde ihm versichern, dass alles in Ordnung ist, aber ich werde auch« – er musterte mich streng – »darauf drängen, dass wir das Bestattungsunternehmen Spilsbury und Beard nicht mehr in Anspruch nehmen. Das Verhalten der Mitarbeiter und die Atmosphäre dieses Etablissements finde ich mehr als beklagenswert. Guten Tag.« Sprach’s und stolzierte den Flur entlang zur Vordertür.
    Wachtmeister Barrow verneigte sich höflich. »Wir müssen uns bei Gelegenheit darüber austauschen, woher wir uns kennen. Ich wünsche Ihnen allen einen angenehmen Abend.« Er bot Gwen den Arm. »Komm, Liebste!«
    »Bist du sicher, dass die Sonne untergegangen ist?«, fragte Gwen. »Ich habe leider eine sehr empfindliche Haut.«
    »Es ist schon fast dunkel«, erklärte er, »aber wenn du möchtest, kaufen wir dir auf dem Weg zum Abendessen einen Sonnenschirm.« Er fasste sie am Arm und führte sie hinaus.
    »Die Hälfte!«, hörte ich sie rufen, als sie schon um die Ecke war.
    »Ein Drittel!«, antwortete ich laut.
    Sie gingen zur Tür, nahmen die Mäntel und Schals und murmelten etwas Unverständliches.
    »Danke, dass Sie uns aufgesucht haben«, erhob sich eine neue Stimme im Flur. »Vielen, vielen Dank, und beehren Sie uns bald wieder.« Die Vordertür ging auf, es gab eine kleine Pause, dann fiel sie ins Schloss, und gleich darauf betrat ein sehr bleicher und desorientierter Archibald Beard das Hinterzimmer. »Wer war das? Und wer sind Sie alle?«
    »Zum ersten Mal seit drei Tagen bereitet mir die Antwort auf diese Fragen kein Kopfzerbrechen.« Ich wandte mich zu meinen Freunden um.
    Wir hatten es geschafft.





London · Mittag
    John, Mary, Gwen und ich saßen im schmalen Foyer von Plumb & Gaddie Banking Associates und starrten gelangweilt die Buchstaben an, die vor uns hingen. Dieses Mal hatte ich es mit LU zu tun und fragte mich, was das wohl zu bedeuten hatte.
    »Hat sich demnach also herausgestellt, dass Sie gar kein Vampir sind?«, wollte Mary von Gwen

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