Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
zurückritt, schien es Edward Shockley, als verlängere der junge Mann den Weg absichtlich. Er wollte Shockley anscheinend nicht aus den Augen lassen. Die Dämmerung senkte sich herab.
    Plötzlich kam Edward der Gedanke, daß die Einladung Forests an diesem Tag womöglich den Grund hatte, ihn von zu Hause fernzuhalten. Er blickte den jungen Mann nachdenklich an. Konnte er tatsächlich mit seinem Vater gemeinsam in einer Intrige stecken – war Thomas Forest jetzt vielleicht bei seiner Frau? Einem Forest, überlegte er, war alles zuzutrauen. Er verabschiedete sich abrupt von Giles und galoppierte zur Stadt, ehe ihn der überraschte junge Mann daran hindern konnte. Er erreichte die Straße bei Dunkelheit und hielt an der Ecke. Die Straße war leer. Während er weiterritt, öffnete sich die Tür seine Hauses, und eine einzelne Gestalt – genau wie jene, die er früher gesehen hatte – glitt aus dem Schatten und trat ein.
    Edward stieg ab und schlich näher. Das Haus lag ruhig da. Vorsichtig ging er durch die seitlichen Arkaden, die in einen Hinterhof führten. Dort war eine Treppe, die er vorsichtig zum obersten Geschoß hinaufstieg. Gleich würde er wissen, was Forest und seine Frau trieben. Im Schlafzimmer brannte Licht.
    Zu seiner Überraschung war es leer. Er glaubte, gedämpfte Stimmen in der Halle zu vernehmen, und wollte schon hinuntergehen, als er die Truhe seiner Frau geöffnet sah. Neugierig schaute er hinein. Sie war fast leer. Die Geldsäckchen, die sie dort aufbewahrt hatte, waren alle verschwunden. Etwas anderes fiel ihm auf: Statt des Geldes lag ein Brief sorglos offen darin.
    Als er einen Blick darauf warf, erschrak er, dann wurde er zornig. Auch Angst durchzuckte ihn. Was, wenn eine andere Hand als die seine diesen Brief entdeckt hätte?
    Seid versichert, Eure Gaben werden gut aufgenommen. Und wenn die Ketzerin, die jetzt auf dem Thron sitzt, beseitigt und der wahre Glaube wieder eingesetzt wird, wird Eure und Eures Bruders echte Treue belohnt werden, Lady, so wir Ihr jetzt Schätze im Himmel sammelt.
    Was die königliche Dirne anbelangt, hoffen wir auf gute Nachrichten.
    Jetzt begriff er: Verrat! Die Jesuiten hatten sie in ihren Klauen. Seine Frau und ihren Bruder.
    Es wurde ihm eiskalt ums Herz. Seine Frau hatte ihn hintergangen. Schlimmer noch, mit ihrem Geld unterstützte sie eindeutig die katholischen Anhänger Spaniens – genau wie jene Menschen, die alles zu zerstören suchten, was ihm heilig war. Er dachte an ihre stille unterwürfige Art, an all die Jahre, die sie in seiner Vorstellung friedlich miteinander verbracht hatten. Er erinnerte sich daran, wie lange er sie getäuscht hatte. Jetzt hatte sie gelogen.
    Fast hätte er den Besucher vergessen. Er ging mit dem Brief in der Hand an die Treppe zurück.
    Die beiden standen an der Tür: ein großer älterer Mann, nur der Figur nach Forest ähnlich. Er war in einen langen Umhang gehüllt. Seine Frau küßte seinen Ring.
    Einen Moment später öffnete sich die Tür; es war John Moody, der offenbar den Priester abholen wollte.
    Edward Shockley ging zurück ins Schlafzimmer. Nun mußte er die wichtigste Entscheidung seines Lebens treffen. Er stand regungslos da. Es gab so vieles zu bedenken.
    Wie unbedeutend die Rolle seiner Frau in dieser Angelegenheit auch sein mochte, es war Verrat. Seine eigene Loyalität galt nur der Königin Elisabeth. Was konnte er in diesem Fall anderes tun, als Walsinghams Männer in Kenntnis zu setzen? Vielleicht würde seine Frau ins Gefängnis kommen; John würde der Folter übergeben – sie würden die Namen seiner Komplizen wissen wollen. Und wenn er sie nicht preisgab, wäre er selber Komplize und schrecklicher Strafe gewiß. Er fragte sich, wie lange sie ihn wohl schon angelogen hatte. In Gedanken an ihre Ehejahre fällte er eine mutige Entscheidung; ob sie richtig war, wußte er nicht.
    Vorsichtig legte er den Brief dorthin zurück, wo er ihn vorgefunden hatte. Dann stahl er sich aus dem Haus.
    Er wollte seine Frau beobachten, um sicherzugehen, daß sie keinen weiteren Schaden anrichtete und auch keinem ausgesetzt wurde. Es waren gefährliche Zeiten für Menschen, die ein Gewissen hatten. Ein paar Tage später durchschaute er Forests eigentliches Spiel. Es war so einfach, daß er sich wunderte, warum er es nicht bereits früher erkannt hatte: Es drehte sich nur um Politik und natürlich um Forests gesellschaftlichen Ehrgeiz.
    Wenn ein Mann in den Adelsstand erhoben wurde, wurde er zugleich Friedensrichter. Es

Weitere Kostenlose Bücher