Sarum
vierzig Schritt langes und zwanzig Schritt breites, von einem kleinen Erdwall umgebenes Geviert anzulegen, um das Vieh nachts sicher unterzubringen.
So weit hatte sich die Beziehung zwischen Jägern und Siedlern nach Kronas Wunsch entwickelt. Die beiden Gruppen wohnten zwar getrennt, doch wenn sie sich trafen, gab es kaum Schwierigkeiten, und bald wurde die Einfriedung auf Kronas Hügel ein Versammlungsplatz und der Mittelpunkt eines zwar sporadischen, doch lebhaften Tauschhandels. Die Jäger brachten Pelze und Feuersteine, gelegentlich schönes Wildbret, die Siedler boten Webereien und Töpferwaren an.
Nach kurzer Zeit beherrschten beide Seiten die wichtigsten Wörter der anderen Sprache. Der Zwischenfall mit Taku war vergessen. Da er mit seinen verkrüppelten Füßen nicht mehr gut jagen konnte, wurde er der beste Fischer der Gemeinde, und bald durfte er die Bauern in ihren bewunderten Booten auf den fünf Flüssen umherfahren und ihnen die besten Fangplätze zeigen.
Nachdem Krona und seine Leute sechs Jahre dort ansässig waren, brach plötzlich eine offene Fehde aus, die die Siedlung um ein Haar zerstört hätte. Es war die Schuld des Medizinmannes.
Zweimal im Jahr, zu Beginn des Winters und zur Erntezeit, bemalte der Medizinmann sein Gesicht kalkweiß und ging ins Tal zu Kronas Hügel. Keuchend erklomm er ihn und vollzog dort oben unter den Augen der Siedler das Opfer für den Sonnengott. Jedesmal opferte er ein Tier, gewöhnlich ein Lamm.
Die Jäger fürchteten den Medizinmann. Sie wußten, daß er dem Sonnengott, nicht aber der Mondgöttin opferte, und wie die meisten Jäger verehrten sie diese mehr. Außerdem hatte der fette kahlköpfige Mann mit den flinken Augen etwas an sich, was sie an seiner Macht zweifeln ließ. Sie vertrauten Krona, doch dem Medizinmann gingen sie möglichst aus dem Wege.
Im sechsten Jahr gab es kurz nach einem warmen Frühsommer starke Regenfälle, die zwanzig Tage andauerten. Die Ernte wurde vernichtet. Obwohl die Gemeinde genügend Vorräte für den Winter hatte, war der Ausfall der Ernte ein schwerer Schlag. Solch ein Mißgeschick konnte nur bedeuten, daß der Sonnengott aus irgendeinem Grund grollte. Um ihn zu versöhnen und eine gute Ernte fürs kommende Jahr zu sichern, opferte der Medizinmann im nächsten Winter ausnahmsweise vier Lämmer und wiederholte diese kostspielige Prozedur noch einmal im Frühjahr.
Der Sommer war eine bange Zeit nicht nur für die Bauern, auch für den Medizinmann, denn nun mußte sich seine Zauberkraft erweisen, und aller Augen waren auf ihn gerichtet. Der Frühling und der Frühsommer waren schön, und mit gestärktem Vertrauen watschelte der Medizinmann um die Gehöfte, inspizierte die Saat auf dem neuen Ackerland und prophezeite eine Rekordernte. Doch dann setzte im Hochsommer wieder der Regen ein, und zum zweitenmal war die gesamte Ernte ruiniert. In diesem Jahr litten die Siedler wirkliche Not.
Der zweite Ausfall der Ernte bedeutete nicht nur für die Bauern eine drohende Hungersnot, er gefährdete ernsthaft die Stellung des Medizinmannes: Es war allen Siedlern klar, daß der Sonnengott verärgert sein mußte und die Opfer des Medizinmannes umsonst gewesen waren. Der Medizinmann hatte versagt. Jeden Tag zeigte sich der Unmut der Siedler mehr, und das Schwinden seines Einflusses war unübersehbar. In den Häusern murrte man über ihn. Die Frauen brachten ihre kranken Kinder nicht mehr zu ihm, und die Männer mieden seine Gesellschaft. Eines Tages erschien eine kleine Abordnung von Männern auf Kronas Anwesen.
»Der Medizinmann hat uns zwei Regenjahre gebracht«, beklagten sie sich. »Er mißfällt den Göttern, und wir sollten ihn verjagen.«
Nachdem sie gegangen waren, sprach Liam im gleichen Ton. »Er hat versagt«, erinnerte sie ihn, »und außerdem kann man ihm nicht trauen.«
»Wir sollten nichts übereilen«, entschied er. »Sprich nie mehr davon!« Doch von diesem Tag an merkte der Medizinmann, daß Kronas Gesicht sich bei seinem Anblick gefährlich verhärtete. Noch mehr beunruhigte ihn, was er einen jungen Bauern zu seinen Genossen sagen hörte, die alle seiner Meinung waren: »Ich glaube, der Sonnengott hat an diesem Ort keine Macht. Vielleicht gehört er der Mondgöttin, die von den Jägern verehrt wird, und wir sollten lieber ihr Opfer bringen.« Da wußte der Medizinmann, daß ihm nicht mehr viel Zeit blieb. In dieser kritischen Lage ereignete sich etwas, was ihm eine Möglichkeit zum Handeln gab.
Eines frühen Morgens im
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