Sarum
1351 wurde im Parlament die Statute of Labourers verabschiedet, die die Löhne gesetzlich regelte. Mit dieser neuen Waffe konfrontierte Walter in Begleitung seines Sohnes Agnes und ihre Kinder in ihrem Cottage und sagte nur: »Ich kürze euren Lohn.«
Zu seiner Überraschung zuckte sie nur die Achseln. »Dann arbeite ich eben für jemand anderen.«
»Dafür kann ich dich vor das Grafschaftsgericht bringen«, warnte er sie. Das Gesetz verbot eine Kündigung wegen höherer Löhne. Aber Agnes ließ sich nicht beeindrucken. »Und was bekommt Elias bezahlt?« fragte sie.
»Das geht dich nichts an«, zischte er.
»Du bezahlst mir dasselbe, und von jetzt an bekommen auch die beiden älteren Kinder vollen Lohn«, erwiderte sie ruhig. »Bring mich vor Gericht, wenn du willst.« Mit kurzem Nicken schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu.
Obwohl es nicht im Interesse der Wilsons war, mußte Edward die starrsinnige Frau doch bewundern, die seinem Vater unerschrocken die Stirn bot; er wußte genau, daß Agnes recht hatte. Denn in der Praxis konnte das Gesetz der Arbeiter nur wirksam werden, wenn es die ansässigen Gutsbesitzer so wollten; wenn dagegen Bauern Arbeiter zu irgendwelchen Bedingungen einstellen wollten, wurde es einfach umgangen. Walter war nicht in der Lage, Agnes vor Gericht zu bringen, aber bevor er an diesem Tag Avonsford verließ, schwor er seinem Sohn: »Mit dieser verdammten Frau werde ich schon fertig, du wirst es sehen.«
Alles in allem war das ein geringes Ärgernis. In den nächsten Jahren verkaufte Walter nicht nur sein Getreide, sondern ließ auch seine rasch anwachsende Schafherde auf dem Hochland weiden; auch hierbei machte er sich Gilbert de Godefrois konservative Haltung zunutze, indem er sie über den alten Schafstall hinaus auf Weiden schickte, die der Ritter jahrelang hatte brachliegen lassen. Zu diesem Zeitpunkt kam den Wilsons eine andere Maßnahme des Parlaments unmittelbar zugute. Jahrelang hatte der König den Kaufleuten mit Stapelrecht – der Oligarchie reicher Händler, die nur über einen einzigen Markt, normalerweise über den Kanal hinweg, Handel trieben – das Monopol für den Wollexport gegeben. Das erleichterte dem König die Erhebung von Zöllen, und er verfügte so auch über eine Anzahl von Monopolisten, die ihm große Summen leihen konnten. Dieses System war jedoch den kleineren Wollhändlern ein Dorn im Auge, die 1353 eine neue Verordnung über das Stapelrecht erreichten, die den freien Handel von Ort zu Ort zuließ.
»Jetzt können wir unsere Wolle über Winchester oder Bristol verkaufen.« Walter war hoch erfreut.
Im Jahre 1355 kam seine größte Chance. Da zog Thomas de Godefroi in den Krieg.
Das Unternehmen stand im goldenen Glanz des Rittertums. Gute zehn Jahre zuvor hatte Eduard III. gelobt, in Windsor eine Tafelrunde ins Leben zu rufen; sowohl der große Tisch als auch ein entsprechendes Gebäude waren in Arbeit gegangen. Wichtiger noch: Am St.-Georgs-Tag des Jahres 1348 war die edelste aller ritterlichen Gründungen, der Hosenbandorden, gestiftet worden. Unter den Gründungsmitgliedern befanden sich der Schwarze Prinz und der Earl of Salisbury. Für einen jungen Mann wie Godefroi waren es glorreiche Tage. Ein großer, ritterlicher König, umgeben von seinen Söhnen – das war Königtum in seiner wahren Gestalt.
Die Begeisterung der an der Kampagne Beteiligten hatte nicht nur ritterliche Gründe: Nie waren die Aussichten auf Gewinn besser gewesen: für die Vornehmsten wie für das niedere Volk. Ein walisischer Fußsoldat bekam zwei Pence pro Tag; ein berittener Bogenschütze sechs Pence – und dies zu einer Zeit, da der Jahreslohn eines Landarbeiters sich auf etwa zwölf Schilling belief, so daß sogar der Fußsoldat in zweiundsiebzig Tagen den Jahreslohn eines Landarbeiters verdienen konnte. Nicht nur die Löhne waren reizvoll, auch die Plünderei. Jeder Fußsoldat hatte gute Aussichten, in den reichen französischen Provinzen Beute zu machen; und ein Ritter durfte darauf hoffen, einen Adligen gefangenzunehmen.
»Dies ist dein Weg zum Glück«, prägte Gilbert seinem Sohn ein. »Wir müssen einen Ritter haben, um Lösegeld zu verlangen. Das wird unseren Gutshof retten.«
Die Lösegelder waren beachtlich. Französische Ritter wurden mitunter für über tausend Pfund von ihren Familien zurückgekauft. Die gefangenen Adligen waren so wertvoll, daß sogar blühender Handel mit ihnen getrieben wurde. Die Ritter verkauften sich gegenseitig Gefangene.
Es gab nur
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