Sarum
umriß den unangenehmen Fall und seinen eigenen Plan für eine Lösung.
Ward lachte. »Jetzt fühle ich mich schon besser. Ihr habt meine Unterstützung.«
»Danke. Ich muß weiter.«
Ward hielt ihn noch einen Augenblick zurück. »Prinz Wilhelm wird bald hiersein. Glaubt Ihr, daß diese Revolution ihr Gutes hat?«
»Unbedingt.« Samuel lächelte. »Aber Ihr wißt, daß ich im Gegensatz zu Euch ein Whig bin.«
Seiner Meinung nach hatten sich die Stuarts den Verlust der Krone schließlich und endlich selbst zuzuschreiben. Denn als nach dem Tode Cromwells das englische Parlament Karl II. gebeten hatte, wieder in sein Königreich zurückzukehren, war das mit klarer Überlegung geschehen. Die Engländer hatten einen König zum Tode verurteilt; sie hatten sich als Commonwealth versucht, und es hatte ihnen nicht entsprochen. Nun beschloß die Gentry, im Parlament auf das Altgewohnte zurückzugreifen.
Das bedeutete Herrschaft für sie: die Gentry als Vertreter des Königs in den Grafschaften, die Gentry als Richter; ortsansässige Männer, die die örtliche Miliz – keine bezahlte Armee – befehligten; Gentry, die über das alte englische Gewohnheitsrecht wachte; Gentry, die die englische Kirche stützte und im Parlament die Finanzen kontrollierte. Es war eine konservative Regierung, nicht das, wofür Presbyterianer und Radikale einen Bürgerkrieg geführt hatten. Zumindest war sie etwas Altbekanntes und alles andere als eine militärische Tyrannei. Und sie gab Sicherheit. Die Konstitution von Clarendon und die Test-Akte, von der Gentry durch das Parlament verabschiedet, schloß alle Kleriker außer den Angehörigen der Englischen Kirche aus öffentlichen Ämtern aus. Dadurch wurden die gefährlichen Radikalen und vor allem die Papisten ausgeschaltet. Es gab auch keine Einmischung aus dem Ausland. Doch fünfundzwanzig Jahre lang versuchten die unbelehrbaren Stuarts alles, um dem entgegenzuwirken. Karl II. hatte insgeheim mit seinem Vetter Ludwig XIV. wegen einer Invasion paktiert und erklärte sich selbst auf dem Totenbett als Papisten. Sein Bruder Jakob war noch schlimmer: Er nahm sich nicht einmal die Mühe, seine Absichten zu verschleiern. »Er macht uns noch zu Katholiken und benutzt dafür französische und irische Armeen«, sagte Shockley zu Seth Ward. »Deshalb bin ich ein Whig.«
Das Programm der neuen Partei, die diesen seltsamen Namen trug, sah vor, den katholischen Jakob von der Thronfolge auszuschließen. Der König und seine höfischen Tories schlugen zurück. Sie enthoben die meisten ihrer Opponenten der Ämter. Alle sieben Wiltshire-Bezirke, darunter Salisbury, verloren ihre Chartas.
Karl spielte und gewann. Jakob wurde auf friedlichem Wege sein Nachfolger, doch nicht für lange.
Sarum hätte den neuen König gebilligt, denn er war zuerst mit der Tochter des bekannten Anwalts Hyde, des späteren Earl of Clarendon, verheiratet, dessen Vetter ein Bischof war und ein loyaler Anglikaner nebenbei. Aus dieser Ehe gingen zwei protestantische Töchter, Maria und Anna, hervor. Doch nun heiratete der König ein zweitesmal, und zwar eine katholische Prinzessin; das sahen die Leute in Sarum gar nicht gern. Sie waren der neuen Herrschaft bald überdrüssig. Das Parlament wurde abgesetzt. Arundel of Wardour, einer der großen Katholiken des Landes, übernahm ein hohes Amt.
Der König forderte mit allem Nachdruck die Abschaffung der Test-Akte, und selbst seine beiden Schwäger, Hyde-Anhänger, wurden abgesetzt, da sie diese Annäherung an Rom nicht unterstützten. In Salisbury wurden der Bürgermeister und fünf Ratsherren vom König ihrer Ämter enthoben. »Er setzt alles daran, um bei allen Schichten Englands Anstoß zu erregen. Selbst aus Tories werden Whigs. Und jetzt hat er auch noch einen Sohn…«
Das war wirklich der Gipfel. Bis dahin hatten die protestantischen Töchter als Jakobs Thronfolgerinnen gegolten, doch mit der Geburt eines Prinzen von Wales von seiner neuen katholischen Frau gab es wohl keine Hoffnung mehr für die protestantische Insel.
Die Thronfolge mußte geändert werden; wer schien geeigneter als Maria und ihr Gemahl Wilhelm, Prinz von Oranien, der aufrechte protestantische Holländer, erklärter Gegner des katholischen Königs von Frankreich?
Die Revolution verlief rasch und problemlos, Jakob zog sich zurück. Nun würde Wilhelm gleich in die Stadt einziehen. Clarendon selbst, kürzlich noch Minister unter Jakob, war mit anderen Hydes aus Wiltshire zu seiner Begrüßung eingetroffen.
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