Sarum
Bolanus ließ er durch Cerialis ersetzen, der seine Truppen von Lindum aus in Marsch gesetzt hatte, als Boudicca und ihre Rebellen Camulodunum zerstörten. Die kampferprobten treuen Soldaten sollten Vespasian und der Provinz noch hervorragende Dienste leisten. Porteus kannte sie persönlich.
Die ersten guten Nachrichten trafen mit einem Offizier des neuen Statthalters in Sorviodunum ein, der Porteus einen Brief überreichte.
In Anerkennung Deiner treuen Dienste und aufgrund der guten Berichte des Prokurators Classicianus über Deine Arbeit wirst Du zum persönlichen beneficarius des Statthalters ernannt, um den Bau der neuen Bäder an einem Ort namens Aquae Sulis zu überwachen.
»Eine hervorragende Aufgabe«, versicherte ihm der Offizier, »und sehr einträglich. Ich gratuliere dir.«
Im Zuge der Romanisierung einer neuen Provinz wie Britannien war die rasche Förderung des Baus von Theatern, Bädern und anderen sichtbaren Zeichen der Kultur üblich; und die ersten bedeutenden römischen Bäder in Aquae Sulis machten derartig Furore, daß der Ort, das spätere Bath, seine römische Atmosphäre für die folgenden Jahrhunderte beibehalten sollte.
Porteus kannte den Ort gut. Er lag in einem tiefen Tal, von einem Ring von Hügelketten geschützt, am Südende der Cotswold-Hügel, nur dreißig Meilen nordwestlich von Sarum entfernt. Dort brachen mächtige warme Quellen aus dem Gestein hervor, die heilkräftige Mineralsalze enthielten.
Die Anweisungen des Offiziers waren einfach. Porteus sollte ein großes freistehendes Badehaus bauen und so anlegen, daß zukünftige aufwendigere Erweiterungen möglich wären. Die Mittel dafür waren großzügig bemessen.
»Es soll eine Sehenswürdigkeit werden – ein Heilbad für unsere Soldaten und ein Ort für die Einheimischen, damit sie die Freuden der Zivilisation kennenlernen«, sagte der Offizier.
Eines Sommermorgens machte sich Porteus mit Numex zu einer Besichtigung auf.
Die schon getroffenen Vorbereitungen beeindruckten ihn tief. Bauleute waren von der ganzen Insel zugezogen worden; Baumeister aus Gallien, Landvermesser, Steinmetzen, Klempner und ein ganzes Heer von Arbeitern – es war gigantischer als alles, was er je beaufsichtigt hatte. Die Arbeit war jedoch so gut organisiert, daß seine Aufgabe verhältnismäßig einfach war. Der Landvermesser hatte bereits die Quellen untersucht, Erdgrabungen vorgenommen und Pläne für die gesamte Anlage gemacht. Gerade eben war ein Plan für die Bäder gezeichnet worden. Bis zur Fertigstellung des ersten Bades würden zwar Jahre vergehen, aber Porteus ging heiter an die Arbeit. Vielleicht sollte das Leben in der Provinz doch noch angenehm werden.
Numex war so aufgeregt wie noch nie. Vor Jahren, als er den Legionären beim Bau der großen Straße von Sorviodunum geholfen hatte, war ihm bewußt geworden, daß die neuen Herrscher der Insel nicht nur mächtige Militärs, sondern auch Meister der Baukunst waren und Fertigkeiten besaßen, von denen er sich nie hätte träumen lassen. Als er von den neuen Bädern hörte, platzte er fast vor Neugier. Auf Porteus’ Bitte hin hatten ihn die Bauleute in die Gilde der Handwerker aufgenommen; das bedeutete, daß er sich, sobald er die Gelübde der Handwerker vor ihrer Schutzgöttin Minerva abgelegt hatte, den Meistern anschließen und ihre Geheimnisse erlernen konnte. Vom frühen Morgen bis spät in die Nacht watschelte der kleine Handwerker umher, und sein rundes rotes Gesicht glühte vor Freude, wenn er seine lange Nase in jede Ecke steckte und die Arbeiter in Gespräche verwickelte.
Vor allem studierte er das komplizierte Heizungssystem der Bäder – das Hypokaustum –, ein weitläufiges Kanalsystem, das Rauchgase von einer Feuerstelle aus durch den Steinfußboden leitete. Nie zuvor hatte er so etwas gesehen, und wenn er an die primitiven Feuer dachte, die die keltischen Hütten mit Rauch füllten, lachte er. »Verglichen mit diesen Römern, leben unsere keltischen Stammeshäupter wie das liebe Vieh«, sagte er.
Nach zwei Jahren hatte er den Arbeitern viele Kunstgriffe abgeschaut. Während dieser Zeit fanden auch wichtige politische Entwicklungen statt. Bald nachdem Vespasian den Thron bestiegen hatte, befand er, daß die Durotrigen, die er fünfundzwanzig Jahre zuvor besiegt hatte, jetzt für das nächste Stadium der Kultivierung reif seien: Eine neue Provinzhauptstadt wurde im Süden ihres Gebietes, in Durnovaria, gegründet. Als der König der Atrebaten, Cogidubnus, kurz darauf
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