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Sartre

Sartre

Titel: Sartre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Hastedt
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Hegel zur Wirksamkeit verhilft, indem sie Hegel mit den Augen von Edmund Husserl (1859–1938) und Martin Heidegger liest. Vor diesem Hintergrund spricht man von der Zeit der drei großen H, die in der französischen Philosophie von ca. 1930 bis in die sechziger Jahre hineinreicht. Hegel, Husserl und Heidegger sind auch für Sartre die entscheidenden philosophischen Systematiker, wie überhaupt die französische Existenzphilosophie in Auseinandersetzung mit den drei großen H entsteht.
    Neben Sartre kann Maurice Merleau-Ponty (1908–1961) als der eigentlich akademische Philosoph und Phänomenologe in Frankreich gelten. Merleau-Ponty ist ein wichtiger Parallelautor zu Sartre, der viele Themen und Probleme ähnlich wie Sartre angeht und damit eine Gemeinsamkeit beider als philosophische Zeitgenossen dokumentiert. Merleau-Pontys Hauptwerk,
Phänomenologie der Wahrnehmung
, erscheint [34] 1945 und stellt Husserl von den drei H besonders heraus. In der Phänomenologie bei Merleau-Ponty gilt es »zu beschreiben, nicht zu analysieren und zu erklären« und so »zu den Sachen selbst« zu gelangen. 2 Auf diese Weise wird die szientistische Wissenschaftsorientierung ebenso kritisiert wie die überkommene cartesianische Bewusstseinsphilosophie. Die Phänomenologie geht zurück auf die lebensweltliche Erfahrung, die systematisch vorgängig zur Wissenschaft und zum subjektiven Bewusstsein anzusetzen ist. Weder die Wissenschaft noch das Bewusstsein bildet etwas »Erstes«, sondern vielmehr etwas kompliziert Abgeleitetes. 3
Drei Wege der Philosophie
    Außerhalb der akademisch geprägten Phänomenologie lohnt sich ein Blick auf das Verständnis von Philosophie, wie es von Julien Benda (1867–1956), Paul Nizan (1905–1940) und eben Sartre in besonders typischer Weise formuliert worden ist. Diese drei Wege lassen sich auch außerhalb Frankreichs als Typen der Philosophie charakterisieren:
    1. die reine Philosophie
    2. die nützliche Philosophie
    3. die »konkrete« Philosophie.
    Julien Benda vertritt die reine Form der Philosophie, die bei ihm die Gestalt einer metaphysischen Unbedingtheit annimmt. 4 Es sind auch Formen der reinen Philosophie denkbar, die weniger metaphysisch zum Beispiel in der bloßen Klärung von Begriffen ihre Reinheit ausleben. Die These von Bendas
Verrat der Intellektuellen
lautet, dass »jene, deren Amt die Verteidigung ewiger und interessefreier Werte wie der Vernunft und der Gerechtigkeit ist und die ich die
clercs
nenne, dieses ihr Amt zugunsten praktischer Interessen verraten haben« 5 . Sein positives Programm formuliert er ebenfalls ganz emphatisch und unbedingt: »Die Werte des
clerc
, deren wichtigste [35] Gerechtigkeit, Wahrheit und Vernunft sind, zeichnen sich durch drei Merkmale aus:
    Sie sind
statisch
.
    Sie sind
interessefrei (vorurteilslos zweckfrei).
    Sie sind
rational
.« 6
    Julien Bendas Position kann Zeitbezogenheit und Aktualität nur als Opportunismus und Anbiederung an das Herrschende begreifen. Er kämpft im Namen ewiger Werte um Gerechtigkeit.
    Die nützliche Philosophie tritt heute oft als technokratische und angewandte Philosophie auf. In der Mitte des 20. Jahrhunderts hat sie in Frankreich den Charakter einer Philosophie im Dienste der Weltrevolution. Die Praxisphilosophie von Marx mit der 11. These zu Feuerbach bestimmt den Geist dieser Indienstnahme: »Philosophen haben die Welt nur unterschiedlich interpretiert, es kömmt darauf an, sie zu verändern.« Die Nützlichkeit der Philosophie erweist sich in ihrer Fähigkeit, die Welt zu verändern. Nach der russischen Oktoberrevolution wird aus der marxschen Variante allerdings für die Intellektuellen nicht nur in Frankreich sehr schnell die unbedingte Indienstnahme durch die Kommunistische Partei.
    Paul Nizan erweist sich in seinem Buch
Die Wachhunde
als ein typischer Vertreter dieser Position. 7 Er tritt 1927 in die Kommunistische Partei ein, die er allerdings – zu seiner Ehrenrettung sei es gesagt – anlässlich des Hitler-Stalin-Paktes 1939 wieder verlässt. Die Kommunistische Partei Frankreichs diffamiert ihn daraufhin als Spion, auch nach seinem Tod 1940 in Dünkirchen. Nicht zuletzt weil Sartre und Nizan schon in den zwanziger Jahren befreundet gewesen sind, beteiligt sich Sartre 1947 an einem Schriftsteller-Protest gegen die Verunglimpfung Nizans.
    In den
Wachhunden
spricht sich Nizan gegen den »Mythos der akademischen Klerisei« aus, die jede Philosophie für nützlich hält: »Man sollte endlich begreifen und

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