Sarum
geliehen. Sie haben nicht zurückgezahlt, und so übernahm der Jude den Hof, aber er konnte ihn nicht zu Lehen nehmen.«
Die Juden waren im allgemeinen nicht berechtigt, Land zu belehnen, und so mußten sie Bürgschaften dieser Art sofort weiterveräußern. »Das Land wurde an mich verkauft«, behauptete Wilson, »und Aaron nahm das Geld. Aber dann ließ er Shockley weiter dort wohnen, und ich konnte es nie in Besitz nehmen. Jetzt habe ich weder Geld noch Hof.
Noch schlimmer ist es, daß ich durch das Verbot in den letzten Jahren, mit Juden solche Geschäfte zu machen, niemanden finde, der Interesse daran hat. Dieses Geld war alles, was ich hatte, und ich habe es ehrlich verdient.« Das klang glaubwürdig, obwohl kein Wort davon stimmte. Der König nickte. Er selbst mochte die Juden nicht, und zehn Jahre zuvor hatte er nicht nur die meisten ihrer Machenschaften verboten, sondern auch die Kästen mit den Amtsschreiben, in denen ihre Register aufbewahrt wurden, unter Verschluß nehmen lassen. Er wußte, daß in der Verwirrung um die Auflösung der jüdischen Angelegenheiten amtliche Fehler dieser Art wohl vorkamen, wodurch diesem ehrlichen Mann und seiner schönen blonden Frau der Besitz vorenthalten wurde, den sie in gutem Glauben erworben hatten.
»Aber diese Angelegenheit gehört vor das Finanzgericht oder vor das Grafschaftsgericht«, sagte Eduard.
»Dort bekomme ich mein Recht nicht«, behauptete Wilson. Eduard musterte ihn scharf: »Und warum nicht?« Nun tischte John Wilson, dem man sein Leben lang eingeredet hatte, die Shockleys hätten seine Familie vom Hof vertrieben und die Godefrois seien seine natürlichen Feinde, seine nächste große Lüge auf. »Godefroi haßt mich. Er macht Geschäfte mit Shockley und dem Juden. Er hat Macht bei den Gerichten, also sorgt er dafür, daß ich nie mein Recht bekomme.«
Da wurde Eduard zum erstenmal stutzig. Er kannte den alten Godefroi, der als Coroner oft Angelegenheiten zu entscheiden hatte, die mit dem Besitz Verstorbener in Zusammenhang standen. Außerdem gehörte es zu seinen Pflichten, beim Tod eines Lehnsmannes die Interessen des Königs zu wahren. Beide Positionen gaben ihm zwar genügend Spielraum, Unredlichkeiten zu begehen, doch war der Ritter von Avonsford nach Meinung des Königs der letzte, dem man bei den laufenden Untersuchungen korruptes Verhalten hätte nachweisen können. Eduard starrte Wilson abweisend an: »Jocelin de Godefroi ist unser treuer Diener«, schnarrte er.
Wilson ließ sich nicht einschüchtern. »Er und Shockley führen die Walkmühle gemeinsam, und Godefroi hat den Juden jetzt in sein Haus in Avonsford aufgenommen – er ist seit einem Monat dort.« Eduards Miene verdüsterte sich. Wenn die Beherbergung eines Juden auch kein wirkliches Vergehen war, so war sie doch gegen den Geist des Gesetzes, das hieß, Juden sollten so weit wie möglich von Christen getrennt werden. Er wandte sich den Höflingen zu. »Ist das wahr?« Einer der Leute nickte. »Ich habe davon gehört, Sire. Der Jude ist sehr alt.«
Eduards Stirn blieb umwölkt. »Der Mann war immer loyal«, wiederholte er gereizt.
Das war der Augenblick, auf den John Wilson sich sorgfältig vorbereitet hatte. »So loyal auch wieder nicht, Sire«, unterbrach er. »Zur Zeit von Montfort gehörte er zu den Feinden Eurer Majestät.« Diesmal blickte der König ihn durchdringend an. »Sein Sohn war bei Montfort und wurde getötet. Nicht der Vater.«
»Jocelin gab seinem Sohn seinen Segen, bevor er zur Schlacht bei Lewes aufbrach«, sagte der Händler, »und Shockley war dabei. Ich sah die beiden vor der Walkmühle.«
Fünfundzwanzig Jahre lang hatte er darauf gewartet, diese Nachricht gegen sie zu verwenden, seit er neben seinem Vater an der Mühle gestanden hatte.
Es folgte eine lastende Stille.
Wenn auch sein Gefühl Eduard sagte, daß dieser Mann nicht vertrauenswürdig war, konnte er mit seiner langen Erfahrung doch nicht ausschließen, daß an dieser letzten ungeheuerlichen Behauptung etwas Wahres sei. Vielleicht sollten die Godefrois schließlich ebenso wie die anderen Aufständischen bestraft werden. Innerlich verfluchte er diesen boshaften Händler aus Wilton, der ihm den Tag verdorben hatte. In diesem Augenblick lud der alte Osmund, der sich, nachdem er den Arbeitsauftrag empfangen hatte, still hinter die Höflinge gestellt hatte, durch eine großartige Mutprobe die Feindschaft der Wilsons für Generationen auf seine Familie.
John Wilson hatte den alten Steinmetz nicht
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