Sarum
einziges Mal strenge Maßnahmen ergreifen und Katholiken, die sich weigerten, sich nach außen hin anzupassen, mit großen Bußgeldern belegen; die Geheimagenten ihres Gewährsmanns Walsingham waren überall.
In Sarum hatte man kein sonderliches Interesse daran. Edward hielt an jenem Tag eine feurige Rede. Er sah zustimmendes Nicken und glaubte, diesmal mit seinen Forderungen durchgedrungen zu sein. Bis sich ein stämmiger Bürger erhob. »Kriege sind teuer, Edward Shockley. Davon wollen wir hier nichts mehr wissen.«
»Aber wenn die Spanier kommen…« wandte er ein. »Wir haben ein Waffenlager.«
Eine Sammlung von Lanzen und altertümlichen Schwertern.
Shockley hatte wieder versagt.
Drei Tage später besuchte ihn eine kleine Abordnung aus Wilton. Sie begrüßten ihn respektvoll und kamen sogleich zur Sache. »Edward Shockley, wir sind Nachbarn von John Moody. Du mußt ihm sagen, daß er das Geschäft aufgeben soll. Wir wollen ihn und seine Familie nicht mehr hier haben. Sie sind Katholiken.«
»Aber sie passen sich doch an«, widersprach er. Es war ein Kampf gewesen. Nach vielen Stunden konnte er John Moody überreden, sein Gewissen – zumindest vorläufig – zu opfern. »Katholiken sind Verräter. Sie denken verräterisch.« Er starrte sie an. Verrat war eine Sache. Glauben eine andere. Dies war der Grundsatz von Elisabeths Vorschriften.
»Moody wird für mich arbeiten, solange es ihm gefällt«, tobte er. Am nächsten Tag warnte er Moody zur Vorsicht. »Aber erst müssen sie dir Verrat nachweisen, bevor ich dir die Freundschaft kündige.«
Kurz danach gab es ein höchst erfreuliches Zwischenspiel: Als Teil seines Planes – was immer dieser auch war – lud der junge Giles Forest Edward Shockley eines schönen Tages in das große Haus von Wilton ein. Eine große Menschenmenge hatte sich dort versammelt, um eine Schauspielertruppe, die häufig auf Lord Pembrokes stattlichen Besitz kam, zu sehen. Obwohl Edward ahnte, was dahintersteckte, begleitete er den jungen Mann gern dorthin.
Er war noch nie zuvor im Haus von Wilton gewesen. Es stellte sich als sehr vornehm heraus.
Shockley war Lord Pembroke ein paarmal in der Stadt begegnet, aber sie waren einander nie nähergekommen, und er war gespannt darauf, ihn in seinem eigenen Heim zu treffen.
»Er ist gar nicht wie sein Vater«, sagte Giles. »Er ist ein Gelehrter.« Es wurde allgemein angenommen, daß der erste Graf, obwohl er einer der schlauesten Köpfe im Königreich war, weder lesen noch schreiben konnte. Anders sein Sohn.
»Was seine neue junge Frau anbetrifft…« murmelte Giles, »die Poeten verfassen Gedichte für sie.«
Denn nachdem er klugerweise die Ehe mit der politisch gefährlichen Schwester Lady Jane Greys nicht vollzogen hatte, heiratete er zunächst eine Frau aus der mächtigen Familie der Talbots und nach ihrem Tod die außergewöhnliche Mary Sidney. »Er war über vierzig, und sie war erst sechzehn, aber es ist eine vorzügliche Ehe«, bemerkte Giles. »Sie leben wie die Fürsten.«
Shockley war zwar selbst nicht von Hofe, jedoch gebildet genug, Vergnügen an der eleganten und literarisch interessierten Gesellschaft zu finden. Er konnte den jungen Forest jetzt besser verstehen. Obwohl er ihr manieristisches Gehabe bestaunte, fand Shockley die jungen Männer doch angenehm. Sie schrieben Sonette in der Weise Petrarcas; sie übten Bogenschießen – nicht für den Ernstfall, sondern, wie sie ihm erklärten, um ihren Körper zu stählen.
»Schönheit des Körpers, Schönheit des Geistes«, forderten sie. Als er sich damit angefreundet hatte, hatte er auch eine bessere Meinung vom jungen Forest. Das Stück war eine kurze, mittelmäßige historische Darstellung. Shockley störte sich nicht weiter daran, denn danach stand er Pembroke selbst gegenüber. Er war ein Mann mittleren Alters und wirkte abgespannt, aber sein feingeschnittenes sensibles Gesicht sah immer noch gut aus. Shockley verneigte sich ehrerbietig. Der zweite Graf war vielleicht eine so illustre nationale Figur wie sein Vater, aber doch eine beeindruckende Persönlichkeit. Er war unmittelbarer Vertreter der Königin in der Grafschaft. Er befehligte das Militär und war Oberhaupt aller ansässigen Richter.
Edward errötete vor Freude, als ihn der große Mann freundlich anlächelte und sagte: »Master Shockley, ich habe von Euch gehört als dem einzigen Mann in Salisbury, der im Kriegsfall zur Verteidigung bereit ist.«
Als er mit Giles Forest zusammen nach Salisbury
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