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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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alles. Sie speisten vorzüglich. Forest ließ einen köstlichen Schwan auftischen.
    Als Spezialität gab es dazu ein seltsames Gemüse, das Shockley unbekannt war. Es hatte eine blasse Farbe, teigige Beschaffenheit und schmeckte süßlich.
    »Es kommt aus Übersee, aus der Neuen Spanischen Welt«, erklärte Wilson. »Ein ganz besonderer Geschmack.« Forest hatte die ersten süßen Kartoffeln aus Südamerika erhalten, die bald, zusammen mit der normalen Kartoffel, ihren Weg in die Alte Welt finden sollten. Nach dem Essen nahm Forest die Männer beiseite und eröffnete die Gespräche. »Kapitän Wilson hat neue Pläne für den Seehandel, die enorme Gewinne bringen könnten«, erklärte er Edward. »Er sucht Geldgeber in Sarum, daher dachte ich, du solltest ihn anhören.« Er gab Wilson ein Zeichen.
    »Denkt vor allem an Rußland«, begann der Kapitän. Shockley wußte einiges über diese Handelsbeziehungen. Seit zwanzig Jahren versuchten englische Kaufleute über Rußland zu den alten lukrativen persischen Handelsrouten zu gelangen, bisher mit wenig Erfolg. »Rußland hat Öl, Talg, Teer, Felle, Holz für Masten«, zählte Wilson auf. »Da uns Spanien jeden Tag stärker bedroht, werden alle Materialien zum Schiffsbau aus Rußland hier einen bereiten Markt finden. Und sie wollen Eure Tuchbahnen, Master Shockley.« Forest nickte zustimmend.
    »Dann ist da noch China. Frobisher versucht es über die Nordwestpassage zu erreichen. Sogar die Königin hat darin investiert. Und jetzt gibt es einen neuen Versuch, dorthin zu kommen – über die Spitze von Rußland. In Zukunft könnten wir uns an dem neuen Handel beteiligen. Es wird auch eine Gesellschaft zum Handel mit dem Orient gegründet, Handel mit Luxusgütern.« Er hielt inne. »Und ich habe noch eine Neuigkeit für Euch. Drake ist zurück.«
    Jeder wußte, daß Francis Drake, der Abenteurer aus Plymouth, drei Jahre zuvor aufgebrochen war, um den Erdball zu umsegeln. Jene Traditionalisten, die sich immer noch weigerten zu glauben, daß die Erde rund ist, behaupteten, er werde am Rand abstürzen. Aber auch andere, die die Vorstellung des Globus akzeptierten, glaubten doch nicht an Drakes Wiederkehr. Sogar die Königin hatte dem tapferen Entdecker-Piraten nur zögernd Geld zur Verfügung gestellt.
    »Er ist gestern angekommen«, erklärte Wilson leichthin. »Er hat unterwegs spanische Länder und Galeonen geplündert, und«, er hielt einen Moment inne, um die Wirkung seiner Worte zu verstärken, »seine Fracht beinhaltet ungemünztes Gold im Wert von eineinhalb Millionen Pfund Sterling!«
    Beide Männer schwiegen. Es war eine unvorstellbare Summe. Wilson lenkte rasch auf seine Forderungen über. »Ich habe drei fähige Söhne. Ich brauche zusätzliche Mannschaft für drei gute Schiffe. Ich brauche Geldgeber aus Sarum, Master Shockley; und wir können alle ein Vermögen machen.«
    Im Grunde war Shockley mit dem Vorschlag einverstanden, eines war ihm jedoch unklar. »Wenn Ihr von Drake sprecht, heißt das, daß Ihr nicht nur den Handel, sondern auch Piraterei im Auge habt?« fragte er. »Ja«, gab Wilson offen zu. »Und die Königin selbst würde es mit Freuden hören, solange wir die Spanier plündern.«
    Das stimmte. Vor langer Zeit hatte der Papst den gesamten Handel mit der Neuen Welt dem treu katholischen Spanien übertragen. Die englischen Kaufleute und ihre Königin wollten ihren Anteil daran haben. Der spanische König hatte die Hoffnung längst aufgegeben, England durch Überreden seiner durchtriebenen, jungfräulichen Königin zur katholischen Herde zurückzubringen. Er schloß über die Niederlande mit England Frieden, und die neu aufgenommenen Handelsbeziehungen mit Antwerpen waren für die englischen Kaufleute vorteilhaft. Aber verziehen hatte Philipp den halsstarrigen protestantischen Inselbewohnern nicht. Früher oder später würde, damit rechnete man, er eine Invasion unternehmen, und alles, was englische Abenteurer zur Schwächung der spanischen Flotte oder zur Verminderung des spanischen Goldes beitragen konnten, verdiente Unterstützung. »Ich werde tun, was ich kann«, willigte Shockley ein. Kurz bevor er ging, nahm ihn Forest beiseite und fragte: »Möchtest du selbst in dieses Unternehmen investieren?«
    »Ja. Aber«, Shockley grinste, »es könnte nur eine bescheidene Summe sein…«
    »Ein kleiner Beitrag wäre genug. Wenn du uns unterstützt, werde ich dir einen Gewinnanteil zukommen lassen.« Edward sagte nichts. Seine Miene blieb unbewegt. »Ein

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