Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
angeboten?« Er schüttelte den Kopf. »Sie ist wirr. Ich befürchte das Schlimmste. Wir versuchen auf jeden Fall, die Wiesen für dich zurückzubekommen.« Als Samuel der Verlust seines Erbes bewußt wurde, war er ärgerlich auf Margaret, ganz gleich, ob er sie nun für eine Hexe hielt oder nicht. Die Anklage wurde am nächsten Tag erhoben. Hopkins versprach zu beweisen, daß Margaret Shockley durch ihr unnatürliches Betragen – indem sie sich als Mann verkleidete, mit Tieren sprach – und durch andere Anzeichen bewiesen hatte, in der Kunst der Geisterbeschwörung bewandert zu sein. Um das Maß vollzumachen, führte er an, daß sie die Schafe ihres Nachbarn verhext habe; der Tod der zwei Schafe der Forests diente als Beweis.
    Es war eine verdammungswürdige Anklage, und in ganz Sarum wurde darüber getuschelt. Der Fall sollte in der folgenden Woche dem Friedensrichter, Sir Henry Forest, vorgetragen werden, doch es gab kaum einen Zweifel, daß er ihn an das Assisengericht zur Verhandlung weitergeben werde. Daß die verhexten Schafe ihm gehört hatten, wurde nicht als ungünstige Beeinflussung gewertet.
    Am nächsten Tag erhielt Sir Henry Forest allerdings einen unerwarteten Besuch, und zwar von dem Juden Aaron.
    Als dieser von der Anklage gehört hatte, hatte er all seinen Mut zusammengenommen und war zu Forest gegangen. Als Jude hatte er keine starke Position in England. Hatte er es nötig, sich mächtige Männer wie Obadiah zu Feinden zu machen? Und Margaret Shockley war ihm gleichgültig. Doch es stand im Gesetz geschrieben: Du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen. Wenn er nichts unternahm, würde ihm sein schlechtes Gewissen keine Ruhe lassen. Was er gesehen hatte, das hatte er gesehen.
    Ohne auszusprechen, was dahinterstecken konnte, berichtete er Sir Henry kurz, wie er Obadiah am Schafstall beobachtet hatte. Forest hörte sich den Bericht an und wurde immer nachdenklicher. Als der Jude geendet hatte, dankte er ihm. »Das ist eine delikate Angelegenheit«, gab er allerdings zu bedenken, »und ich rate Euch, nicht darüber zu sprechen. Ich werde jedoch eingehend nachforschen, dessen könnt Ihr sicher sein.« Damit verabschiedete er den Juden. Er erwog die Sache von allen Seiten und holte das mit Margret getroffene Abkommen heraus. Selbst wenn sie zum Tode verurteilt werden sollte, würde er es doch weiterhin als gültig betrachten. Auch ohne ihre Leibrente zum niedrigen Zinssatz würde der Wert dieses Grundes um ein Vielfaches steigen. Forest beschloß, Stillschweigen zu bewahren und den Gang der Dinge abzuwarten.
    Margaret sah den nächsten Schlag gegen sich voraus. Am selben Tag packte sie Samuels Habe in drei Kisten, lud sie in den Wagen und brachte den Jungen ins Herrenhaus von Avonsford.
    »Am besten bleibt er bei Euch«, sagte sie zum Baronet und fügte hinzu: »Es wird einfacher für Euch sein, Euren Anteil zu behalten, wenn der Junge bei Euch ist. Schwieriger wäre es, wenn er bei Obadiah leben würde.«
    Forest nahm den Jungen wortlos in Empfang.
    Zwei Stunden später traf Obadiah mit sechs Männern auf dem Hof ein. Sie wollten Samuel holen. Margaret bemerkte, daß weder Jacob noch einer der Knechte ihn aufzuhalten versuchte.
    »Ihr kommt zu spät«, sagte sie zu Obadiah. »Er ist sicher und für dich unerreichbar bei Sir Henry Forest untergebracht.«
    »Ich bin das Familienoberhaupt, du unverschämtes Weib«, sagte er eiskalt. »Forest wird ihn herausgeben.«
    »Das glaube ich nicht. Er hat Interesse an dem Jungen. Er ist auch der Magistrat, vor den du mich bringen mußt«, fügte sie schlau hinzu.
    Obadiah blickte finster drein, aber er ließ es dabei bewenden.
    Aber bevor er ging, waren sie kurze Zeit miteinander allein, und da fragte sie ihn: »Wenn du den Jungen doch nicht bei dir haben kannst – warum willst du mich weiter verfolgen?«
    Darauf erwiderte er, all den aufgestauten Haß in den dunklen Augen, sehr leise: »Damit du auf den Scheiterhaufen kommst.«
    Sie nickte. »Dann bist du das wahre Familienoberhaupt.«
    Aaron war nicht zufrieden mit sich. Er wußte, daß Forest verschweigen würde, was er ihm erzählt hatte. Wenn er auch gewagt hätte, die Angelegenheit offen zur Sprache zu bringen: Was würde das Wort eines Juden gegen das eines mächtigen Presbyterianers gelten? Da sah er den Jungen in Wilton – er saß in Sir Henrys Wagen. Kein Zweifel, das war ein Zeichen des Himmels.
    Aaron erzählte Samuel in aller Eile, was er gesehen hatte. Er erwähnte nicht, daß er es Forest schon

Weitere Kostenlose Bücher