Sarum
angezündet hatten, wo die Mahlzeiten zubereitet wurden. Das Haus war zwar in Ordnung gebracht, aber verlassen.
»Dieser verdammte Wilson«, schimpfte er. Der Kerl hätte ihnen beim Ausladen helfen sollen. Es war nicht das erstemal, daß er sich so nachlässig zeigte, und Shockley stapfte verärgert den Weg zum Cottage der Wilsons hinunter. Zwei seiner Kinder kamen mit. Der mürrische Leibeigene stand an der Tür. Als Shockley ihn freundlich bat, auf dem Hof zu helfen, ging er ohne ein Wort. Inzwischen schlüpften die beiden ShockleyKinder neugierig ins Cottage der Wilsons; die zwölfjährige blonde Tochter kam sogleich wieder verwirrt heraus und rief ihren Vater: »Komm, schau Peter an.«
Das Feuer in dem dunklen kleinen Raum war ausgegangen, Wilsons Frau saß wie üblich still in einer Ecke. In der anderen lag der junge Peter Wilson auf einem Strohsack. Zunächst bemerkte Shockley nichts Auffälliges – abgesehen von der allgemeinen Atmosphäre unausgesprochenen Hasses, die er immer fühlte, wenn er Wilsons Behausung betrat –, aber aus der Nähe sah der Junge sehr fiebrig aus. Er beugte sich über ihn. Da setzte sich Peter plötzlich kerzengerade auf und hustete ihm mit einem schrecklichen würgenden Geräusch mitten ins Gesicht. »Raus hier! Raus!« brüllte Shockley seine verblüfften Kinder an. Einen Augenblick später stolperten alle drei aus dem Cottage und rannten den Weg wieder hinauf. »Wir fahren sofort ab«, schrie er. Als sie an Walter Wilson vorbeikamen, glaubte Shockley ihn grinsen zu sehen.
»Du mußt den Wein bis auf ein Drittel einkochen«, erklärte Rose Margery Dubber, Godefrois Köchin, während die beiden Frauen den Malmsey-Wein aus Christchurch auspackten. »Dann füge Pfeffer, Ingwer und Muskat hinzu und laß das Ganze noch eine Stunde köcheln; dann gibst du diesen Sirup aus Venedig dazu.« Sie holte einen dicken Sirup aus Honig. »Und Aquavit«, erläuterte sie. Rose vermutete, daß der Alkohol das Wichtigste dabei sei. »Laß alles aufkochen, und wir werden die Pest in Schach halten.« Und so tranken die Godefrois und ihr gesamter Haushalt morgens und abends dieses stärkende Gebräu. Als sie die Flaschen mit MalmseyWein aus ihrer Strohverpackung nahmen, bemerkten weder die Köchin noch Rose den Floh, der aus dem Korb heraus und in eine tiefe Falte im Umhang der Lady gehüpft war. Am nächsten Tag hörten sie, daß die Pest den Shockley-Hof erreicht hatte, aber in Avonsford gab es noch kein Anzeichen dafür. Die Ruhe der Godefrois wurde allerdings durch die Tatsache beeinträchtigt, daß ihr Sohn Thomas noch nicht eingetroffen war.
Wenn noch irgend etwas im Dorf Avonsford die Meinung bestärken konnte, daß Agnes nicht nur eigenwillig, sondern auch etwas seltsam im Kopf war, so war es das Verhalten, das sie nun an den Tag legte. Eine Stunde nachdem sie die Erlaubnis des Ritters erhalten hatte, führte sie ihre kleine Familie aus dem Dorf auf die Hügelkämme. Sie und ihre beiden Stiefsöhne zogen je einen kleinen Leiterwagen, hoch beladen mit Vorräten – Korn, Haushaltsgegenstände, Kleider und andere Dinge, deren Nutzen ihre Familie nicht begriff. Am Schafstall angekommen, schickte sie die Brüder in die Wälder: »Holt soviel Feuerholz wie möglich.« Sie selbst begutachtete währenddessen ihre neue Bleibe. Die Löcher im Dach und der abbröckelnden Mauer interessierten sie nicht, sondern der Erdboden und der Grund um die Mauer herum. Eine halbe Stunde lang kroch sie auf den Knien herum und spähte in jede Ritze, bevor sie endlich zufrieden feststellte: »Keine Ratten. Nicht einmal eine Spinne.«
Was dann kam, war noch merkwürdiger. Sie zeigte auf die zerfallende Mauer und befahl ihren zwei erstaunten Stiefsöhnen: »Nehmt hier Steine weg und stellt sie rund um das Haus auf.« Sie ging zu einer fünfzig Meter entfernten Stelle und schritt einen Kreis um den Schafstall ab, wobei sie alle fünf Schritte stehenblieb, um zu markieren, wo ein Stein stehen sollte.
Am späten Nachmittag umgab ein Kreis aus dreiundsechzig Steinen das Haus. Das Gebäude selbst war in Ordnung: Ein Teil war in gutem Zustand, das Dach ließ sich leicht reparieren, und die Räume waren groß und luftig.
»Es gibt kein Wasser«, beschwerten sich die Söhne. Agnes lächelte triumphierend. »Doch.« Sie nahm ein Holzschaff und führte sie aus der Senkung eine viertel Meile über die offene Hochebene. »Hier«, sagte sie.
Es war ein Teich, der mit Tauwasser gefüllt war. Seit Jahren hatten keine Schafe mehr
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