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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Morgen auf den Schreibtisch bekommen …«
    »Wo ist Mister Gaddie?«, fragte ich und stand auf. »Es handelt sich hier um ein schreckliches Missverständnis.«
    »Ich habe ihn seit heute Morgen nicht mehr gesehen«, antwortete Mister Plumb. »Ich wollte mir gerade die Akte Harold Beard vornehmen – das ist ein anderes Konto, das wir in Bath geführt haben –, als Mister Gaddie hereinkam und die Akte verlangte. Stattdessen gab er mir diese hier, und ich habe den ganzen Morgen damit verbracht, Schuldscheine für die Gläubiger des verstorbenen Bestatters zu …«
    »Wir müssen ihn sofort sprechen«, unterbrach Gwen ihn und stand ebenfalls auf. »Sofort! Sagen Sie uns, wo er ist!«
    »Wie gesagt, ich habe ihn seit heute Morgen nicht mehr gesehen. Sie könnten es in seinem Büro versuchen«, erklärte Mister Plumb.
    Wir stürzten in den Flur, fragten einen erschrockenen Laufburschen nach Gaddies Büro und eilten in die angegebene Richtung. Nach einigen Biegungen und Ecken fanden wir das Zimmer. Ich hob die Hand, um anzuklopfen, doch Gwen stürmte böse knurrend einfach hinein. Dann blieben wir wie angewurzelt stehen.
    Mister Gaddie lag halb auf dem Schreibtisch, das Gesicht war kreidebleich, und im Hals prangten zwei kleine Löcher.
    »Wir hätten es vorhersehen müssen«, raunte John.
    »Man hat ihn umgebracht!«, rief Gwen. Sie wandte sich um und versetzte mir eine Ohrfeige. »Frederick, was hast du dir nur dabei gedacht?«
    »Ich?«, erwiderte ich. »Glaubst du wirklich, ich nehme alle diese Mühen auf mich und töte den Mann, bevor er mir das Geld übergibt?«
    »Niemand außer dir wäre dazu fähig gewesen«, entgegnete sie. »Du bist doch der Erhabene.«
    »Ich bin nicht der Erhabene.« Ich trat weiter in das Büro hinein. »Er ist derjenige, der uns die ganze Zeit verfolgt. Wir dachten, es sei Harry gewesen, aber er war ebenso schwach wie alle anderen. Es gibt einen echten Erhabenen, und der hat Mister Gaddie getötet.«
    »Dann war der Erhabene nur hinter dem Geld her?«, fragte Mary. »Das kommt mir ein bisschen banal vor.«
    »Es sind immerhin neunzigtausend Pfund«, wandte Gwen ein. »Daran ist nichts Banales.«
    »Wartet!« Ich hatte neben Mister Gaddies Kopf einen kleinen Umschlag auf dem Tisch bemerkt. »Hier ist ein Brief.«
    »Hat man ihn wegen eines Briefs umgebracht?«, staunte Gwen.
    »An wen ist er adressiert?«, wollte John wissen.
    Mary schnappte ihn sich und riss überrascht die Augen auf. Sie reichte ihn mir. »An Frederick.«
    Ich nahm den Brief entgegen, öffnete ihn und las laut vor.
    »Lieber Frederick, es tut mir leid, dass ich Ihnen dies alles zumuten musste, doch da es notwendig wurde, England und mein früheres Leben hinter mir zu lassen, brauchte ich dringend Geld, und Ihr Vermögen war das einzige, das groß genug und außerdem leicht verfügbar war. Sie sind sicher bitter enttäuscht, aber im Austausch für Ihre unfreiwillige Hilfe habe ich dafür gesorgt, dass Sie das Bestattungsunternehmen Spilsbury und Beard erhalten. Ich hoffe, das ist ein kleiner Ausgleich für die Freiheit, die ich mir genommen habe.«
    Ich blickte meine drei Begleiter an. »Hat mir der Erhabene das Geld gestohlen und sich für meine Hilfe bedankt?«
    »Genau genommen war es ja gar nicht Ihr Geld«, wandte Mary ein.
    »Ich wusste doch, dass du mit den Vampiren unter einer Decke steckst!«, stieß Gwen hervor.
    »Hier ist die Rede von unfreiwilliger Hilfe«, widersprach ich. »Was habe ich denn getan?«
    »Du hast alle abgelenkt«, meinte John. »Bankiers, Wachtmeister, Vampire, Vampirjäger. Der Erhabene wollte in aller Stille verschwinden, und da wir alle nur auf dich geachtet haben, blieb er unbemerkt.«
    »Steht da noch mehr?«, fragte Mary.
    »Als Gegenleistung verlange ich nur einen kleinen Gefallen, den ich in den nächsten Monaten genauer beschreiben werde. Ich bitte noch einmal um Verzeihung und lade Sie ein, mich jederzeit in meiner römischen Villa zu besuchen. Sie finden mich dort unter dem Namen Anne Elliot.« Wieder sah ich die anderenan. »Unterzeichnet: Die Herrin der Nacht, auch genannt Jane Austen. Wer um alles in der Welt ist Jane Austen?«
    »Nie von ihr gehört«, murmelte Gwen. Auch Mary und John schüttelten die Köpfe.
    »Dann ist der Erhabene eine Frau?«, fragte John.
    »Warum eigentlich nicht?«, gab Mary zurück.
    »Schwarz erwähnte die Herrin der Nacht«, sagte ich. »Die Frau, der wir gestern hier begegnet sind – die sich die Schwindsucht zuziehen wollte –, erwähnte doch, ihr

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