Sarum
niedergeschlagen.«
Jetzt wollte die Frau hinauslaufen und nach dem Kind suchen. Ludlow mußte ihr das verbieten – die Kavaliere konnten jeden Augenblick hiersein.
Es war vollkommen still auf dem Marktplatz. Samuel Shockley lag fast in der Mitte. Am Kopf hatte er eine flache Wunde, wo Ludlows Schwert ihn gestreift hatte, und er fühlte etwas Warmes, Klebriges heraustropfen. Ein Stück weiter lagen zwei reglose Körper. Samuel war zu verstört, um zu weinen. Langsam stand er auf. Von der Castle Street hörte er Geräusche, doch der Marktplatz lag ganz verlassen da. Die Geräusche kamen näher. Er mußte hier weg. Die Gasse zum Poultry Cross war dunkel, doch er fürchtete die Schatten weniger als diese Geräusche. Er stolperte darauf zu.
Er erreichte Poultry Cross gerade, als die Royalisten – von der Castle Street kommend – wieder auf dem Marktplatz anlangten. Plötzlich spürte er, daß er heftig zitterte.
Das Poultry Cross war ein kleines, sechsseitiges Bauwerk, bestehend aus offenen Spitzbogen. Es war überdacht und von einer niedrigen Mauer umgeben. Samuel hielt es zuerst für ein gutes Versteck, doch als er die Truppen auf den Marktplatz strömen sah und befürchtete, daß sie vielleicht auch seines Weges kämen, wurde ihm klar, daß er immer noch in Gefahr war.
Margaret entdeckte ihn, als er die High Street zu zwei Dritteln hinter sich hatte. Er bot ein Bild des Jammers. Aus irgendeinem Grund war er aus dem Schatten in die Mitte der Straße getreten, neben den Kanal. Sein kleines rundes Gesicht war dem Tor hoffnungslos zugewandt. Am anderen Straßenende tauchte soeben die Vorhut der Royalisten auf. Jenseits des Tores formierte sich die Kampflinie der Roundheads und verstellte Margaret fast den Blick. »Laßt mich durch!«
Der Trupp, den Rücken ihr zugewandt, bildete eine solide Mauer. Sie hielt Ausschau nach einem Offizier. Ludlow stand am Glockenturm. »Laßt mich vorbei!« Margaret wurde handgreiflich. Die Männer fluchten. Sie sah, daß die Royalisten sich zum Angriff bereit machten.
»Samuel!«
Er hörte sie, starrte aufs Tor, zögerte, blickte von den Royalisten zu den Roundheads und wieder zurück.
Die Musketen zielten in seine Richtung. Samuel war sich ganz sicher, daß alle Soldaten nur vorhatten, ihn zu töten, und er konnte sie nicht einmal mehr auseinanderhalten. »Spring ins Wasser!« schrie Margaret.
Er verstand sie. Das eiskalte Wasser da unten sah jedoch nicht sehr einladend aus. Er rührte sich nicht von der Stelle.
Sie schrie aus vollem Leibe. Warum zögerte er nur? Die Musketiere zielten auf die Royalisten.
Später wußte Margaret nicht mehr, wie sie die Reihen durchbrochen hatte. Sie hörte Flüche, hörte von fern das Aufprallen einer Muskete, merkte, daß sie auf den Rücken eines Mannes trat. Sie rannte wie wahnsinnig, stolperte, und endlich, als die ersten Schüsse fielen, warf sie sich über das Kind und sprang mit ihm in das eisige Wasser.
Vom Rest der Nacht behielt Samuel Shockley wenig im Gedächtnis. Er wußte nicht mehr, daß Margaret aus dem Kanal geklettert war, sobald die Truppen vorübergezogen waren. Er hatte nur eine vage Erinnerung daran, daß man ihn zum St. Anne’s Gate getragen hatte, aber er verschlief den Kampf um den Glockenturm.
Abgesehen von ein paar kühnen Attacken durch Edmund Ludlow, glich der Kampf eher einer Belagerung, bei der einige hundert Royalisten um den Turm standen und warteten. Da es bei Tageslicht zu erkennen gewesen wäre, wie beklagenswert klein seine Truppe wirklich war, zog Ludlow sich lautlos durch das Südtor vom Gelände zurück und beobachtete vom Harnham Hill aus die Ereignisse.
Samuel wachte auf, als es gerade hell wurde. So sah er vom Fenster des kleinen Hauses, wo sie Unterschlupf gefunden hatten, wie die Royalisten den Karren eines vorbeikommenden Kohlenhändlers in ihre Gewalt brachten und mit Hilfe der darin befindlichen Holzkohle die verrammelte Tür des Turmes niederbrannten. Damit war der Kampf um den Glockenturm beendet. Am späten Vormittag, als der kleine Wagen mit Samuel und seiner Schwester wieder auf ihrem Hof anlangte, begann der Kampf der Margaret Shockley. Sie wurden von Jacob und Mary Godfrey mit langen Gesichtern empfangen.
»Ich tat, was ich konnte«, erklärte Jacob, »aber es waren zwei Dutzend Männer hier.«
Das Haus glich einem Trümmerhaufen. Die Royalistengruppen waren auf ihrem Weg von Amesbury ins Tal hinunter an einigen Höfen vorbeigezogen und wie eine Heuschreckenplage darüber
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