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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Menschen, die für eine edle Sache kämpfen«, fuhr er fort. »Bessere Männer als Obadiah, Margaret; bessere als ich. Wahrhaftig fromme Männer, die für die Freiheit kämpfen, nach bestem Wissen gläubig zu sein. Das sind die Leute, die für Cromwell kämpfen. Dazu will ich gehören.« Er sprach mit einer neuen Demut, aus geistigem Leid geboren.
    Daher fühlte sie jetzt eine stärkere Zuneigung zu ihm. »Du meinst die Sektierer?«
    »Nenne sie, wie du willst.«
    Margaret sah ihn nachdenklich an und überlegte, wohin das wohl führen mochte. »Wie lange willst du hierbleiben?« fragte sie. »Bis morgen.«
    Der Vormittag verlief ruhig. Nur Mary Godfrey und eine Dienstmagd waren im Haus, und niemand wußte von Edmunds Anwesenheit. Am Nachmittag schlief er wieder.
    Am Spätnachmittag kamen Soldaten, von Nathaniel angeführt. »Wir durchsuchen die Gegend nach Roundheads«, sagte er wohlgelaunt, als er vor ihr in der Halle stand. »Gestern wurden einige gesehen.« Margaret erwiderte seinen Blick fest. »Was geschieht mit ihnen, wenn man sie fängt?«
    »Wahrscheinlich hängt man sie, aber wir haben noch keine gefunden.«
    »Ich habe keine gesehen«, sagte sie, »aber deine Leute sollten die Scheune und die Nebengebäude durchsuchen.« Das taten sie eine Viertelstunde lang, doch ohne Erfolg, während Nathaniel und seine Schwester in der Halle ruhig miteinander plauderten. Gerade als Nathaniel sich zum Gehen wandte, kam der kleine Samuel nach dem Mittagsschlaf die Treppe herunter, sprang, als er Nathaniels ansichtig wurde, mit einem Freudenschrei in dessen Arme und flüsterte: »Soll ich dir ein Geheimnis verraten?«
    Die Männer standen einander in Margarets Schlafzimmer gegenüber, der kleine Samuel unschuldig lächelnd neben Nathaniel. Margaret hatte die Tür öffnen müssen, als Nathaniel ihr ruhig erklärte, er werde das sonst gewaltsam besorgen.
    Sie bildeten einen merkwürdigen Gegensatz: der jüngere Bruder in seinem eleganten, spitzenbesetzten Gewand; der ältere, der in der Hoffnung zu entkommen rasch in seine einfache braune Jacke und die häßlichen Kniehosen geschlüpft war. Margaret bemerkte, daß seine grauen Wollsocken durchlöchert waren. Schweigend musterten sie einander. Dann ergriff Nathaniel das Wort. »Nun, Edmund, man hat dein Haar abscheulich gestutzt.«
    Edmund versuchte ein Lächeln, aber sein Blick war gehetzt. Nathaniel wandte sich an die Schwester. »Ich erinnere mich, daß du, als andere mich wegschicken wollten, gesagt hast, keinem deiner Brüder werde dein Haus je verwehrt sein.«
    »So war es, und so bleibt es auch«, erwiderte sie. »Das ist gut.« Dann wandte er sich mit seinem offenen Lächeln, das ihr so vertraut war, wieder an Edmund. »Verzeih, wenn ich nicht bleibe, um dich geziemend willkommen zu heißen, Edmund, aber meine Leute erwarten mich draußen.« Er zwinkerte. »Wir suchen nach Männern vom Parlament.« Damit verließ er den Raum. Nathaniel! Margaret hatte ihn lieb.
    1645: Januar Am besten erinnerte sich der kleine Samuel an jenen Winter. Damals legte seine Schwester Margaret, während ihre beiden kämpfenden Brüder fern waren, selbst die Rüstung an, nahm das Schwert und focht ihren eigenen Kampf aus.
    Zuerst jedoch spielte Samuel selbst eine dramatische Rolle in der Schlacht am Glockenturm.
    Die neue Stadt im Tal war, im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin auf dem Hügel, niemals auf Verteidigung eingerichtet gewesen. Nun machte das Militär sie das einzige Mal in ihrer Geschichte zu einer zeitweiligen Festung. Da es kein anderes Areal mit einer umgebenden Mauer gab, hatten die Royalisten versucht, das Kathedralgelände zu befestigen; es war ihnen nicht gelungen. In einem Scharmützel um die Weihnachtszeit nahm eine Abteilung von Ludlows Roundheads die Tore einfach unter Beschuß und setzte die kleine Garnison gefangen. Nun hielten sie das Gelände besetzt, und der hohe Glockenturm diente als Wachtturm. Es wurde allgemein angenommen, daß die Royalisten zurückkämen, aber niemand wußte, wann.
    Es war unklug von Margaret, an jenem Tag in die Stadt zu gehen, doch ohne Nathaniel wurde es ihr im Haus langweilig, und sie fand, daß sie Abwechslung brauchte.
    Es war ein klirrend kalter Tag, an dem sie mit Samuel im Wagen nach Salisbury fuhr. Sie machte ein paar Einkäufe und hielt hier und da einen Schwatz mit Bekannten auf dem Marktplatz. Schließlich wollte sie Samuel eine Freude machen und ging mit ihm durch die High Street zum Kathedralgelände. Das Tor war offen. Sie

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