Sarum
England. Besorgt Euch Kräuter und meidet die Stadt. Säubert Euer Haus, und verlaßt es nicht. Und ordnet Eure Angelegenheiten.
Es war ein bedeutungsvoller Briefschluß.
Godefroi schätzte den Händler, daher führte er gleich nach Erhalt des Briefes eine lange Unterredung mit seiner Frau. Dann handelte er. Der Hof des Herrensitzes wurde gründlich gereinigt; auf den Boden der alten Halle wurden frische Matten gelegt; ein Misthaufen in der Nähe der Gebäude wurde eine halbe Meile weit weggeschafft. Große Vorräte wurden in die kühlen Lagerhäuser gebracht und Körbe mit frischen Kräutern in der großen Steinküche oder der Halle und dem Terrassenzimmer verteilt. Wenn die Pest kam, konnte sich das Herrenhaus praktisch vom Rest der Welt abschließen.
»Die abgestandene Stadtluft und der Atem der Stadtleute übertragen diese Pest«, erklärte Gilbert seinen verwunderten Dienern. Er begutachtete auch das Dorf und befahl seinen Pächtern und Leibeigenen, ähnliche Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, sogar ein kleines Haus, das als Schweinestall benutzt wurde, niederzubrennen, da von ihm schädliche Dämpfe ausgehen könnten. Dann befahl er dem Vikar, zusätzliche Messen zu lesen, um Gott zu bitten, die Dorfbewohner zu verschonen.
Die Menschen von Avonsford gehorchten, wenn auch höchst erstaunt. Godefroi war unbeugsam. Er hatte keine Ahnung, ob die Vorsichtsmaßnahmen nützen würden, konnte sich aber keine anderen vorstellen. Es war nicht nur seine Pflicht als Herr, für seine Leute zu sorgen, er war auch entschlossen, falls irgend möglich, nichts von seinem Besitz zu verlieren.
»Ich werde mit allen Mitteln bewahren, was wir noch in Avonsford besitzen«, sagte er zu seiner Frau. Dieser Satz war ihr wohlbekannt. Seit ein Großteil des Familienbesitzes durch die Nachlässigkeit seines Vaters verlorenging, als er ein Junge war, war Gilbert davon besessen, das Verbliebene zu erhalten. Die Erinnerung an Rogers Verschwendungssucht blieb sein Alptraum und machte ihn überaus vorsichtig. Als junger Mann verließ er einmal Avonsford auf Rogers Ermutigung hin, um sein Glück zu machen. Dies war 1314 gewesen, als er den König als Knappe auf seiner hoffnungslosen Kampagne nach Norden begleitete.
Es wurde ein Fiasko – die Kampagne endete mit der restlosen Niederlage der Engländer durch die Schotten bei Bannockburn – eine Niederlage, die die Hoffnungen auf ein vereinigtes Königreich von England und Schottland für Jahrhunderte vereitelte; Gilbert war entmutigt und verarmt zurückgekehrt. Er machte sich nichts aus Staatsangelegenheiten, denn die Zustände am Hof Eduards II. stießen ihn ab. Zuerst hatte es Jahre der Mißherrschaft unter den Favoriten des bisexuellen Königs, Gaveston und Despenser, gegeben. Dann wurde die Königin öffentlich die Geliebte des großen Herrn Mortimer. Es war eine katastrophale Zeit, und als das Parlament den König schließlich absetzte, war Godefroi fast erleichtert. Bald danach wurde Eduard von seinen Feinden ermordet.
Der neue König, Eduard III. erwies sich bald als weiser und fähiger Herrscher.
Godefroi war nicht in die französischen Kriege gezogen. Dies war vermutlich ein Fehler.
Die alten Streitigkeiten mit Frankreich schwelten seit der Zeit von Eduards Großvater und verschärften sich dadurch, daß der englische König durch seine Mutter ein Anrecht auf den französischen Thron hatte. Kleine Armeen, finanziert mit den Gewinnen aus dem englischen Wollhandel, brachen von England nach Frankreich auf. Ihre Stärke waren die walisischen und englischen Bogenschützen mit ihren berühmten Langbögen. Außerdem waren die gut ausgebildeten Ritter, die sie begleiteten, sich nicht zu gut, notfalls abzusteigen und Seite an Seite mit dem gewöhnlichen Fußvolk zu kämpfen. In mehreren kurzen, gewagten Feldzügen setzten sie der stolzen, doch schlecht organisierten Kavallerie Frankreichs zu. Erst zwei Jahre zuvor hatten Eduard und sein tapferer Sohn, der Schwarze Prinz, den französischen König bei Crecy in die Flucht geschlagen.
Gilbert bedauerte, nicht in Crecy gekämpft zu haben. Die Gewinne wären Avonsford zugute gekommen. Fast immer dachte er jetzt an das Herrenhaus.
Wenn seine Frau auch manchmal meinte, daß ihr Gemahl ein wenig zu vorsichtig sei, wenn sie auch manchmal insgeheim wünschte, er hätte durch kühnere Taten ein höheres Ansehen, so sagte sie sich doch im selben Moment, daß sein ruhiges Leben ja ihr und dem Jungen zugute kam; so war sie zufrieden, und Gilbert war
Weitere Kostenlose Bücher