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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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ein Problem: die Kosten für die Ausrüstung. Da war nicht nur die Rüstung mit dem polierten Arm- und Beinschutz, nicht nur ein Knappe und ein Diener zur ständigen Begleitung, da war vor allem das unerläßliche, edle Streitroß. Ein solches Tier konnte tatsächlich an die hundert Pfund kosten. Und wie gewöhnlich hatten die Godefrois kein Geld.
    In den sechs Jahren seiner geschäftlichen Unternehmungen seit der Pest war Walter Wilson reich geworden und hatte hundert Pfund auf die Seite legen können. Diese beachtliche Summe ermöglichte ihm jetzt die brillanteste Transaktion seiner Laufbahn.
    Gegen Ende des Jahres 1354 lieh er die gesamte Summe Gilbert de Godefroi, um seinen Sohn Thomas für den Feldzug auszurüsten. Er lieh das Geld sogar ohne Zins und Kosten jedweder Art – seine Bedingungen waren viel geschickter.
    »Die Bedingungen sind folgende«, erläuterte er Edward. »Wenn Thomas einen Ritter gefangennimmt, zahlt er das Darlehen zurück plus ein Zwanzigstel des Lösegeldes; wenn nicht, zahlt er das Darlehen zinslos zurück, falls er nicht zahlen kann, verliert er seine Garantie.«
    »Und was ist seine Garantie für das Darlehen?« fragte Edward. Walter grinste. »Einige seiner besten Felder – und die Walkmühle.« Wie geschickt sein Vater die Falle gestellt hatte! Wenn der junge Godefroi einen Ritter gefangennahm, gab es eine gute Gewinnchance; wenn nicht, wußten beide sehr wohl, daß das Bargeld bei den Godefrois äußerst knapp werden würde.
    Viele Menschen zogen durch die Gegend: walisische Fußsoldaten, grün und weiß gekleidet. Ritter und Knappen in Rüstungen. Den prächtigsten Anblick boten die berittenen Bogenschützen. Thomas selbst sah – wie Edward zugeben mußte – beeindruckend schön aus, wie er mit dem weißen Schwan auf dem Umhang aus Sarum hinausritt, um sein Glück zu machen.
    Der Feldzug des Schwarzen Prinzen gegen König Johann den Guten von Frankreich war ein größerer Triumph, als Thomas je zu hoffen gewagt hatte. 1355 kämpften sie bei Bordeaux. Im nächsten Jahr zogen sie weiter. Und am 16. September 1356 führte der fünfundzwanzigjährige Schwarze Prinz seine Armee gegen die französische Übermacht zum großen Sieg von Poitiers.
    Vor der Schlacht hörte Thomas die bewegende Rede des Schwarzen Prinzen an seine Truppen; mit dem Prinzen kniete er nieder, um Gottes Segen zu erbitten; er nahm an dem Triumph teil, als der König von Frankreich gefangengenommen wurde; und er erlebte die legendäre Feier mit, als der Prinz in einer vollendeten ritterlichen Geste den gefangenen König wie einen Ehrengast behandelte. Und erst die Gefangenen – die Blüte des französischen Ritterstandes! Und welche Lösegelder abgesprochen wurden! Der König von Frankreich wollte drei Millionen Kronen bezahlen – das Fünffache des Jahreseinkommens König Eduards. Auch waren ausgedehnte Gebiete erobert worden. Es gab nur ein Problem: Thomas hatte so tapfer gekämpft, sich in jede Bresche geworfen, daß er vergaß, einen Ritter gefangenzunehmen. Er kehrte mit fast leeren Händen zurück und brachte nichts mit als seine Ehre. Das allerdings war nicht genug.
    Gilbert und sein Sohn zeigten die ihnen gemäße Würde, als sie Walter einige ihrer besten Felder und die ertragreiche Walkmühle übergaben. Dadurch wurde Walter unmittelbarer Kronvasall. Wichtiger noch: Er war Eigentümer des ShockleyGutshofs.
    Edward hatte ihn noch nie so freudig erregt gesehen. »Diese Godefrois haben wir fast ruiniert«, rief er triumphierend. »Jetzt werfen wir auch noch diesen verdammten Shockley hinaus.«
    Aber dieser Plan veranlaßte Edward, seinem Vater zum erstenmal zu widersprechen.
    In ihren vielen sorgfältig aufeinander abgestimmten Verhandlungen spielte er immer die weiche Rolle, sein Vater die harte; keiner schätzte dessen ungeschminkte Art und gerissene Kalkulation höher als Edward. Sie hatte ihnen sehr genützt. Aber in den letzten Jahren hatte er den Menschen angemerkt, daß sie Walter nicht leiden konnten, und vor kurzem war er zu der Überzeugung gelangt, daß ihnen seine sanftere Methode schließlich dienlicher gewesen wäre. Zudem war Shockley in Salisbury erfolgreich und gewann an Einfluß.
    »Stephen Shockley ist jetzt Mitglied der Stadtgilde«, gab er zu bedenken. »Warum sollen wir mit ihm streiten? Wir brauchen Freunde, keine Feinde.«
    Walter starrte ihn überrascht an. »Shockley? Ein Freund?« Edward zuckte die Achseln. »Warum nicht? Er ist uns nützlich.« Der Ältere schwieg. Sein Leben

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